Nartey besiegt die Sorgen vor dem Karriereende

Der Sieg in Wolfsburg war ein Erfolg einer geschlossenen Mannschaftsleistung. Nur einer wurde besonders gelobt: Nikolas Nartey, der erstmals seit zweieinhalb Jahren wieder in der Startelf stand – dazu in ungewohnter Rolle.

Stuttgarter erstmals seit zweieinhalb Jahren wieder in der Startelf

Bescheidenheit ist eine Zier, also gab Maximilian Mittelstädt die Blumen gerne weiter. Der Linksverteidiger, der zu seinem eigenen Erstaunen zum Spieler des Spiels gekürt wurde, hob nach dem 3:0 in Wolfsburg lieber die gesamte Kollegenschaft hervor. „Das Team ist heute der ‚Man of the Match'“, so der Nationalspieler. „Wir haben heute als Mannschaft ein sehr, sehr gutes Spiel gemacht. Jeder Einzelne hat sehr, sehr gut gespielt. Von hinten bis vorne allesamt.“

Der Erfolg hat viele Väter

Der Erfolg der Schwaben hatte wirklich viele Väter. Tiago Tomas, der gegen seinen Ex-Klub das 1:0 erzielte. Angelo Stiller, der an allen drei Treffern beteiligt war. Bilal El Khannouss, der vorne für Ideen und Vorlagen sorgte. Jeff Chabot, der hinten alles wegräumte und vorne zu Chancen kam. Aber so richtig emotionalisierte nur einer: Nikolas Nartey.

Der Däne kam zu seinem ersten Startelfeinsatz seit Mai 2023, als der VfB mit 4:1 in Mainz gewann. Es folgten zweieinhalb Jahre Tristesse – mit der Angst vor einem Karriereende im Nacken, das dem 25-Jährigen wegen eines Knorpelschadens im Knie drohte. Zwischen damals und jetzt lagen fünf Liga-Kurzeinsätze mit insgesamt 47 Minuten. Für Sebastian Hoeneß war Wolfsburg eine außergewöhnliche Partie, „weil Niko bekanntermaßen eine Verletzungshistorie hat, die ihn daran hinderte, zeigen zu können, was er kann“.

„Nico hat die Gabe, sich in unterschiedlichen Rollen zurechtzufinden.“ (VfB-Trainer Sebastian Hoeneß)

Dass er diese nicht auf seiner Standardposition im defensiven Mittelfeld oder dem linken Defensivflügel zeigte, macht den Cheftrainer glücklich. Nartey agierte als dritte Speerspitze neben Bilal El Khannouss und hinter Tiago Tomas. Inklusive Extra-Lob. „Nico bringt enorme Qualitäten mit und ist immer in der Lage, diese zu zeigen, sobald er gesund und stabil ist. Das ist er jetzt seit einigen Monaten“, sagt Hoeneß. Der 25-Jährige habe „die Gabe, sich in unterschiedlichen Positionen zurechtzufinden“.

Wofür Nartey allerdings eine Anlaufphase brauchte. In der ersten Hälfte unterliefen ihm der eine oder andere Fehlpass, verlorene Zweikämpfe oder Ballverluste. Dennoch überwiegt die Freude über den vom Verletzungspech gebeutelten Profi. Insgesamt war es „ein großer Moment für ihn“, sagt Tiago Tomas. „Wenn man ihn heute hat spielen sehen, würde niemand glauben, dass er zwei Jahre nicht mehr in der Startelf stand.“

Mit Platz 3 in der Bundesligatabelle gehen die Stuttgarter in die erste englische Woche. „Eine Momentaufnahme“, wie es Trainer und Sportchef unisono bezeichnen. „Ein schönes Tabellenbild“, sagt Fabian Wohlgemuth. „Aber nach sieben Spieltagen ist da nicht viel zu entnehmen.“ Zumal man bisher eher auf Gegner getroffen ist, die allenfalls auf Augenhöhe daherkamen.

„Das war eine gute Vorbereitung für Istanbul.“ (VfB-Sportvorstand Fabian Wohlgemuth)

Dennoch sei der Sieg mehr als nur ein Dreier. „Die Mannschaft hat streckenweise maximal dominiert, war konsequent, war leidenschaftlich“, so der Sportchef. „Und sie war spielfreudig. Das hatte eine gewisse Leichtigkeit. Deshalb war das von Anfang bis Ende ein rundum gelungener, verdienter Auswärtserfolg. Eine Gruppenleistung, die eine der besten in dieser Saison war.“ Die dem Pokalsieger Mut für die anstehende Partie am Donnerstag in der Europa League gegen Fenerbahce macht. „Das war eine gute Vorbereitung für Istanbul. Daraus ziehen wir viel Selbstbewusstsein. Der Auftritt hat sicher nicht geschadet, um auch dort zu bestehen.“

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