Diese Saison kommt Manuel Gulde (34) wegen Rückenbeschwerden nur auf einen U-23-Einsatz. Am Dienstag gab Freiburgs Innenverteidiger, der auch für Hoffenheim, Paderborn und Karlsruhe spielte, sein Karriereende bekannt – nach bisher 183 Einsätzen und sieben Tore für die SC-Profis.
Neun Jahre Freiburg, 183 Einsätze
„Ich hatte sehr intensive Jahre. Nach der langen Zeit reicht es für mich jetzt auch und ich freue mich auf einen neuen Lebensabschnitt“, sagte Manuel Gulde in einem am Dienstag veröffentlichten Video-Interview auf den SC-Kanälen. Sein im Sommer auslaufender Vertrag in Freiburg wird nicht mehr verlängert. Da sich „ein, zwei Optionen“ auf einen eventuell letzten Vereinswechsel nicht realisieren ließen, beschloss der 34-Jährige zweifache Familienvater, seine aktive Laufbahn als Fußballer im Sommer komplett zu beenden.
Mit Groß befördert – Dank an Rangnick und Hopp
Im jungen Alter schien Gulde vor einer verheißungsvollen Karriere zu stehen. Der gebürtige Mannheimer durchlief von der U 16 bis zur U 20 alle Junioren-Nationalteams des DFB, hat insgesamt 26 U-Länderspiele in seiner Vita stehen. Schon mit 18 Jahren debütierte er im Januar 2010 für die TSG Hoffenheim unter Ralf Rangnick in der Bundesliga. „Wir waren 2008 B-Jugend-Meister, dann wurden Pascal Groß, Marco Terrazzino und ich hochgezogen. Dann fing es an mit Verletzungen, da war es eineinhalb Jahre schon schwierig, aber Ralf Rangnick und Dietmar Hopp haben mich gefördert, deshalb bin ich beiden sehr dankbar“, blickt Gulde zurück.
Bis Sommer 2012 kamen allerdings nur noch sechs weitere Auftritte im Oberhaus dazu, 2011/12 kam Gulde für die TSG nur in der Regionalliga zum Einsatz. Es waren Umwege über die Zweitligisten Paderborn und Karlsruhe nötig, ehe der Innenverteidiger 2016 mit seinem Wechsel nach Freiburg in die Bundesliga zurückkehrte.
Old school – oft im besten Sinne
Gulde hatte davor und danach immer wieder mit Verletzungen und körperlichen Beschwerden zu kämpfen. Wenn er einsatzbereit war, konnte sich Trainer Christian Streich jedoch in aller Regel auf seinen Verteidiger alter Schule – so sah sich Gulde immer auch selbst – verlassen.
Clever und effektiv in Zweikampf und Stellungsspiel, womit er immer wieder sein Tempodefizit gegenüber schnellen Angreifern ausgleichen konnte, sowie mit einer niedrigen Fehlerquote im vergleichsweise risikoarmen Aufbauspiel. Gulde wählte lieber einen einfachen, sicheren Pass als ein riskantes Anspiel oder mutiges Andribbeln – old school eben. Womit Gulde im besten Sinne häufig eine verlässliche defensive Stabilität verkörperte.
So bringt es der 1,84-Meter-Mann auf eine trotz aller mental wie körperlich kraftraubenden Reha-Phasen sehr beachtliche Bilanz mit 171 Einsätzen in der Bundesliga (7 Tore), 79 Spielen in der 2. Liga (5 Tore) sowie jeweils zwölf und zehn torlosen Auftritten in DFB-Pokal und Europa League.
Späte Highlights in der Europa League
Seit dem Trainerwechsel im Sommer von Streich zu Guldes Ex-Mitspieler Julian Schuster kam wegen hartnäckiger Rückenbeschwerden zwar kein Profieinsatz mehr hinzu, sondern nur ein Spiel für die Freiburger U 23 in der Regionalliga. Guldes Saison mit den meisten Einsätzen wird dennoch die vorherige bleiben. 2023/24 kam der Rechtsfüßer auf 36 Pflichtspiele – so viele waren es nur 2014/15 für den KSC, damals inklusive der dramatisch gegen den HSV verlorenen Relegation.
Dennoch wird das Spieljahr 2023/24 Gulde vermutlich in besonderer Erinnerung bleiben. Achtmal durfte er in der Europa League auf dem Rasen stehen, in den vier K.-o.-Duellen mit Lens (siegreiche Play-offs) und West Ham United stand Gulde jeweils in der Startelf, weil die Stamm-Innenverteidiger Matthias Ginter und Philipp Lienhart wochenlang ausfielen. Während er im Achtelfinal-Rückspiel mit dem gesamten Team beim 0:5 in London unterging (kicker-Note 5), hatte er mit guter Leistung (kicker-Note 2,5) seinen Anteil am überraschenden 1:0-Hinspielerfolg gegen den Premier-League-Klub.
„Mit einem positiven Gefühl gehe ich jetzt nicht raus, aber insgesamt war es eine gute Karriere meinerseits. Darauf kann ich stolz sein.“ (Manuel Gulde)
Eine spätes Hoch für den Mann, der in den vergangenen Jahren die Rolle als Back-up im Abwehrzentrum inne hatte, nachdem er etwa im Kalenderjahr 2018 in allen 34 Bundesligaspielen in der Startelf gestanden hatte. Davor und danach hatte ihn allerdings sein Rücken für längere Zeit außer Gefecht gesetzt – wie auch in der aktuellen Spielzeit.
„Wenn man gar kein Spiel macht diese Saison, ist es mental natürlich schon wahnsinnig hart. Vor allem durch die große Diskrepanz zur letzten Saison. Mit einem positiven Gefühl gehe ich jetzt nicht raus“, sagt Gulde, betont aber mit dem Blick aufs große Ganze: „Wenn man die 16 Jahre als Profi betrachtet, bin ich stolz darauf, wie ich immer durch die Täler durchgekommen und mit den Verletzungen umgegangen bin. Neun Jahre hier in Freiburg sind auch nicht selbstverständlich, dass ich immer meine Leistung gebracht habe, dass ich so lange hier sein durfte. Es war insgesamt eine gute Karriere meinerseits, darauf kann ich stolz sein.“