Blessin und Werner rücken nach vorn

Auf der Suche nach einem neuen Chefcoach ist bei RB Leipzig ein schnelles Ende nicht in Sicht, weil die Wunschkandidaten von ihren Vereinen nicht abgegeben werden wollen.

Leipziger Trainerfindung: Glasner und Fabregas wohl nicht zu haben

Den 3:1-Sieg von RB Leipzig über den Neymar-Klub FC Santos zum Abschluss der Brasilien-Tour verfolgte Marcel Schäfer schon nicht mehr vor Ort. Der Sport-Geschäftsführer war schon vorher abgereist, um sich in der Heimat um die dringlichsten Probleme des Bundesligisten zu kümmern. Die Verpflichtung eines neuen Trainers hat Priorität, eine Lösung ist aber noch nicht in Sicht. Vielmehr drohen nach den Absagen von Sebastian Hoeneß und Roger Schmidt bei zwei weiteren Wunschkandidaten Rückschläge. Oliver Glasner hat seinen Verbleib bei Crystal Palace „zu 99 Prozent“ angekündigt, Cesc Fabregas bleibt wohl bei Como 1907.

Um beide Kandidaten kämpfen die RB-Entscheider, unter ihnen auch der neue Red-Bull-Fußballchef Jürgen Klopp, seit Wochen mit allen Mitteln. Und beide Trainer sind dem Vernehmen nach auch interessiert. Doch in beiden Fällen sind deren Arbeitgeber nicht gewillt, ihre Angestellten aus den laufenden Verträgen zu entlassen. Oder nur, wenn die Ablöse jenseits der 20-Millionen-Euro-Marke liegt, was sich RB nicht leisten will und leisten kann. Nach der Nicht-Qualifikation für einen internationalen Wettbewerb ist Schäfer vom Mutterkonzern erst recht angehalten, Transfererlöse zu erzielen und die in den vergangenen Jahren explodierten Personalkosten zu senken.

Noch hat der spanische Welt- und Europameister, der Como in die Serie A führte und auf Platz 10 etablierte, den Leipzigern nicht definitiv abgesagt. Aber natürlich haben sich die Entscheider im Klub und im Konzern, die am Sonntag in einem dreistündigen Videocall das weitere Vorgehen besprochen und abgestimmt hatten,  bereits auf Alternativen verständigt. Sollten Glasner und Fabregas nicht zu haben sein, rücken nach kicker-Informationen St. Paulis Trainer Alexander Blessin und der gerade von Werder Bremen freigestellte Ole Werner nach vorn.

Rangnick holte Blessin nach Leipzig

Beide entsprechen dem gesuchten Profil, weil beide in den vergangenen Jahren nachgewiesen haben, dass sie eine klare Strategie entwerfen und konsequent verfolgen, dass sie Spieler besser machen und Mannschaften weiterentwickeln können. Der 50-jährige Blessin führte Saint-Gilloise zum belgischen Pokalsieg und zur Vize-Meisterschaft, sicherte anschließend mit Aufsteiger St. Pauli den Klassenerhalt. Er hat zudem den Vorteil, dass er den RB-Kosmos kennt. Zwischen 2012 und 2018 machte er im Leipziger Nachwuchs seine ersten Trainer-Erfahrungen, zunächst bei der U17, später übernahm er die U19. Der langjährige RB-Macher Ralf Rangnick hatte ihn geholt

Der 37-jährige Werner hat eine weitaus kürzere, aber nichts destotrotz steil bergauf verlaufene Trainerkarriere vorzuweisen, zunächst bei Holstein Kiel, in den letzten dreieinhalb Jahren bei Werder Bremen, das er zurück in die Erstklassigkeit führte und dort beständig stabilisierte. Weil er aber seinen bis 2026 datierten Vertrag nicht verlängern wollte, verkündete der Klub am Dienstag die Trennung.

Blessin und Werner wären deutlich günstiger zu haben als Fabregas oder Glasner. Die Entscheidung über den neuen Coach in Leipzig strebt Schäfer für spätestens Ende nächster Woche an, schließlich ist der neue Mann entscheidender Faktor beim bevorstehenden Kader-Umbau. Für den wechselwilligen Benjamin Sesko und Xavi sind erste Anfragen aus der Premier League da (unter anderem FC Chelsea), aber noch kein konkretes Angebot. Sesko besitzt eine Ausstiegsklausel in Höhe von 80 Millionen Euro, der wegen seiner Ego-Trips in Ungnade gefallene Xavi Simons soll rund 70 Millionen Euro bringen.

Bellingham und Mosquera zögern

Im Ringen um Neuverpflichtungen wähnt man sich in Leipzig bei Cristhian Mosquera vom FC Valencia und Jobe Bellingham vom FC Sunderland weiterhin im Rennen. Allerdings zögern die auch von anderen Klubs umworbenen Jungstars – vor allem deshalb, weil Leipzig im Gegensatz zu dem Mitbewerbern nach der katastrophal verlaufenen Saison nicht mit der Teilnahme an einem internationalen Wettbewerb ködern kann. Ein Umstand, der den Kaderumbau in den nächsten Wochen noch öfters erschweren dürfte.

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