Sind die Bremer in dieser Saison tatsächlich mal reif für Europa? Die Fans singen schon, der Trainer scheint es für möglich zu halten – nur der Profi-Chef tut sich öffentlich schwer.
Dritter Bundesligasieg in Folge
Es dauerte überdurchschnittlich lange, bis die Werder-Protagonisten am Samstagabend wie üblich in der Mixed Zone aufkreuzten. Zunächst war da die ausgiebige Stadionrunde und der verdiente Gang vor die eigene Kurve: Dieser 4:1-Heimsieg gegen Union Berlin sollte ja vom Anhang entsprechend besungen werden; schon gegen Ende der Partie hatten die Fans das Lied „Werder Bremen international“ angestimmt.
Etwas andere Töne indes dürfte kurz darauf in der Bremer Mannschaftskabine dann Peter Niemeyer gewählt haben, der den gesamten Werder-Tross dort noch vor den in den Katakomben anstehenden Interviews versammelt wissen wollte. Der Leiter Profifußball richtete „auch von Vereinsseite“ aus, wie Cheftrainer Ole Werner im Nachgang verriet, „dass wir wirklich sehr zufrieden sein können“ – zum einen generell, „wie die Mannschaft sich präsentiert hat“, und zum anderen „mit der Punkteausbeute“.
Überwintert Werder auf Rang 6?
25 Zähler nach 15 Spiele bedeuten schon jetzt, zwei Spieltage vor Hinrundenende, den besten Wert seit 2011/12 (damals 29 Punkte). Und nach der Freiburger Niederlage am Samstagabend in Leverkusen stand somit auch fest, dass einzig Borussia Dortmund den SVW zum Abschluss des 15. Bundesliga-Spieltags mit einem Sieg in Wolfsburg noch von Tabellenplatz sechs verdrängen könnte. Andernfalls überwintern die Bremer erstmals seit ewigen Zeiten wieder mal „europäisch“ – zumindest als Momentaufnahme.
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Inwieweit Niemeyer die sich nun daraus ergebenen Aussichten auch in seiner Kabinenrede thematisierte, blieb zwar ungeklärt – angesichts seiner öffentlichen Worte wirkte es jedoch eher unwahrscheinlich. Was denn möglich sei mit dieser Ausgangssituation, wurde der 41-Jährige gefragt – und entgegnete: „Ich hoffe, schnell die 40 Punkte einzufahren. Wir tun gut daran.“ Was allerdings nicht bedeuten solle, „dass wir nicht ambitioniert sind“, so Niemeyer: „Ich finde, das verwechselt man immer ein bisschen.“
Akribie, Gier und die „absolute Grenze“
Erst soll das Saisonziel erreicht werden, betonte der Profi-Chef: „Vorher verschwenden wir da keine Energie.“ 15 Punkte also noch, bis Europa ins Visier genommen werden kann? „Es gibt sicherlich auch noch Zwischenstufen …“, sagte Niemeyer über dann zu verändernde Zielsetzungen. Man tut sich weiterhin schwer am Osterdeich mit derlei öffentlich ausgesprochenen Ambitionen. Dabei wirkt das personelle und spielerische Konstrukt so stabil wie lange nicht, die Abläufe entsprechend gefestigt und die Mannschaft charakterstark wie äußerst fokussiert.
Trotzdem blieb auch Coach Werner nach dem dritten Bundesligasieg in Folge bei der ungefähr selben Tonalität wie zuvor auch schon: „Die Punktzahl ist Ausdruck dessen, wie die Mannschaft gearbeitet hat im letzten halben Jahr – wie sie sich entwickelt hat“, erklärte der 36-Jährige. Und diese Ausbeute sei nicht durch übermäßig viel Glück oder Pech zu Stande gekommen, sondern Akribie und Gier: „Für uns geht es immer darum, an der absoluten Grenze zu spielen. Das betonen wir ja auch immer.“
Werner: „Einfach ist einfach gesagt“
Sind diese Voraussetzungen auch im Jahr 2025 gegeben, kehren die aktuell Verletzten zurück und bleibt Werder größtenteils von wichtigen Ausfällen verschont (da sich in dem nicht übergroßen Kader bislang wenige Änderungen andeuten) – „dann“, so Werner über die Bremer Möglichkeiten, „liegt es ein Stück weit an uns“, ob sie ihren aktuellen Lauf fortsetzen können.
„Da wollen wir einfach weitermachen“, sagte der Coach – ergänzte aber selbst sogleich noch: „Einfach ist einfach gesagt: Dafür ist viel Invest von allen Seiten erforderlich.“