Vogt erhebt keine Ansprüche als Stamm-Elfmeterschütze 

 

Selten hat ein nicht spielentscheidender Treffer eines Union-Spielers für so viel Rummel gesorgt. Doch Kevin Vogt war auch drei Tage nach seinem „Tor des Jahrzehnts“ sehr gefragt.

Geister-Testspiel gegen Stettin

Die Medienrunde mit Kevin Vogt im Presseraum des Stadions An der Alten Försterei dauerte über eine halbe Stunde. Der 33-jährige Routinier des 1. FC Union Berlin musste viele Fragen beantworten.

Die meisten drehten sich um sein persönliches „Tor des Jahrzehnts“ am vergangenen Samstag zum zwischenzeitlichen 1:0 beim 2:1-Erfolg gegen Borussia Dortmund. Fast zehn Jahre nach seinem dritten und bislang letzten Bundesligator hatte Vogt mal wieder zugeschlagen.

275 seiner inzwischen 341 Partien im Oberhaus musste der Verteidiger auf diesen neuen Jubel-Moment warten. Sein Handy quoll nach dem Elfmetertor sinnbildlich mit Grußbotschaften über. Presse, Funk und Fernsehen überschlugen sich, obwohl Vogt kein Treffer zur Meisterschaft oder zum Sieg gelungen war.

„Dass ich fast zehn Jahre nicht getroffen habe, ist mir fast schon unangenehm.“ (Kevin Vogt)

Aber die Menschen freuten sich einfach über diese Story, die Vogt trotz seiner übersichtlichen Torausbeute seit seinem Bundesliga-Debüt im April 2009 maßgeblich mitgeschrieben hat.

Fast 350 Bundesligaspiele muss man erst einmal machen. „Dass ich fast zehn Jahre nicht getroffen habe, ist mir fast schon unangenehm. Es ist ein bisschen viel wegen eines Tores. Aber ich bin selbst schuld, wenn ich so lange damit warte“, sagte Vogt. „Dann muss ich damit zurechtkommen, dass so viele Fragen kommen. Ich finde eher gut, dass ich so viele Spiele habe.“

Die Mitspieler haben ihn angesichts der Torlosigkeit vorher subtil aufgezogen. Nachdem Vogt im April dieses Jahres den bisherigen Rekordhalter Dietmar Schwager (266 Bundesliga-Partien in Serie ohne Tor) eingeholt hatte, hing ein Fotos des früheren Kaiserslauterers am Kabinenspind von Vogt.

Nun könnte der Ex-Hoffenheimer über Elfmeter gar zu weiteren Erfolgen kommen. Trainer Bo Svensson sagte, dass Vogt aktuell zusammen mit Angreifer Jordan Siebatcheu dafür verantwortlich ist.

Elfmeterschütze Nummer eins? Jein!

Geht Vogt nach dem Erfolgserlebnis erst mal im Fall des Falls wieder an den Punkt? Jein! „Wenn die Mannschaft mich braucht, bin ich da. Aber ich werde jetzt nicht Ansprüche stellen, dass ich Elfmeterschütze Nummer eins sein muss“, erklärte Vogt. „Wenn sich ein Stürmer gut fühlt und sagt, dass er schießen möchte und er haut das Ding rein, bin ich genauso glücklich.“

Beim Training am Dienstagvormittag, bei dem Mittelfeldmann Janik Haberer in der Kabine blieb und etliche Nachwuchsspieler mitwirkten, konnten Fans und Medienvertreter Vogt und Co. zuschauen. Das Testspiel am Donnerstag (14 Uhr) gegen den polnischen Erstligisten Pogon Stettin findet dagegen ohne Zuschauer statt.

Test gegen Stettin ohne Zuschauer

Weil der Rasen im Stadion auch wegen der Zweitliga-Spiele der Frauen geschont werden muss, tritt Union wie schon in der letzten Länderspiel-Pause gegen Zweitligist Eintracht Braunschweig (2:2) auf dem neuen Trainingsgelände an. Das ist für eine größere Zuschauerzahl nicht geeignet, schon gar nicht für die traditionell pyrofreundlichen Stettiner Gästefans.

Union zeigt die Partie immerhin kostenfrei in seinem Vereinsfernsehen. Eine ungefilterte Medien-Berichterstattung ist allerdings nicht möglich. Der Klub sieht sich eigenen Angaben zufolge am neuen Trainingsplatz nicht imstande, den mutmaßlich vier bis sechs interessierten Vertretern der schreibenden Zunft ausreichende Arbeitsbedingungen zu bieten. Und weil die Printkollegen nicht kommen sollen, werden auch keine Fotografen zugelassen.

 

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