Die Rock-Version von „Das Herz von St. Pauli“ von Phantastix & Elf ist seit über 20 Jahren fester Bestandteil der Heimspiele am Millerntor. Am Samstag gegen Freiburg wird der Song erstmals nicht ertönen. Wie es weitergeht, ist noch nicht final entschieden.
Aufsteiger verzichtet auf Stadion-Hymne
Wissenschaftliche Recherchen des FCSP-Museums haben ergeben, dass der Liedtexter Josef Ollig NS-Propagandist war, seitdem hatte es in der Fanszene emotionale Debatten darum gegeben, ob der im Original von Hans Albers aufgenommene Song weiterhin Teil der Heimspiele des Kiez-Klubs sein kann. Am Freitag, einen Tag vor der nächsten Partie am Millerntor, hat der Verein nun entschieden, den Austausch mit den Fans und Mitgliedern über den Umgang mit „Das Herz von St. Pauli“ fortzuführen, es aber vorerst „verstummen“ zu lassen.
Göttlich will, dass das Lied verbindet und nicht spaltet
Präsident Oke Göttlich äußerte sich in einer offiziellen Stellungnahme nun erstmals zu der Debatte. „Wir wissen und verstehen absolut, dass das Lied für viele Menschen eine sehr große emotionale Bedeutung hat. Dies kann und soll auf persönlicher Ebene auch so bleiben, doch eine Hymne im Stadion hat eine besondere Funktion: Ein solches Lied soll die Menschen zusammenbringen, es soll ein gemeinsamer, verbindender Moment sein.“
„Dann ist das nicht hinnehmbar und hilft niemandem.“ (Oke Göttlich)
Der Klubboss, selbst Musikunternehmer, sagt: „Angesichts der Diskussion um das Lied kann ein solcher Moment derzeit nicht geschaffen werden, denn viele Mitglieder und Fans haben deutlich gemacht, dass sie sich mit dem Lied nicht mehr wohlfühlen.“ Deshalb soll der Austausch auf Basis wissenschaftlicher Dokumentationen in den kommenden Wochen fortgeführt werden.
Der Verein plant zudem gemeinsam mit dem Fanladen St. Pauli und dem FCSP-Museum eine Veranstaltung, auf der Ergebnisse vorgetragen und auf dieser Basis die Debatten dann fortgeführt werden. Erst danach soll eine endgültige Entscheidung fallen. „Wenn es beim Abspielen der Hymne zu Pfiffen und gegenseitigen Beschimpfungen kommt, ist das nicht hinnehmbar und hilft niemandem“, sagt Göttlich und konstatiert: „Wir können stolz darauf sein, dass sich unser Verein und unsere Fans schwierigen Situationen stellen, Diskussionen nicht ausweichen, sondern diese offen führen.“