Bei der Niederlage gegen Bremen wechselte Kiel-Trainer Marcel Rapp bereits in der 36. Minute dreifach – ein Novum in der Bundesliga. Für den Trainer war das aber überhaupt nichts Besonderes.
Nach 36 Minuten
Ein 0:3 im Heimspiel gegen Werder Bremen, weiterhin der letzte Tabellenplatz und schwindende Hoffnungen auf den Klassenerhalt: Die Lage bei Holstein Kiel ist nach dem 27. Spieltag kritisch. Trotzdem hat die KSV am Samstagnachmittag bei der verdienten Niederlage gegen den SV Werder etwas Historisches vollbracht. Marcel Rapp wechselte bereits in der 36. Minute dreifach und stellte damit einen neuen Rekord für den frühsten dritten Tausch in einem Bundesliga-Spiel auf.
Die frühen Wechsel hatte der Holstein-Trainer aber nicht aus Wut getätigt. Er zeigte sich auf der Pressekonferenz nach dem Spiel zwar unzufrieden mit der Leistung, hegte aber keinen Groll gegen seine Spieler: „Wir waren heute nicht am Leistungslimit und haben gegen eine Mannschaft gespielt, die gut war. Dann ist der Gap groß.“
„Man kann als Trainer fünfmal wechseln, und es steht nirgendwo geschrieben, dass man erst ab der 60. wechseln darf.“ (Marcel Rapp)
Und dass dann schon so früh der Dreifachwechsel erfolgte, ist für Rapp nur die logische Konsequenz: „Man kann als Trainer fünfmal wechseln und es steht nirgendwo geschrieben, dass man erst ab der 60. wechseln darf. Ich habe versucht, Einfluss aufs Spiel zu nehmen. Deswegen dieser Dreifachwechsel.“
Zuvor waren die Störche überhaupt nicht ins Spiel gekommen: „Wir waren unsauber im Passen, waren in den Zweikämpfen unterlegen.“ Und Bremen nutzte die Überlegenheit zur Führung. Aber warum war die KSV derart chancenlos in den ersten 35 Minuten? „Wenn ich ehrlich bin, habe ich keine Erklärung dafür. Wir haben uns viel vorgenommen für das Spiel. Warum wir jetzt so viele Zweikämpfen verloren haben, kann ich nicht beantworten.“
Holtby hält Brandreden für überflüssig
Und auch Holstein-Kapitän Lewis Holtby, einer der Eingewechselten beim historischen Dreifachwechsel, ging die Aufarbeitung rational an: „Ich kann eine Brandrede halten, das bringt nichts. Wir müssen uns gegenseitig unterstützen. Wir haben sieben Endspiele. Wir müssen an uns glauben, weiter Gas geben und gucken, dass wir Spiele gewinnen“, sagte er bei Sky.
Unglücklich für die Norddeutschen ist, dass der 1. FC Heidenheim parallel in Wolfsburg gewonnen hat. Dadurch hat sich der Rückstand auf den Relegationsplatz für Kiel auf fünf Punkte vergrößert. Für Rapp ist das jedoch zweitrangig: „Es ändert eigentlich nichts. Es geht darum, dass wir gute Leistungen bringen. Daran müssen wir arbeiten. Das ist, was wir beeinflussen können. Heute sind wir enttäuscht, aber eher von unserem Spiel und nicht von den Ergebnissen auf den anderen Plätzen.“
Rapp zufrieden mit der Einstellung
Es sei zwar besonders „bitter“, dass man so eine schwache Leistung so kurz vor dem Saisonende gezeigt habe, aber mit der Einstellung seiner Mannschaft war der Coach trotzdem zufrieden: „Es ist ganz normal, dass es nicht immer nach oben geht. Das Entscheidende ist, dass der Wille da ist. Das hat man heute auch gesehen. Es ist nicht so, dass die Jungs larifari machen.“ Jetzt gehe es darum, in den verbleibenden Spielen wieder ans „Limit“ zu gehen.
Das nächste Endspiel steht für die KSV Holstein am kommenden Samstag in Mainz auf dem Programm. Beim Champions-League-Aspiranten muss unbedingt eine bessere Leistung gezeigt werden, um nicht komplett den Anschluss zu verlieren.