Es waren acht Punkte Vorsprung vor dem Topspiel gegen Verfolger Bayer 04 Leverkusen, es sind acht Punkte Vorsprung nach dem Duell: Der FC Bayern steuert auf den Gewinn der Meisterschaft zu. Seit der Einführung der Drei-Punkte-Regel wurde solch ein Vorsprung noch nie verspielt.
Bayer gab einst fünf Punkte aus der Hand
Gratulationen zur 34. Deutschen Meisterschaft wollte beim FC Bayern nach dem torlosen Remis am Samstagabend niemand annehmen – die hätten sie aus Leverkusen ohnehin nicht erwarten dürfen. „Die Tabelle interessiert uns nicht, das hat sie letztes Jahr auch nicht“, sagte Granit Xhaka bei Sky.
Fakt ist aber, dass die Münchner auch nach dem 22. Spieltag acht Punkte Vorsprung vor dem Titelverteidiger und Tabellenzweiten haben. Fakt ist auch: Seit der Einführung der Drei-Punkte-Wertung zur Saison 1995/96 hat noch nie ein Tabellenführer in der Rückrunde solch einen Vorsprung verspielt.
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„Gut, ungeschlagen Meister hat auch noch keiner geschafft wie wir letztes Jahr“, spielte Jonathan Tah auf die Leverkusener Meistersaison mit eben jener Premiere an. Der 29-Jährige zeigte sich am Wochenende trotzig. Ob er noch an die Titelverteidigung glaubt? „Absolut. Ich habe keine Zweifel, dass noch etwas geht.“
Leverkusen benötigt allerdings ein noch nie dagewesenes Comeback, zusätzlich zu den acht Punkten Vorsprung hat der FC Bayern auch die deutlich bessere Tordifferenz (+46 zu +22) – bei nur noch zwölf zu absolvierenden Partien. Selbst wenn man auf den kompletten Saisonverlauf blickt, hat der deutsche Rekordmeister noch nie einen solchen Vorsprung verspielt. Das höchste der Gefühle für die Konkurrenz war 1995/96, als die Bayern nach dem 7. Spieltag sieben Punkte Vorsprung auf Dortmund hatten und der BVB am Ende mit sechs Zählern Abstand Meister wurde.
Schalke und Leverkusen: Die unrühmlichen „Rekordhalter“
Abseits des FC Bayern liegt der unrühmliche „Rekord“ für den höchsten verspielten Vorsprung seit der Drei-Punkte-Wertung in der Bundesliga nach dem 22. Spieltag bei fünf Zählern. 2006/07 schaffte es der FC Schalke 04 nicht über die Ziellinie, wurde am 33. Spieltag vom VfB Stuttgart nach einer 0:2-Niederlage ausgerechnet in Dortmund überholt. Die Schwaben lagen nach dem 26. Spieltag sogar noch mit sieben Zählern Rückstand auf Platz 3.
Ein der Werkself durchaus bekanntes Szenario: Leverkusen lag 2001/02 sogar nach dem 31. Spieltag fünf Zähler vor Dortmund. Es folgten zwei Niederlagen und der BVB zog vorbei, ein 2:1 gegen Hertha am letzten Spieltag reichte Leverkusen nicht für den Titel. Das Stigma „Vizekusen“ legte Bayer erst in der vergangenen Saison ab.
Bayern holte eins neun Punkte nach dem 15. Spieltag auf
Auch hier nochmal der Blick auf den kompletten Saisonverlauf: Der größte Vorsprung, den je ein Spitzenreiter in der Drei-Punkte-Ära verspielte, waren Dortmunds neun Punkte in der Saison 2018/19 nach dem 15. Spieltag. Der Meister hieß am Ende Bayern München.
Den größten Rückstand, den eine Mannschaft seit 1995/96 aufholte, hatte der VfL Wolfsburg in der Saison 2008/09. Nach dem 18. Spieltag rangierten die Wölfe auf Platz 8, elf Zähler hinter Tabellenführer Hoffenheim – am Ende der Rückrunde feierte Wolfsburg zwei Zähler vor den Bayern die erste Meisterschaft der Vereinsgeschichte. Für diese Leistung hatte der VfL allerdings auch 16 Spiele Zeit. So viel bleibt Leverkusen nicht mehr.