Der VfL Wolfsburg steckt in der Krise. Vor dem Spiel beim HSV spricht der Kapitän über brisante Themen – unter anderem gab es am Wochenende eine Diskussion über die Kapitänsbinde.
Der VfL-Kapitän über Kader, Zukunft und Abstiegsgefahr
Maximilian Arnold saß 90 Minuten draußen. Ein ungewohntes Gefühl für den Wolfsburger Dauerspieler, eine Muskelverletzung hatte ihn jedoch zum Zuschauen gezwungen. Was er sah, gefiel ihm nicht. In mehrfacher Hinsicht.
Einerseits war das Spiel gegen den VfB Stuttgart (0:3) auch für den 31-Jährigen erschreckend. „Das tat schon weh beim Zuschauen“, räumt der Routinier ein. „Wir waren in der Defensive nicht ganz auf der Höhe. Wir haben es aufgearbeitet, gewisse Dinge funktionieren einfach nicht, das haben wir intern angesprochen. Daraus müssen wir jetzt die richtigen Schlüsse ziehen und es Samstag besser machen.“ Dann geht es zum HSV.
Zudem missfiel Arnold am Wochenende noch etwas anderes, was der Kapitän nach kicker-Informationen auch direkt ansprach. Als sein Stellvertreter Mattias Svanberg ausgewechselt wurde, sollte die Binde zum dritten Kapitän Kamil Grabara wandern. Der Torwart winkte jedoch ab, wollte mit dem Transport der Binde beim Stand von 0:2 offenbar keine Zeit verlieren. Also trug fortan Moritz Jenz, der Wolfsburger Abwehrchef, das Stück Stoff am Arm.
Das geht so nicht, findet Arnold, und sorgte im Nachgang direkt für Klarheit: „Wir haben darüber gesprochen“, betont der Spielführer gegenüber dem kicker, „aber es gab keinen Konflikt. Es ist klar, dass es eine Hierarchie gibt. Und das wird künftig auch eingehalten.“
„Wir müssen die Dinge klar und kritisch ansprechen, es kann auch ganz schnell in die andere Richtung gehen.“ (Maximilian Arnold sieht die Gefahr angesichts des 15. Tabellenplatzes)
Randaspekte einer komplizierten Phase für den VfL, der vier Spiele am Stück verloren hat. Über die „Symptome eines Abstiegskandidaten“ berichtete der kicker zuletzt. Sieht Arnold, der schon 2017 und 2018 die Relegationsjahre miterlebte, die Absturz-Gefahr? „Wir müssen die Dinge klar und kritisch ansprechen“, fordert er, „es kann auch ganz schnell in die andere Richtung gehen. Das muss jedem bewusst sein, wir stehen auf Platz 15.“
Es wird viel geredet dieser Tage in Wolfsburg, die Mannschaft setzte sich am Montag zusammen. Hört man Arnold reden, dann wird deutlich, dass er nicht glücklich ist, wie das Team aktuell dasteht, dass die Mannschaft nicht als Einheit auftritt. „Wir müssen alle in eine Richtung denken, das war in den letzten beiden Spielen nicht der Fall“, sagt Arnold. „Die Mannschaft ist gerade nicht mit Selbstvertrauen bestückt. Wir müssen eine Truppe auf den Platz stellen, die bereit ist, den Kampf anzunehmen und sich in das Spiel reinzubeißen.“
Eingeschworener Haufen? „Es geht besser“
Verfügt Wolfsburg über einen eingeschworenen Haufen in der Kabine? „Es geht besser, das muss man so sagen“, antwortet der Routinier ehrlich. „Wir haben einen großen Kader, da gibt es mehrere unzufriedene Spieler, das ist normal.“ Jedoch: „Die muss man versuchen einzufangen, das gelingt uns als Gruppe aktuell nicht ganz so.“
Arnold, der von einem absoluten intakten Verhältnis zum Trainerteam um Paul Simonis berichtet, vermisst verletzte Spieler, nennt namentlich Kevin Paredes, der wegen einer erneuten Fußverletzung fehlt. „Ihn mag ich sehr, der haut sich rein, der ackert. Ich finde es generell wichtig, mehr Spieler zu haben, die wissen, was der Standort bedeutet.“ Ist der Kader in dieser Hinsicht nicht optimal gebaut? Dazu will der Anführer nichts sagen, er habe schließlich „noch nie eine Mannschaft zusammengestellt“.
Ein Team, dem Arnold aller Voraussicht nach in den kommenden Jahren weiterhin angehören wird. Die Gespräche über die Verlängerung seines im Sommer 2026 auslaufenden Vertrags laufen. Was fehlt noch zur Unterschrift? „Das kann ich gar nicht richtig sagen, wie weit das weg ist. Wir sind im Austausch, aber es gibt nichts zu verkünden.“ Arnold stellt aber klar: „Ich möchte bleiben. Jeder hat seine Vorstellungen, da gibt es Sachen, die kann man diskutieren, und welche, die kann man nicht diskutieren. Dann muss man versuchen, einen gemeinsamen Nenner zu finden. Ich hoffe, wir schaffen das.“

