Es bleibt nicht viel Zeit: Am 9. Juli steht Wolfsburgs neuer Trainer Paul Simonis erstmals auf dem Trainingsplatz. Bis dahin will er die deutsche Sprache so gut wie möglich lernen – in einem Crashkurs.
Crashkurs für den neuen Trainer
Als letztmals ein Trainer beim VfL Wolfsburg der deutschen Sprache nicht mächtig war, ging der Schuss kräftig nach hinten los. Der Engländer Steve McClaren übernahm im Sommer 2010 bei den Niedersachsen, im darauffolgenden Februar war für den heute 64-Jährigen schon wieder Schluss. Unter anderem, weil es sprachlich nicht funktionierte, da half auch der eigens dazugeholte Co-Trainer und Dolmetscher Pierre Littbarski nicht. Probleme, die der neue VfL-Trainer Paul Simonis möglichst nicht haben möchte – der 40-Jährige absolviert einen Deutsch-Crashkurs.
Worüber der kicker bereits berichtete, bestätigt der Niederländer nun im Gespräch mit der Zeitung De Stentor. In dieser Woche komme der neue VfL-Coach nach Wolfsburg, „um mit einer Reihe von Leuten zu reden“, erklärt Simonis. „Dann gehe ich für eine Woche zu den Nonnen, um Deutsch zu lernen.“
Auch Louis van Gaal nahm einst Deutschunterricht
Eine Woche zu den Nonnen – was meint Simonis damit? Dabei handelt es sich offenbar um das renommierte und einst im Jahr 1963 von Nonnen gegründete Sprachinstitut Regina Coeli im niederländischen Vught. Auch der frühere Bayern-Trainer Louis van Gaal soll hier bereits Deutschunterricht genommen haben.
Das Ziel der Nonnen war einst, Frauen auf Auslandseinsätze vorzubereiten. Im Laufe der Jahre wurde daraus, so wird es beschrieben, ein hochspezialisiertes Sprachtrainingszentrum für Berufstätige, Diplomaten und Führungskräfte. Und für Fußballtrainer, die dort im Einzelunterricht im Eiltempo eine neue Sprache erlernen sollen.
Muss der VfL-Trainer Deutsch können? „Es wäre hilfreich“
Ein Crashkurs für Simonis, den neuen VfL-Coach. Einen vergleichbaren Kurs hätte auch der Däne Jacob Neestrup, der jedoch vom FC Kopenhagen keine Freigabe erhielt, belegen sollen. Ist es notwendig, dass der neue Trainer Deutsch spricht, war VfL-Geschäftsführer Peter Christiansen während der Suche nach einem neuen Bank-Chef gefragt worden? „Es wäre hilfreich“, antwortete der 50-Jährige, der selbst noch bevorzugt auf Englisch kommuniziert. „Aber wenn das nicht der Fall ist, ist das kein Ausschlusskriterium.“
Und so fiel die Wahl auf Simonis, der die sprachlichen Lücken schnell schließen möchte. Wie gut kann er schon Deutsch? „Teilweise“, sagt Innenverteidiger Gerrit Nauber, der unter dem Trainer bei den Go Ahead Eagles Deventer gespielt hat, habe er mit ihm auf Deutsch geredet. „Aber eigentlich war die Kommunikation in der Kabine mit den Holländern auf Holländisch, die Mannschaftsansprachen hielt er auf Englisch.“ Der 33-Jährige weiter: „Ich glaube, dass er Deutsch versteht, aber eher nicht von Anfang an sprechen wird.“
Am 7. und 8. Juli stehen in Wolfsburg Leistungstests an, am 9. Juli steht Paul Simonis erstmals mit seiner neuen Mannschaft auf dem Trainingsplatz. Mit deutschen Kommandos? „Die Nonnen“ sollen helfen.