Warum Augsburgs zweitbester Trainer gehen musste – und der Sportdirektor gleich mit

Der FC Augsburg stellt sich auf sportlicher Ebene fast komplett neu auf. Jetzt darf es kein Zurück mehr geben. Eine Einordnung.

Eine Einordnung zum Aus von Thorup und Jurendic

Fußball schauen wir zum Glück noch mit unseren Augen, auch wenn gerne und ganz oft Statistiken zurate gezogen werden. Die ja in den allermeisten Fällen auch super hilfreich sind.

Es gibt aber Ausnahmen. Ein Beispiel: Den Zahlen zufolge spielt Raphinha beim FC Barcelona gerade eine bessere Saison (59 Scorerpunkte!), als es Neymar je getan hat. Und selbst wenn Raphinha ein herausragender Fußballer mit ganz herausragenden Qualitäten ist, wird doch niemand ernsthaft behaupten, dass er aufgrund der Statistiken besser wäre als Neymar. Da hilft dann der sogenannte „Eye Test“, also was die Augen da schon noch außerhalb der Zahlen sehen.

Und jetzt dann die Frage, was diese beiden Brasilianer mit dem FC Augsburg zu tun haben.

Also: Den Zahlen zufolge hat der FC Augsburg gerade die drittbeste Saison seiner Vereinsgeschichte gespielt, und zwischenzeitlich – man erinnert sich vielleicht an elf Spiele in Folge ohne Niederlage – war das wirklich mehr als anständig. Mit welcher Gier diese Mannschaft ihr Tor verteidigt hat; wie sie Gegner zermürben konnte. Und wie sie dann ab und zu sogar selbst ein Tor erzielte und 1:0 oder 2:1 gewann.

Und trotzdem wird niemand, der diese Spiele gesehen hat, wirklich mit Überzeugung sagen können: Ja, das war echt gut.

Zum zweiten Mal der Klassenerhalt, zum zweiten Mal mit Beigeschmack

Trainer Jess Thorup hat den FCA zum zweiten Mal in Folge zum souveränen Klassenerhalt geführt, und trotzdem blieb auch zum Ende dieser Saison ein bitterer Beigeschmack. Weil wieder mehr drin gewesen wäre als „nur“ der Klassenerhalt; weil wieder mal jegliche Ambitionen fehlten; weil eine Niederlagenserie wieder mal den Abschluss verhagelte. Und weil die Augen einen dann doch nicht täuschten: Da war ganz einfach noch sehr viel Luft nach oben, an Qualität mangelte es diesem Kader schließlich nicht.

Thorup hatte, als er sich im Oktober 2023 auf Deutsch vorstelle, von seiner Spielidee mit einem „offensiven Mindset“ gesprochen. Das sah dann auch wunderbar aus beim ersten Spiel, einem 5:2-Sieg in Heidenheim nach 0:2-Rückstand. Highlights folgten in den nächsten 19 Monaten aber nur sehr wenige. Stabil präsentierte sich der FCA zumeist, aber ohne Idee im Offensivspiel. Und letztlich war Augsburg wieder das, was es irgendwie immer war, aber eigentlich nicht mehr – zumindest primär – sein wollte: ein „ekliger Gegner“, „unangenehm zu bespielen“.

„Nach Augsburg fährt keiner gerne“, ist ja zum Beispiel einer dieser Sätze, die zum gängigen Vokabular eines Bundesliga-Trainers zählen. Gleich darauf folgen dann Phrasen wie „Am Ende des Tages“ oder „Von Spiel zu Spiel schauen“.

Und eigentlich waren die Augsburger in den vergangenen zwei Jahren immer mal wieder auf einem guten Weg, diesen Ruf loszuwerden. Spannende Spieler wie Arne Engels oder Ermedin Demirovic entwickelten sich dort zu Rekordverkäufen. Weitestgehend unbekannte Kicker wie Alexis Claude-Maurice oder Chrislain Matsima entpuppten sich als echte Hingucker. Und mit Mert Kömür und Noahkai Banks klopfen endlich zwei hauseigene Talente an die Tür.

Natürlich darf man sich als „kleiner Nachbar“ des „großen FC Bayern“ gewissermaßen auf die Schulter klopfen, wenn die Gegner einen lieber meiden. Nur fühlt sich das gegen den FCA nie wie ehrfürchtiger Respekt an, sondern eher wie ein „Boah, muss nicht sein“.

Nur: Wer lässt sie rein?

Den Zahlen zufolge ist Thorup mit einem Punkteschnitt von 1,29 der zweitbeste Augsburg-Trainer nach Markus Weinzierl (1,30), und nur unter Martin Schmidt erzielte der FCA mehr Tore pro Spiel (1,59) als unter Thorup (1,37). Aber die Statistik verrät eben nicht die ganze Geschichte.

Kein Team erspielte sich weniger Chancen als Augsburg

Thorup hat den FCA zweifelsohne stabilisiert, aber von einer spielerischen Weiterentwicklung traut sich eigentlich keiner zu sprechen. Zu viel basierte auf Zufallsbasis, zu wenig lief im vorderen Drittel nach Plan. Und dann auch die Frage, was eigentlich der Plan war. Keine Mannschaft in der Bundesliga hat sich an 34 Spieltagen weniger Chancen erspielt (133, genau wie St. Pauli), nicht mal vier pro Partie. In der Tabelle der „expected Goals“ landeten die Augsburger auf Platz 18, in der Tabelle der abschließenden acht Spiele ebenfalls auf Platz 18.

Vor allem Thorups übervorsichtiger Ansatz wurde ihm letztlich zu Verhängnis. Statt zum Beispiel einen Kömür mal Fehler machen zu lassen, stellte er lieber einen zusätzlichen Defensivspezialisten ins zentrale Mittelfeld. Statt einen Banks mal beim Aufsteiger Kiel für den verletzten Schlotterbeck reinzuwerfen, zog er lieber den linken Schienenspieler Giannoulis in die Dreierkette. Und der Schuss ging auch noch völlig nach hinten los.

Letztlich fehlte die Überzeugung, dass Thorup diese Mannschaft einerseits weiterentwickelt und andererseits wirklich der richtige Mann ist, um den längst eingeschlagenen Weg mitzugehen, verheißungsvollen Youngstern den nächsten Schritt zu ermöglichen. Und den FCA zu mehr zu machen als nur zu einem stabilen und „unangenehmen“ Mittelfeld-Team.

Der ebenfalls geschasste Sportdirektor Marinko Jurendic zählt genauso dazu. Der Schweizer verwies zwar gerne darauf, wie viel Spielzeit die Nachwuchskräfte erhalten, ließ dabei außen vor, dass es sich zumeist nur um kürzeste Kurzeinsätze handelte. Auch er soll sich dem verschriebenen Weg nicht ohne Widerworte angeschlossen und gelegentlich auch die Augen vor der Wahrheit verschlossen haben. Nach diesem Saisonende mit nur einem Duselsieg (2:1 in Bochum) aus acht Spielen von einer „guten Spielzeit“ zu sprechen? Mutig.

Der FCA stellt sich nun neu auf und geht ins Risiko. Klar ist, dass es jetzt kein Zurück mehr geben darf. Der neue Trainer, Sandro Wagner gilt als heißester Kandidat, soll die Entwicklung in Augsburg vorantreiben, mutig sein, begeistern können. Der Klassenerhalt ist Pflicht, wird aber allein nicht mehr ausreichen.

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