Wenn nach Saisonende Bundesliga-Inventur gemacht wird, dann ist ein Klub erneut zu finden: Union Berlin. Mit einem turbulenten finalen Akt haben die Eisernen erneut die Klasse gesichert. Die Macher dürfen sich dabei selbst auf die Schulter klopfen.
Das siebte Jahr Bundesliga wartet
Als sich Union nach Weihnachten inmitten der sportlichen Krise von Trainer Bo Svensson getrennt und wenig später Ex-Spieler Steffen Baumgart als Nachfolger verpflichtet hatten, wurde die Berliner Neuausrichtung gen Klassenerhalt vollzogen.
Fast vier Monate später kann festgehalten werden: Die Bosse in Köpenick haben richtig gelegen.
Denn nach dem furiosen 4:4 gegen den VfB Stuttgart an diesem Samstag ist auch mathematisch klar, dass die Unioner in ihr siebtes Bundesliga-Jahr gehen dürfen. Gepaart mit dem Umstand, zur richtigen Zeit eine Serie hingelegt zu haben. Inzwischen sind die Hauptstädter seit sechs Spielen ungeschlagen – darunter Gegner wie Spitzenreiter Bayern oder Meister Leverkusen.
Baumgart: „Ich mag lieber ein 4:4 als ein 0:0“
„Es war ein hartes Stück Arbeit. Ich bin froh, dass wir es heute schon geschafft haben“, sagte Berlins Kapitän Christopher Trimmel im Anschluss bei Sky. „Heute war es ein bisschen ein verrücktes Spiel, aber unter dem Strich sind wir froh.“ Die Hauptstädter spielen damit in der siebten Saison in Folge erstklassig – und das als Klub, der erst 2007/08 von aus der Regionalliga Nord gekommen und direkt bis in die 2. Liga durchmarschiert war. Nur um dort nach zehn Jahren ganz hochzustoßen, das in der Relegation gegen den auch dieses Mal vorstelligen VfB Stuttgart.
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Nun also der erneute Klassenerhalt – erreicht in der exakt 200. Bundesliga-Partie und im 100. Bundesliga-Heimspiel der Vereinsgeschichte. Das hatte beim gefeierten Trainer Baumgart – Stürmer bei Union zwischen 2002 und 2004 – schon im Vorfeld Erinnerungen hervorgerufen: „Ich durfte dabei sein, als sich Union zusammensetzte und zehn Jahre später in der Bundesliga sein wollte. Ich habe damals ein bisschen geschmunzelt, denn Union war zu dem Zeitpunkt in der Oberliga. Ich habe vieles nicht für möglich gehalten“
„Dass wir auch in der kommenden Saison Bundesliga spielen dürfen, macht uns in diesem Moment sehr stolz.“ (Steffen Baumgart)
Nun aber sagte Baumgart sichtlich zufrieden über den erreichten Erfolg: „Wir haben eine Serie hingelegt, durch die wir nun vier Spieltage vor Saisonende unser Ziel erreicht haben: den Klassenerhalt. Dass wir auch in der kommenden Saison Bundesliga spielen dürfen, macht uns in diesem Moment sehr stolz.“ Dass dieses verrückte und geschichtsträchtige 4:4 dabei im ersten Abschnitt einer wilden Achterbahnfahrt mit tollen Toren auf beiden Seiten geglichen hatte, nahm der 53-Jährige dabei gern in Kauf: „Als Trainer ist es schwer, damit umzugehen.“ Doch dieses Spiel sei „besonders. Ich mag lieber ein 4:4 als ein 0:0. Deswegen hat es Spaß gemacht.“
Spaß mit sportlichem Erfolg. Das hatte auch Dirk Zingler verspürt, wie der Union-Präsident beim Blick auf die Vergangenheit als einer der Macher dieser Erfolgsgeschichte schon vor dem Duell mit Stuttgart offenbart hatte: „Wir hatten über Jahre einen Flow, der uns bis in die Champions League gebracht hat.“ Nun aber sei wieder etwas geschafft worden – mit diesem besonderen Klub, der aus Zinglers Sicht in der schnelllebigen Fußballwelt mit eigenen Werten und besonderen Fans glänze.
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