Unter Niko Kovac ist Karim Adeyemi gesetzt – und profitiert auffallend davon. Beim 2:0-Erfolg beim FC St. Pauli war der schnelle Flügelstürmer der Mann des Spiels. Was er jetzt benötigt, ist Konstanz.
BVB-Flügelstürmer kommt unter Kovac immer besser in Tritt
Philipp Treu konnte dem neutralen Beobachter in der 58. Minute des Spiels zwischen dem FC St. Pauli und Borussia Dortmund fast ein wenig leidtun. Bei einem langen Befreiungsschlag von BVB-Angreifer Maximilian Beier hatte sich der Rechtsverteidiger des Aufsteigers verschätzt und musste deshalb ins eigentlich aussichtslose Laufduell mit Dortmunds Sprinter Karim Adeyemi.
So sehr sich Treu auch mühte, Adeyemi zu stoppen: Er hielt weder Schritt noch gelang es ihm, seinen Gegenspieler taktisch zu foulen. Es kam wie es kommen musste: Nach einem überlegten Haken und einem ebenso überlegten Abschluss Adeyemis mit dem eigentlich schwächeren rechten Fuß stand es 2:0 für den BVB. Es war die Entscheidung, nachdem zuvor bereits Serhou Guirassy – nach Vorarbeit von Adeyemi übrigens – die Gäste in Führung geschossen hatte.
Auffälliger Jubel ohne Hintergedanken
Mit einem besonderen Jubel – Adeyemi blieb einfach regungslos und lautlos stehen – feierte der Dortmunder Flügelstürmer seinen dritten Treffer in der laufenden Bundesliga-Saison, ehe die Mitspieler zur Jubeltraube dazustießen. Er habe sich dabei nichts gedacht, sagte Adeyemi später. Auffällig war es trotzdem.
Das gilt auch für Adeyemis Vorstellung insgesamt. Die Tendenz, seit Niko Kovac den BVB trainiert, ist klar positiv: Unter dem 53-Jährigen ist Adeyemi gesetzt und fasst zunehmend wieder Vertrauen in seine Fähigkeiten. Der Treffer in Hamburg bot dafür das perfekte Anschauungsmaterial – zumal er dabei eine Ernsthaftigkeit bewies, die ihm in der Vergangenheit bereits das eine oder andere Mal abgegangen war. Statt sich auf Treus Versuche einzulassen, hinzufallen und möglicherweise einen Platzverweis für den Gegner herauszuholen, blieb Adeyemi auf den Beinen und fokussiert.
Am Dienstag kommt Lille nach Dortmund
„Diese Szene“, sagte nach der Partie Dortmunds Sportdirektor Sebastian Kehl, „taugt ein bisschen als Spiegelbild. Karim fällt nicht, sondern wehrt sich und setzt sich am Ende durch. Wir wollten dieses Spiel unbedingt gewinnen – und dafür braucht man auch solche Aktionen.“ Auch dank Adeyemi, der jetzt diese Leistung verstetigen muss, gelang es dem BVB erstmals in dieser Bundesliga-Saison, einem Sieg (6:0 gegen Union Berlin) einen weiteren nachfolgen zu lassen. Auch wenn sich tabellarisch dadurch wenig tat und die Dortmunder weiterhin auf Platz 10 rangieren, wird der Abstand nach oben geringer.
Bevor es in der Liga wieder um Punkte geht – am Samstag reist der FC Augsburg nach Dortmund – wechselt der BVB aber zunächst den Wettbewerb: Am Dienstag steigt im Signal Iduna Park das Achtelfinalhinspiel der Champions League gegen OSC Lille. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird Kovac gegen die Franzosen auf dieselben Spieler vertrauen wie am Samstag in Hamburg – also auch auf Adeyemi.
Für den BVB bietet sich in den beiden Duellen – das Rückspiel steigt acht Tage später in Lille – eine „Riesenchance“ (Sport-Geschäftsführer Lars Ricken), erneut ins Viertelfinale einzuziehen. Für Adeyemi ist es die nächste Gelegenheit, auf der ganzen großen Bühne seine zuletzt entdeckte Ernsthaftigkeit unter Beweis zu stellen.
Drei Tore gegen Celtic: Die Königsklasse liegt ihm
Die Champions League liegt dem 23-Jährigen in dieser Saison durchaus: In sieben Spielen traf er bislang viermal – dreimal davon beim 7:1 gegen Celtic Glasgow in der Liga-Phase – und bereitete beim 3:0-Sieg in Lissabon einen weiteren Treffer vor. Am Dienstag nun kann und will er nachlegen – und damit beweisen, dass er sein Leistungsvermögen auch konstant abrufen kann.