Linksaußen beim SC Freiburg spielt Vincenzo Grifo, das ist fast schon Gesetz. Gegen Frankfurt durfte aber Derry Scherhant beginnen, der bisher fast immer für ihn eingewechselt wurde. Der Plan ging auf, beide haben beim 2:2 getroffen.
Ex-SC-Trainer gegen Frankfurt erstmals wieder im Stadion
Zum ersten Mal stand Sommer-Neuzugang Scherhant, der von Hertha BSC zum Sport-Club kam, in einem Pflichtspiel in der Startelf der Breisgauer. „Derry hat einfach über die letzten Wochen sehr konstant gute Leistungen abgerufen und Woche für Woche den Druck erhöht“, sagte Trainer Julian Schuster. Das war ein Grund für ihn, den 22-Jährigen diesmal von Anfang an aufzustellen, „dazu kam der Matchplan, und wir wollten seine Schnelligkeit, sein Eins-gegen-eins nutzen“.
Es sei ein Unterschied, „ob du gegen einen Kristensen spielst, der ausgeruht ist und voll im Saft ist oder er schon 60, 70 Minuten einen Fight hatte“. Das habe Scherhant gegen den Frankfurter Rechtsverteidiger angenommen, lobte der SC-Coach, „gegen einen Gegenspieler auf diesem internationalen Niveau, das sind natürlich für ihn tolle Erfahrungen – aber das war mit Sicherheit auch für seinen Gegenspieler kein angenehmes Spiel“. Dem Linksaußen hat dieses Duell „Spaß gemacht“, wie er zu Protokoll gab.
Frühes Tor nach Manzambi-Vorlage
Bisher war der gebürtige Berliner jeweils für Freiburgs Dauer-Top-Scorer Grifo eingewechselt worden, beim Europa-League-Spiel in Bologna (1:1) erstmals schon direkt nach der Pause. Auch da hat Johan Manzambi ihm einen Pass in den Lauf gespielt, ähnlich wie am Sonntag gegen die Eintracht. „Ich habe ihm gesagt: den nächsten, den er so spielt, mache ich rein. Ich bin sehr glücklich, dass es geklappt hat, und ich bin sehr happy über mein Startelf-Debüt“, sagte Scherhant. Er hatte nach nicht mal zwei Minuten zur Führung getroffen.
Danach hatte er noch zwei große Chancen auf einen Doppelpack: Noch vor dem 1:1 von Jonathan Burkardt schoss er knapp über die Latte, und beim 1:2-Rückstand in der zweiten Hälfte verzog er nach einer Flanke von Niklas Beste die Direktabnahme. „Der Ball ist glaube ich aufgetippt vorher, und ich habe ihn auch nicht direkt gesehen. Das war nicht so easy, aber ich hatte schon viel Platz, den hätte ich auch besser treffen können“, gab sich Scherhant selbstkritisch.
Sonderlob für Scherhant
Und das passt auch zu dem, was sein Trainer später über ihn sagte, der ihn als „sehr lernwillig“ und kommunikationsfreudig bezeichnete, schon in der Pause und nach den Spielen gehe er sofort in den Austausch. „Es ist einfach schön, wenn jemand so ehrgeizig ist und so viel dazulernen möchte.“
Und als die Kräfte des Youngsters langsam nachließen, kam Routinier Grifo für ihn ins Spiel, brachte „neue Energie auf den Platz“ (Schuster) und sorgte mit seinem 17. direkt verwandelten Freistoßtreffer für den SC für den späten Ausgleich. Es hat ihm nicht gefallen, zusammen mit seinem Kumpel und SC-Kapitän Christian Günter zunächst auf der Bank Platz nehmen zu müssen.
Schuster nennt „Qualitätsmerkmal“
Mitgetragen hat der 32-Jährige die Entscheidung dennoch. Für Schuster ist es „absolut ein Qualitätsmerkmal“ seines Teams, „wie Jungs damit umgehen, nicht beginnen zu dürfen“. Für ihn sei es „immer wieder wichtig, als Trainer vom SC Freiburg eben auch Dinge einzufordern, in denen wir uns unterscheiden können von anderen“. Und beim Sport-Club gebe es „viele ältere Spieler, die das unglaublich vorleben“, von denen die jungen Spieler „ganz arg viel lernen können“. Darin sieht er einen Grund – neben geduldiger Spielweise -, dass sich seine Mannschaft gegen Frankfurt nach dem Rückstand noch einen Punkt sicherte.
Diese Einstellung hatte in den vergangenen Jahren auch Christian Streich immer wieder eingefordert, der am Sonntag erstmals seit seinem Abschied im Mai 2024 wieder im Europa-Park Stadion war und neben Sportvorstand Jochen Saier Platz nahm. Schuster hat davon erst nach dem Spiel erfahren, und freute sich über den prominenten Zuschauer. „Das ist auch ein Zeichen von ihm, dass er jetzt bereit ist, da zu sein“, sagte der 40-Jährige. „Das ist schön. Er kann öfter kommen. Und ich bin natürlich gespannt, was er sagt.“

