Der VfL Bochum lag in München schon scheinbar entscheidend zurück, doch ein Anschlusstreffer, eine Rote Karte für die Bayern und die passende Pausenansprache von Dieter Hecking gaben der Partie noch eine entscheidende Wendung.
Heckings Pausenansprache wirkt
Wenn die beste Heim-Mannschaft die schlechteste Auswärtsmannschaft empfängt, sind die Rollen meist klar verteilt. So begann auch das Spiel zwischen dem FC Bayern – vor dem 25. Spieltag 34 Punkte zu Hause gesammelt – und den Gästen aus Bochum, die bislang nur fünf Zähler in der Fremde mitnehmen durften, mit dominanten Hausherren.
„In der ersten halben Stunde waren wir nicht gut, da hätte es drei oder vier zu null stehen müssen für die Bayern, dann wären wir weg gewesen“, gab Dieter Hecking nach der Partie bei Sky zu. Die Münchner führten nach 28 Minuten aber „nur“ 2:0. „Wir hatten dann auch in einigen Szenen das Quäntchen Glück auf unserer Seite, wie bei dem Elfmeter. Aber das brauchst du auch, um hier zu bestehen“, ordnete Timo Horn ein. Zur Freude des Keepers prallte Serge Gnabrys Versuch beim Stand von 1:0 für die Bayern an den linken Posten.
Heckings Worte wirken
Dann zeigte sich aber die Mentalität des Kellerkinds. Erst brachte Jakov Medic den VfL wieder ran, nach der Pause drehten Ibrahima Sissoko und Matus Bero in Überzahl nach Joao Palhinhas Roter Karte (43.) sogar die Partie – auch weil Hecking in der Pause die richtigen Worte fand. „Passt auf Jungs, man kriegt nicht oft die Chance eine ganze Halbzeit in München gegen zehn Mann zu spielen. Wir dürfen jetzt nicht zu devot bleiben, wir müssen jetzt aktiver werden, wir müssen mehr nach vorne machen, wir müssen früher attackieren“, so die Botschaft des 60-Jährigen.
Seine Mannschaft ließ den Worten des Trainers Taten folgen. „In der zweiten Halbzeit haben wir die Chance nach der Roten Karte auch genutzt, sind besser ins Spiel gekommen und hatten teilweise auch ein bisschen Drangphasen“, bewertete Horn die Leistungssteigerung. Er selbst half nach seinem Patzer in der vergangenen Woche gegen Hoffenheim kräftig mit und war, nachdem er schon gegen Eric Dier in der ersten Hälfte stark reagiert hatte, auch gegen Konrad Laimer sowie Jamal Musiala reaktionsschnell zur Stelle.
„Diese Mannschaft steht immer wieder auf, das haben wir schon gegen Leipzig gezeigt, als wir 0:3 hinten gelegen haben. Heute wieder“, sparte Hecking danach nicht mit Lob. Für den Trainer war es indes erst der sechste Sieg im 25. Duell mit den Münchnern (drei Remis und 16 Niederlagen).
Und auch für Horn bedeuteten die drei Punkte ein unerwartetes wie ungewohntes Glücksgefühl: „Ich habe mal ein 1:1 geschafft, danach ging es aufs Oktoberfest. Das hat sich schon angefühlt wie ein Sieg. Aber das heute ist natürlich unbeschreiblich. Fühlt sich an wie zehn Punkte, auch wenn es nur drei sind.“
Drei dennoch ganz wichtige im Abstiegskampf, durch die sich der VfL weiter an die Nichtabstiegsplätze heranrobbt. Die Brust ist durch den Erfolg in München jedenfalls spürbar breiter geworden – nicht nur bei Horn, der gleich noch eine Ansage an die Konkurrenz ins Mikrofon sprach: „Mit dem Spirit und der Mentalität, die wir an den Tag gelegt haben, bin ich mir sicher, dass wir es packen werden.“