Vor gut 3000 Zuschauern startete der SC Freiburg in die Vorbereitung – mit vier von fünf Zugängen und traditionell bescheidenen Zielen. Obwohl Frankfurt-Stürmer Igor Matanovic bald das nächste Ausrufezeichen auf dem Transfermarkt sein könnte.
Eintrachts Stürmer als letztes Puzzleteil
Dieses Format hat das Potenzial zur Tradition. Wie bereits im vergangenen Jahr, beim Start von Julian Schuster als Cheftrainer, hat der SC Freiburg seinen Trainingsauftakt auf einen Sonntagvormittag und ins Europa-Park-Stadion verlegt. Möglichst viele Fans, vor allem Familien mit Kindern, sollen die Gelegenheit bekommen, nah dran zu sein sowie Autogramme und Selfies ergattern zu können.
„Wir sprechen immer von Nähe, die leben wir so vom ersten Tag an“, sagte Schuster: „Das ist für die neuen Spieler, aber auch für die, die schon länger da sind, ein gelungener Rahmen mit den Fans. Wenn das Lattenschießen schon so gefeiert wird, macht das allen viel Spaß.“
Aufgalopp der Neuankömmlinge
Etwa 3000 Zuschauer waren diesmal gekommen und bekamen einige neue Gesichter zu sehen. Die Freiburger Sportchefs hatten mit bisher fünf Sommerzugängen für die Rekord-Ausgabe von 24,5 Millionen Euro seit dem Saisonfinale bereits einige Ausrufezeichen auf dem Transfermarkt gesetzt.
So bevölkerte neben Schuster sowie dem vom Verbindungs- zum Individualtrainer aufgerückten Felix Roth ein Quartett das obligatorische Foto mit den Neuankömmlingen. Während Yuito Suzuki (23) nach seinem Einsatz Anfang Juni für Japans Nationalteam noch bis 14. Juli Sonderurlaub genießt, absolvierten die beiden anderen Offensivspieler Derry Scherhant (22) und Cyriaque Irié (20) ebenso wie Außenverteidiger Philipp Treu (24) und Innenverteidiger-Back-up Anthony Jung (33) ihre erste Einheit im neuen Dress. Danach berichteten alle vier von der außergewöhnlich guten Willkommenskultur in der SC-Kabine.
Auf der Abgangsseite soll was passieren
Die ist aktuell allerdings noch etwas überfüllt – zumindest in der Theorie. Da sich von Manuel Guldes Karriereende abgesehen auf der Abgangsseite noch nichts getan hat, stehen 32 Profis unter Vertrag. Deshalb wurde am Rande des Trainingsplatzes, auf dem auch Leih-Rückkehrer Noah Weißhaupt und U-23-Keeper Kilian Katz mitmischten, natürlich auch über einige Spieler gesprochen, die (noch) nicht da waren.
Allen voran über Ritsu Doan. Der Freiburger Unterschiedsspieler der vergangenen Saison, der sich in drei SC-Jahren noch mal eindrucksvoll in allen Bereichen verbessert hat, steht, wie schon seit Längerem berichtet, vor dem Abschied. Sportvorstand Jochen Saier schloss zwar einen Verbleib nicht kategorisch aus, sprach aber auch von einer „geöffneten Tür“.
Doan als Wunschlösung in Frankfurt
Besonders Frankfurt baggert weiterhin intensiv an Doan. Für die Eintracht genießt nach dem Transfer von Stürmer Jonathan Burkardt die Verpflichtung eines rechten Flügelspielers Priorität. Der Freiburger Leistungsträger ist dabei die Wunschlösung. Mit seiner feinen Technik und seinem hohen Spielverständnis findet der dribbelstarke Japaner auch auf engem Raum immer wieder Lösungen. Deshalb wäre er die ideale Ergänzung zu Ansgar Knauff, der vor allem dann aufblüht, wenn er Räume vorfindet und in die Tiefe sprinten kann.
Aktuell weilt Doan, der zuletzt seine prunkvolle Hochzeit in seiner japanischen Heimat feierte, bereits in Freiburg. Obwohl er im Juni zur Schonung nicht mit Japans Nationalelf unterwegs war, darf auch er wegen einer insgesamt intensiven Saison 2024/25 mit vielen weiten Länderspielreisen etwas länger pausieren. Auch sein Einstieg ist für den 14. Juli vorgesehen, sofern es vorher nicht zu einem Wechsel kommt.
Der auch anderweitig umworbene Doan verfügt nach kicker-Informationen über eine Ausstiegsklausel, die im Bereich von 30 Millionen Euro liegen soll. Es dürfte aber für einen niedrigeren Betrag zu einer Einigung kommen. Freiburg stellt sich zumindest eine ähnliche Ablöse vor, wie sie die Eintracht gerade für Burkardt an Mainz gezahlt hat (Sockelablöse zwischen 21 und 23 Millionen Euro). Ob sich die Hessen darauf einlassen, bleibt abzuwarten.
Auch die SGE muss wohl erst Spieler loswerden
Für einen Doan-Transfer müsste Frankfurt wohl erst Spieler verkaufen. Zwar wechselte Omar Marmoush im Winter-Transferfenster für 75 Millionen Euro zu Manchester City. Ohne diesen Verkauf wäre in der vergangenen Saison allerdings ein Verlust in Höhe von 30 bis 35 Millionen Euro entstanden. Nach Leihen verpflichtete Frankfurt die Verteidiger Rasmus Kristensen (6 Mio.) und Arthur Theate (13 Mio.) im vergangenen Halbjahr fest. Außerdem kamen für den Sturm Elye Wahi (20 Mio.), Michy Batshuayi (2 Mio.) und nun Burkardt.
Die Ablösen summieren sich auf über 60 Millionen Euro. Durch den Einzug in die Champions League dürfte zudem die eine oder andere Bonuszahlung fällig geworden sein. Das Geld aus der kürzlich durchgeführten Kapitalerhöhung (25,7 Mio.) dient der Stärkung des Eigenkapitals. Sportvorstand Markus Krösche ist also als Verkäufer gefragt – und könnte auch in dieser Rolle mit dem Sport-Club ins Geschäft kommen.
Geht Matanovic den umgekehrten Weg?
Vor einem möglichen Doan-Transfer könnte nämlich eine einstellige Millionen-Summe den umgekehrten Weg nehmen – für Eintracht-Stürmer Igor Matanovic (22). Gelingt die Anstellung des Deutsch-Kroaten wie gewünscht in den nächsten Tagen, hätte Freiburg seine eindrucksvollen Transferaktivitäten veredelt. Ein zentraler Angreifer ist jedenfalls noch das letzte fehlende Puzzleteil in den Planungen.
Die entsprechende Planstelle dürfte Michael Gregoritsch irgendwann in diesem Sommer freimachen. Der österreichische Nationalstürmer hat ebenfalls noch bis zum 14. Juli frei, strebt wegen seiner zuletzt beim SC deutlich zurückgegangenen Einsatzzeiten jedoch einen Wechsel an. Vor allem mit Blick auf die WM 2026, für die er sich mit dem ÖFB-Team qualifizieren möchte.
Teilnehmer der U-21-EM haben etwas länger frei
Neben Weißhaupt und Maximilian Philipp ist weiterhin auch Florent Muslija ein Abgangskandidat. Auch der kosovarische Nationalspieler soll am 14. Juli wieder das Training aufnehmen. U-21-EM-Teilnehmer Kilian Sildillia, für dessen Planstelle rechts hinten bereits Treu geholt wurde, hat fünf Tage länger frei. Dann sollen während des Trainingslagers im österreichischen Schruns auch die deutschen U-21-Vize-Europameister Noah Atubolu und Merlin Röhl wieder eingegliedert werden.
Max Rosenfelder, der sich im Halbfinale gegen Sildillias Franzosen eine Muskelverletzung im hinteren linken Oberschenkel zugezogen hat, war hingegen bereits beim Trainingsauftakt anwesend – in Laufschuhen. „Er wird eher sechs, sieben, acht oder neun Wochen fehlen, als drei“, sagte Sportvorstand Saier, der sich in den kommenden Wochen vor allem mit der Abgangsseite beschäftigen wird.
Freiburg will sich erneut „Bundesliga verdienen“
In Sachen Zugänge haben er und Sportdirektor Klemens Hartenbach bereits ganze Arbeit geleistet. Spätestens mit Matanovic wären die Freiburger dann voll gewappnet für die kommende Saison mit mindestens acht Europa-League-Partien. Trotz der eindrucksvollen Transfers und der dritten Europa-League-Teilnahme binnen vier Saisons geben sich Saier, Schuster und Co. in puncto Saisonziel weiterhin traditionell bescheiden: „Sich die Bundesliga wieder auf eine gute Art und Weise verdienen“, lautet die offizielle Losung. Auch, um 2026 den Fans wieder einen Aufgalopp in gelöster Stimmung bieten zu können.