Das erste Testspiel der Vorbereitung verliert Bayer mit 1:5 gegen eine U-20-Auswahl von Flamengo und gibt dabei ein schlechtes Bild ab. Es fallen deutliche Worte.
Bayer verliert 1:5 gegen Flamengos U 20
Aus Leverkusens Trainingslager in Rio de Janeiro berichtet Leon Elspaß
Es ging so einiges durcheinander. Gleich in der zweiten Minute wurde die extrem hoch stehende Werkself ausgekontert. Die letzte Bayer-Linie postierte sich nur wenige Meter vor dem Strafraum von Flamengos U 20 – und ein Ballverlust sowie wenige Sekunden später stand es bereits 0:1. Der Startpunkt eines bitteren ersten Tests für den Vizemeister, der letztlich mit 1:5 unter die Räder geriet, mit vielen technischen Fehlern auf sich aufmerksam machte und nicht die Kompaktheit besaß, die nötig gewesen wäre, um zu pressen oder sich tief stehend gut zu unterstützen.
Eingedenk der vielen U-19-Akteure auf dem Platz, der kraftraubenden Einheiten zuvor, des frühen Zeitpunkts der Vorbereitung und des frischen Gegners, der anders als Bayer mitten im Liga-Betrieb steckt, hatte dieses erste Testspiel der Sommervorbereitung freilich eine stark eingeschränkte Aussagekraft, die Laune aber war danach dennoch deutlich gedämpft.
Andrich wählt deutliche Worte
„Ich will nicht zu dramatisch klingen, aber es ist schon eine kleine Katastrophe“, meinte sogar Robert Andrich, der gemeinsam mit sechs anderen gestandenen Bayer-Profis wie Granit Xhaka, Exequiel Palacios und Patrik Schick nach knapp einer Stunde das Feld betrat und dabei half, die hektische Partie zu beruhigen und von 0:5 auf 1:5 zu verkürzen. „Natürlich sind wir im Trainingslager, haben harte Einheiten hinter uns, natürlich sind viele junge Spieler dabei, aber du darfst dich so nicht abspeisen lassen von einer anderen Jugendmannschaft“, stellte er klar.
- Ten Hag: „Das ist mir eigentlich scheißegal“
Jedem müsse „bewusst sein, vor allem den jungen“, so Andrich, „dass es nicht so einfach geht. Natürlich brauchen die alle ihre Zeit, aber da sieht man, dass man die Zeit doch nicht hat. Ich hoffe, die Jungs lernen daraus“, sagte der 29-Jährige. Wohl wissend, dass die anderen, routinierteren Spieler als Ausgleich hätten wirken können.
Arthur hat viel mit sich selbst zu tun
Arthur (22) indes – einer von sechs Profis in der Startelf und der einzige im Defensivblock – war etwa viel mit sich selbst beschäftigt. Er traf zum 0:1 ins eigene Tor, stach erfolglos aus der Abwehrkette (10., 50.), ließ sich im Eins-gegen-eins überrumpeln oder wie vor dem 0:3 überlaufen. Der Brasilianer, erst halbrechts in der Innenverteidigung einer Dreierkette eingesetzt, in der zweiten Hälfte dann wie gewohnt als Rechtsverteidiger auf dem Platz, hatte einen schlechten Tag in seiner Heimat. Eine Stütze konnte er den oft überforderten U-19-Akteuren neben sich nicht sein.
Wie der Test in Summe einzuordnen ist? War es nun eine „kleine Katastrophe“, wie Andrich sagte? Hofmann wollte es nicht so drastisch ausdrücken. „Klar ist es hart, man darf es aber auch nicht zu hoch hängen, weil so viele junge Spieler dabei waren“, meinte er. „Ich glaube nicht, dass beim ersten Ligaspiel so viele junge auf dem Platz sein werden.“
Hofmann: „Wir brauchen noch mehr Zeit“
Bayer nehme das Spiel mit „als Lernprozess – für die jungen, aber auch für uns Profis, dass wir da an uns arbeiten müssen und es beim nächsten Mal, wenn wir mit so vielen jungen spielen sollten, besser kompensieren und ein bisschen besser strukturieren“. Die Werkself, so Hofmann, brauche zudem insgesamt „noch mehr Zeit, mehr Trainingseinheit, mehr Inhalt“. Das Team müsse „die Abläufe besser reinbekommen. Darauf können wir dann Woche für Woche aufbauen, dann wird es auch besserer, sicherer“. Im besten Fall schon beim VfL Bochum am übernächsten Sonntag.
Sportlich ist diese Testspiel-Pleite also zweifelsfrei zu verschmerzen. Doch klar ist auch: In Brasilien, wo die Werkself während ihres Aufenthalts ja auch kräftig für sich werben will, hinterließ sie bei diesem 1:5 einen schlechten Eindruck. Das ärgere ihn natürlich, sagte Andrich, „die Flamengo-Fans freut es, uns allerdings nicht“.
Bayer tut beim 1:5 nichts für sein Image
Er erklärte: „Du kommst hierher, du merkst, dass die Leute sich freuen. Du spürst schon einen gewissen Hype rund um Bayer, und dann wirst du teilweise regelrecht vorgeführt.“ Trainer Erik ten Hag meinte nachher, er habe „keine gute Mannschaft über 90 Minuten“ aufstellen können, habe zudem „kein Risiko“ eingehen wollen, darum nach 30 Minuten jeweils etwas durchgewechselt. Alles nachvollziehbar. Dennoch stellt sich die Frage, warum er mit seinen Top-Spielern nicht zumindest begann und die U-19-Akteure dann nach und nach einwechselte.
Fürs Image tat Bayer in dieser Partie jedenfalls herzlich wenig.