Der SV Werder Bremen wollte mit ihm verlängern, allerdings zu leistungsbezogenen Bedingungen. Jetzt wechselt Oliver Burke ablösefrei zu Union Berlin – und macht im Saisonendspurt durchaus Themen auf.
Mehrere Fragen stellen sich
Am vergangenen Wochenende erst stellte Oliver Burke einen Saisonrekord auf: Kein Werder-Profi wurde in dieser Spielzeit mit einer höheren Geschwindigkeit gemessen als jene 36,72 km/h des Angreifers beim 1:0-Heimsieg gegen den VfL Bochum; damit lag der Schotte an diesem 30. Spieltag indes auch ligaweit auf Platz 1.
Und eigentlich, so schien es in dieser Personalie zumindest, lautete die Frage ja nur noch, wie schnell denn Burke auch einen neuen Vertrag am Osterdeich mit seiner Unterschrift versehen würde – sein bisheriger Kontrakt endet ja mit Ablauf der aktuellen Saison.
Weswegen die Bremer mit dem 28-Jährigen längst über eine Verlängerung verhandelten, nachdem dieser in seinem dritten Werder-Jahr dann doch noch einen Turnaround hingelegt hatte, der in der Bundesliga seinesgleichen sucht – und der nun allerdings an anderer Stelle seine Fortsetzung finden wird: Wie die Deichstube berichtete, hat sich Union Berlin die Dienste des Stürmers ablösefrei gesichert, Werder bestätigte den Abgang am Mittwoch.
Zwischen Liebe und reservierten Tönen
Das kam zumindest insofern überraschend, dass Burke nach seinem erstaunlichen Comeback in Bremen stets auch Trainer Ole Werner sowie den Mitspielern seine Dankbarkeit versicherte, mehrfach davon sprach, den Klub zu „lieben“.
Andererseits waren die Werder-Verantwortlichen trotz seines Leistungswandels lediglich bereit, dem Schotten ein (finanziell) leistungsbezogenes Angebot zu offerieren – wohl auch in dem Wissen, was in seinen zwei ersten Jahren nach seiner Verpflichtung von Sheffield United sportlich alles nicht funktionierte: Burke wurde in dieser Zeit zweimal in die englische 2. Liga (Millwall, Birmingham) verliehen.
Doch während es aus der Bremer Führungsetage trotzdem danach klang, dass die Verlängerung eher eine Frage der Zeit sein würde, konnte man beim Spieler zuletzt durchaus reserviertere Töne heraushören. Auf mehrfache Nachfragen zu seiner Zukunft reagierte Burke vor genau einer Woche jedenfalls zunehmend genervt, verwies stets auf seinen Berater und tat bezüglich eines neuen Vertrags seinerseits ziemlich unwissend („Ich kenne die Antworten nicht“).
Werner hoffte auf Burke-Verbleib
Hat sich Werder also verpokert im Fall Burke? Diesen Schluss könnte man ziehen, da ein ablösefreier Abgang eines Spielers, den ein Verein behalten wollte, meistens schmerzt. „Wir hätten ihn gerne hierbehalten“, bekräftigte auch Sportchef Clemens Fritz. Zumal insbesondere Cheftrainer Ole Werner darüber nicht begeistert sein dürfte, der erst jüngst nach Burkes Doppelpack beim 2:1 in Stuttgart seine Hoffnung auf einen Verbleib auch öffentlich äußerte.
Gerade vor dem Hintergrund, dass der Coach seine langfristige persönliche Zukunft an der Weser auch von den Kaderplanungen in diesem Sommer abhängig machen will, ist Burkes Abgang sicherlich ein Dämpfer.
Allerdings hatte sich der Spieler am Dienstag ohne jegliche Absprache zum Medizincheck nach Berlin aufgemacht, wo er ein besser dotiertes Angebot für einen neuen Vertrag annahm, obwohl sich Werder laut Fritz auf die „zuvor geäußerten Vorstellungen“ von Burke schließlich eingelassen habe. Zu spät offenbar, zumal die Spieler-Seite keine Möglichkeiten für Nachverhandlungen mehr bot – „leider“, so der Geschäftsführer Fußball. Burke informierte den Klub erst am Mittwochmorgen über den Wechsel, was für einige Verstimmtheit bei Werder sorgte – und woraus sich nun weitere Fragen ergeben.
Einige Themen im Saisonendspurt
Welche (negativen) Auswirkungen hat Burkes Entscheidung auf die restliche Spielzeit, in der die Chance auf Europa für den Klub so groß ist wie lange nicht mehr? Sieben Mal in Folge stand er zuletzt in der Bremer Startelf – bleibt dieser Status von seinem Wechsel unberührt? Und wie reagieren die Fans am Sonntag im Heimspiel gegen den FC St. Pauli? Wie wird es vor allem dann am nächsten Spieltag, wenn Werder ausgerechnet bei Union Berlin gastiert?
Fakt ist: Der Burke-Abgang hat vor dem Saisonendspurt durchaus einige Themen aufgemacht. Mal ganz abgesehen davon, ob Werder alsbald einen Ersatz für einen Spieler mit einer Geschwindigkeit von knapp 37 km/h finden wird, die im Profi-Fußball bekanntlich überall begehrt sind.