Am Mittwochnachmittag zogen Präsident Oke Göttlich und Sportchef Andreas Bornemann Bilanz auf St. Pauli. Diese fällt nach dem Klassenerhalt überaus zufrieden aus, die beiden Bosse haben aber auch Baustellen: Bleibt Alexander Blessin wirklich über die Saison hinaus Trainer?
Afolayan muss sich beim Coach entschuldigen
Die Zeichen, die Bornemann aussendet, sind eindeutig. In alle Richtungen. Zum Beispiel in die von Oladapo Afolayan. Das Gespräch mit dem Angreifer nach dessen Frontalangriff gegen den Trainer („Wir sollten antreten, um Spiele zu gewinnen und nicht, um nur nicht zu verlieren“) war ein klares Signal, wie und mit wem der Sportchef plant: Mit Blessin. Afolayans Aussagen „passen nicht zu unseren Werten, das darf nicht wieder vorkommen. Ich habe auch das Gefühl, dass er es vielleicht gar nicht so ausdrücken wollte. Aber er muss sich nicht bei mir, sondern bei der Mannschaft und beim Trainerteam entschuldigen, wenn es ab Juli auf einer guten Ebene weitergehen soll.“
„Es bleibt Teil des Geschäfts, dass gewisse Dinge passieren können“
Dass es mit Blessin weitergehen soll, ist klar. Schon am Wochenende hatte der Geschäftsführer betont, dass die Zukunftsplanungen zwischen ihm und seinem wichtigsten Angestellten voranschreiten, in den ersten Tagen der neuen Arbeitswoche wurden nun erste Entscheidungen getroffen: Der Leihvertrag mit James Sands ist verlängert, der Kontrakt mit Verteidiger David Nemeth ausgedehnt und im polnischen Außenbahnspieler Arkadiusz Pyrka (22, Piast Gliwice) der erste Neuling verpflichtet – alles in enger Abstimmung mit Blessin. „Alex und ich sind permanent im Austausch über die Mannschaft“, sagt Bornemann und unterstreicht: „Ich gehe stark davon aus, dass er bleibt. Und dennoch bleibt es Teil des Geschäfts, dass gewisse Dinge passieren können. Es deutet aber derzeit nichts darauf hin.“
Spieler oder eben auch Trainer, wie vor einem Jahr Fabian Hürzeler, gegen entsprechende Zahlungen abgeben zu müssen, bezeichnet Bornemann als Teil des Geschäftsprinzips. „Wir haben uns dahin entwickelt. Wir wollen kein Durchlauferhitzer sein“, betont er, „aber es ist Bestandteil unserer Idee, einzelne dahin weiterzuentwickeln, dass sie auch interessant für andere Klubs werden. Auch dadurch haben wir eine andere Wahrnehmung.“ Hinzu kommt: „Idealerweise werden wir finanziell dafür entschädigt.“ In der Personalie Blessin, das macht Bornemann deutlich, strebt St. Pauli nach den rund sechs Millionen für Hürzeler aus dem vergangenen Sommer nicht den nächsten Geldsegen an, sondern die Fortsetzung der bisher so fruchtbaren Zusammenarbeit. Mit einem Kader, an dem intensiv gefeilt wird.
Offen ist, ob Johannes Eggestein und Carlo Boukhalfa noch Teil der Belegschaft sein werden, wenn am 3. Juli Trainingsauftakt an der Kollaustraße ist. Die Verträge des Angreifers und Mittelfeldspielers laufen aus. „Wir sind mit beiden im Gespräch“, sagt Bornemann. Ihre Bereitschaft zum Bleiben hatten beide Profis signalisiert, die Entscheidung liegt folglich beim Klub.