Gegen Stuttgart führte Ansgar Knauffs Verletzung dazu, dass Verteidiger Nnamdi Collins erstmals in seiner Karriere im rechten Mittelfeld spielte. Dort machte er seine Sache ordentlich, versiebte aber einige Chancen. Nach dem Abpfiff kochten die Emotionen hoch.
Freude überstrahlt Ärger mit Chabot
Nnamdi Collins strahlte, als er nach dem Sieg gegen Stuttgart in der Mixed Zone vor die Journalisten trat. Dabei hatte es kurz zuvor, direkt nach dem Schlusspfiff, noch ein heißblütiges Gerangel und Wortgefecht mit dem einst bei der Eintracht ausgebildeten VfB-Verteidiger Jeff Chabot gegeben. „Das Spiel war hitzig und emotional. Er kam nach dem Spiel zu mir und sagte Sachen, die man nicht sagen muss. So etwas lasse ich mir nicht gefallen. Er sagte, dass ich erst zwei Bundesligaspiele hätte und auf dem Platz ruhiger sein solle. Das war unnötig, so etwas braucht man nach dem Spiel nicht“, berichtet der U-21-Nationalspieler.
„Wichtige Punkte, um im Flow zu bleiben“
Doch die gute Laune nach seinem 28. Profispiel für die Eintracht ließ er sich davon nicht verderben. „Der Sieg tut richtig gut, das sind Big Points. Den Schwung müssen wir in Richtung Bremen mitnehmen. Man merkt, dass wir alle erleichtert sind. Das sind wichtige Punkte, um im Flow zu bleiben“, rekapituliert Collins. Auch seinen eigenen Chancenwucher konnte er dank des 1:0-Erfolgs mit einer Prise Humor einordnen.
„Ich hätte locker vier Tore machen können, da bin ich ehrlich“, räumt der 21-Jährige ein. Auch Trainer Dino Toppmöller meinte, dass Collins „drei Tore“ hätte erzielen können. Die besten Gelegenheiten: In der 50. Minute ballerte Collins aus der zweiten Reihe über das verwaiste Tor, in der Nachspielzeit schoss er nach einem Durchbruch auf dem rechten Flügel links am Tor vorbei. Zu seiner Verteidigung sollte man nicht unerwähnt lassen, dass Collins beileibe kein gelernter Offensivspieler ist. Ursprünglich ist er in der Innenverteidigung zu Hause.
„Die letzten Jahre habe ich innen gespielt, da fühle ich mich schon wohler“, sagte er im vergangenen Herbst. Toppmöller setzte ihn aber auch schon als Rechtsverteidiger oder rechten Schienenspieler ein. Das habe ihm „genauso Spaß gemacht“. Der Einsatzort gegen Stuttgart war allerdings ein Novum. Nach der frühen Knieverletzung von Ansgar Knauff beorderte der Coach Collins im 4-2-3-1 auf den rechten offensiven Flügel. „Wir wissen, dass Nnamdi nicht der klassische Winger ist. Aber er hat Geradlinigkeit und Tempo“, begründet Toppmöller seine Entscheidung. Außerdem sollte Collins mithelfen, gegen den sehr offensiv ausgerichteten Stuttgarter Linksverteidiger Maximilian Mittelstädt zu verteidigen.
„Noch nie im Leben rechter Mittelfeldspieler“
Collins bilanziert: „Ich habe noch nie in meinem Leben rechter Mittelfeldspieler gespielt, das war das erste Mal. Am Anfang war das ein bisschen ungewohnt, auch von der Positionierung her, aber es hat auf jeden Fall Spaß gemacht. Am Ende kam ich auch besser rein und konnte der Mannschaft ein Stück weit helfen.“ Das stimmt, Collins machte ein ordentliches Spiel, auch wenn es mit dem Toreschießen nicht klappte. „Ich würde nicht sagen, dass das an den Nerven liegt. Ein bisschen muss ich an meinem Schuss feilen. Zum Glück hat die Mannschaft mich gut aufgefangen, sodass das eine Tor gereicht hat“, sagt Collins.
Aufatmen bei Knauff
Vielleicht erhält er schon am Samstag in Bremen die nächste Gelegenheit, auf dem rechten Flügel Dampf zu machen. Knauff und die Eintracht konnten nach der MRT-Untersuchung zwar erleichtert aufatmen – es gibt keine strukturellen Schäden im Knie -, das Spiel an der Weser kommt für den Offensivspieler aber zu früh. In der kommenden Woche wird Knauff voraussichtlich wieder mit leichtem Training beginnen können. Wie schnell er im Wettkampf eingreifen kann, lässt sich aktuell aber nicht seriös prognostizieren.
Collins ist sicher ein Kandidat, um Knauff zu vertreten. Denkbar ist auch, dass Jean-Matteo Bahoya vom linken auf den rechten Flügel wechselt. Links könnte Nathaniel Brown nach vorne rücken, Arthur Theate dahinter als Linksverteidiger agieren. In der Innenverteidigung würde neben Koch dann nicht Theate, sondern Tuta spielen. Möglich erscheint auch eine Änderung der Grundordnung. Gegen das Bremer 3-5-2 könnte Toppmöller ebenfalls auf ein 3-5-2 oder 3-4-2-1 setzen. Wahrscheinlicher ist aber, dass er am zuletzt erfolgreichen 4-2-3-1 festhält. Nach dem Sieg gegen Stuttgart sagte der Coach: „In dem System fühlen wir uns gerade ganz wohl.“