Seit 2004 amtiert Dirk Zingler inzwischen als Präsident des 1. FC Union Berlin. Am Montag gab der Klub bekannt, dass der Logistikunternehmer vom 1. Juli an in eine weitere Amtszeit gehen wird. Zudem wird das Präsidium der Eisernen von fünf auf sieben Mitglieder erweitert.
Präsident stellt Konkurrenz wegen Frauen-Bezahlung „Armutszeugnis“ aus
Dirk Zingler verhehlt nicht, dass er zunächst einmal in sich gehen musste, als ihn die Anfrage des Aufsichtsrates des 1. FC Union Berlin erreichte, ob er denn weiterhin Präsident der Eisernen bleiben wolle. „Ich habe nachgedacht“, räumte Zingler im Rahmen einer Medienrunde am Montag ein. Der 60-Jährige hat sich die Gedanken jedoch nicht gemacht, weil es ihm nach 21 Jahren im Amt keinen Spaß mehr bereiten würde, Präsident des Klubs aus Berlin-Köpenick zu sein. Zingler hat nur einmal kurz in sich hineingehorcht, ob er noch die Kraft aufbringen kann, dem 1. FC Union vorzustehen, so wie er das seit 2004 tut. Das aufwändige Amt auszuführen gehe nur, so der Logistik-Unternehmer weiter, „wenn du die Kraft hast, voranzugehen“. Schließlich, so Zingler, hätten „alle Unioner das Recht“ darauf, dass die Menschen, die im Klub in Führungsverantwortung seien, „auch volle Pulle gehen“ könnten.
„Ich bin bereit für eine weitere Amtszeit.“ ()
Zingler hat die Frage, ob er noch „volle Pulle gehen“ kann, offensichtlich für sich mit Ja beantwortet. Denn er hat die erneute Bestellung zum Präsidenten seitens des Aufsichtsrates – so sieht es die Satzung des 1. FC Union vor – angenommen und wird den Verein nun bis zum 30. Juni 2029 als Vorsitzender führen. „Ich bin bereit für eine weitere Amtszeit“, sagte Zingler, der die nächsten vier Jahre als Zeit betrachtet, „die richtungsweisend für den Verein wird“. Speziell in Sachen Infrastruktur sieht der alte und neue Klubchef „enorme Herausforderungen“ auf Union zukommen. So soll in diesem Jahr noch mit dem Baum des neuen Trainingszentrum Profis neben dem Stadion an der Alten Försterei begonnen werden. Und dann rechnet Zingler damit, dass in den kommenden vier Jahren auch die Erweiterung der Alten Försterei auf rund 40.500 Plätze konkrete Formen annehmen wird – inklusive des Umzugs der männlichen Profis ins Olympiastadion und des Frauenteams in ein noch zu findendes Stadion.
„Jämmerliches Armutszeugnis“: Kritik an Umgang mit den Frauenteams
Zingler will den Klub in den kommenden Jahren weiter voranbringen, wobei der mit dem sportlichen Status Quo zuletzt durchaus einverstanden war. Mit dem 13. Platz, den Union in der abgelaufenen Saison 2024/25 belegte, ist der Präsident angesichts des bereits am 30. Spieltag gesicherten Klassenerhalts sehr zufrieden. Auf die Frage, ob Union nun den nächsten Schritt anstrebe und das Tabellenmittelfeld mit aller Macht zu verlassen trachte, sagte Zingler, er finde es „sehr ehrenvoll“, sich in tabellarischer Nachbarschaft etwa zu Klubs wie dem FC Augsburg oder Borussia Mönchengladbach zu befinden.
Nach dem Aufstieg des Frauenteams hat Union darüber hinaus ein zweites Bundesligateam, das entsprechend ausgestattet werden muss. Zingler will „Berufsbild des weiblichen Fußballprofis attraktiv gestalten. Wenn ich höre, dass selbst in der Bundesliga von den zwölf Mannschaften es nur vier oder fünf gibt, die die Frauen professionell bezahlen, ist das ein jämmerliches Armutszeugnis.“ Bei Union sollen die Spielerinnen adäquat ausgestattet werden, weil das Team von Trainerin Ailien Poese nach dem Aufstieg in der Beletage nicht nur mitspielen, sondern erfolgreich mitspielen soll. „In der Zusammenstellung der Mannschaft für die Bundesliga zahlen wir das, was wir müssen, um einen wettbewerbsfähigen Kader zusammenzubekommen, der an die Spitze der Bundesliga kommt.“
Zietz, Kienelmann und Arbeit neu im Präsidium
In Jennifer Zietz wird darüber hinaus die Geschäftsführerin der Frauenfußball-Abteilung künftig einen Posten im Präsidium erhalten. Zingler geht in seine neue Amtszeit mit einem von fünf auf sieben Mitglieder erweiterten Gremium. Neben ihm und den bisherigen Mitgliedern Oskar Kosche, Lutz Munack und Dirk Thieme werden Zietz, der Geschäftsführer Kommunikation Christian Arbeit sowie Katharina Kienemann (Geschäftsführerin der Alte Försterei Veranstaltungs GmbH) dem Präsidium angehören. Nicht mehr dabei sein wird Jörg Hinze. Nach 18,5 Jahren im Präsidium scheidet der 75-Jährige aus Altersgründen aus.