Die Verfolger sind herangerückt, die Eintracht gibt sich Blößen. Hält das junge SGE-Team der Belastung auf der Zielgeraden stand?
Toppmöllers junges Team und die Probleme mit dem letzten Schritt
Vier Wochen ist es mittlerweile her, dass Markus Krösche das eigene Team in bemerkenswerter Schärfe kritisierte. Dabei wetterte der Frankfurter Sportvorstand über einen soeben gesehenen „Sommerkick“, über „Laissez-faire“ und forderte: „Wir müssen lernen, dass wir nicht zu fahrlässig sind.“ Unmittelbar vorausgegangen war damals wohlgemerkt ein souveräner 3:0-Erfolg gegen Heidenheim, der als großer Schritt in Richtung Champions-League-Qualifikation gewertet werden durfte. Damals, nach dem 29. Spieltag, hatte die Eintracht den dritten Platz gefestigt, der Vorsprung auf Freiburg betrug sechs Punkte, der auf Dortmund sogar neun Zähler. Vorm Saisonfinale ist der Abstand binnen vier Spieltagen auf zwei bzw. drei Punkte zusammengeschmolzen. Was zweifelsfrei belegt: der Trend ist gerade nicht Frankfurts „friend“.
Auch weil die Profis Krösches einstige Mahnung auf Strecke nicht zu beherzigen wussten. Sowohl vor Wochenfrist in Mainz (1:1) als auch diesen Sonntag gegen St. Pauli (2:2) gab das Team von Trainer Dino Toppmöller eine frühe 1:0-Führung und jeweils einen Matchball im Kampf um den Einzug in die Königsklasse aus der Hand. Auf unterschiedliche Art und Weise, was die Entwicklung nicht weniger Besorgnis erregend macht: Während die SGE in Mainz in eine irritierende Passivität verfiel, rannte sie gegen St. Pauli blindlings ins Verderben und ließ sich trotz eigenen Vorsprungs naiv auskontern. Beide Verhaltensweisen, erst Recht in dieser Kombination, lassen den Schluss zu: die in der Tat „junge Mannschaft“, deren Altersstruktur die Verantwortlichen gerne beschwichtigend hervorheben, tut sich schwer mit dem speziellen Druck kurz vor der Ziellinie.
Toppmöller und Krösche setzen auf größtmögliche „Normalität“ vor dem Finale
Vermutlich sehen das auch Krösche und Toppmöller nicht anders, die daher nach der jüngsten Enttäuschung alles daransetzten, die Aussichten weiter rosig zu zeichnen. Von den drei Mannschaften, die noch um Platz 3 und 4 spielen, „haben wir die beste Ausgangsposition“, hält Krösche fest. Was objektiv unstrittig ist anhand von Punkten und aktueller Tabellenposition. Insofern sei die am Sonntag verspielte Chance kein Beinbruch: „Wir spielen eine richtig gute Saison. Natürlich hätten wir gerne schon den letzten Schritt gemacht, aber die Saison geht über 34 Spiele. Jetzt geht es eben ganz normal zum Endspiel nach Freiburg.“ Der Kontrast zu Krösches Kritik nach Heidenheim zeigt deutlich: Der Tonfall des Chefs variiert bewusst antizyklisch.
Business as usual vor dem großen Finale, darauf setzt auch Toppmöller. „Wir bleiben ganz normal in unseren Abläufen“, kündigt der Coach an und versichert: „Die Ausgangssituation hätten wir so doch vor der Saison alle unterschrieben.“ Auch das ist zweifellos richtig, trifft aber natürlich nicht den Kern. Genauso wenig wie der Versuch, Freiburg den größeren Druck anzudichten. Die Europa League wäre für die Eintracht, wenn überhaupt, ein wesentlich kleineres Trostpflaster als für die Breisgauer – im allgemeinen und nach dem bisherigen Saisonverlauf ganz speziell.
„Ich bin überzeugt: Wir haben mehr Qualität als Freiburg.“ (Robin Koch)
Gleichwohl ist bei der Eintracht nach Bekunden von Vizekapitän Robin Koch weiterhin „die Zuversicht größer als die Sorge“. Denn, so der Nationalverteidiger: „Ich bin überzeugt, dass wir mehr Qualität haben als Freiburg. Das wird eine schöne Challenge für unsere junge Mannschaft. Wir müssen jetzt nach der Enttäuschung schnell den Schalter umlegen und nächste Woche alles klarmachen. Dann ist alles gut.“
Den Glauben an die eigene Stärke vermittelt ebenso Krösches Rezept: „Wir müssen ganz normal unseren Fußball spielen, nicht so viel Risiko eingehen in den Verteidigungsaktionen und vielleicht ein Stück zielstrebiger sein nach vorne. Die Mannschaft hat schon öfter gezeigt, dass sie Knackspiele erfolgreich bestreiten kann.“
Der Druck freilich war in der laufenden Saison noch nie so hoch wie am kommenden Samstag. „Vielleicht“, orakelt Toppmöller, „ist es ja genau diese Challenge, die diese junge Mannschaft braucht, um an ihren Aufgaben zu wachsen.“ Dass es sich dabei nicht nur ums Prinzip Hoffnung handelt, gilt es final auf dem Rasen zu beweisen.