Mathys Tel hat das erste Pflichtspiel-Halbjahr ohne Scorerpunkt im Bayern-Trikot beendet. Wann und wo setzt er wieder Ausrufezeichen?
Youngster findet nach wie vor nicht in die Spur
Oft sind es die Kleinigkeiten, die beim FC Bayern auffallen. Gerade dann, wenn es auf dem Platz sehr gut läuft, geht der Blick unfreiwillig schnell dahin, wo es vielleicht etwas weniger gut läuft. Zu Mathys Tel zum Beispiel, der die Allianz-Arena seit geraumer Zeit nicht mehr grinsend, sondern fast grummelnd verlässt. Still und eher teilnahmslos, nicht mehr gesprächig und gut gelaunt.
Einer großen Ursachenforschung bedarf es dafür nicht. Tel ist unzufrieden, ein bisschen mit den geringer gewordenen Einsatzzeiten unter Trainer Vincent Kompany, vor allem aber unzufrieden mit sich selbst und den eigenen Leistungen. Seit Mai wartet der junge Franzose auf einen Scorerpunkt im Bayern-Trikot, in dieser Saison blieb er bis dato komplett blass und glücklos.
Tel wirkt verkopft und verkrampft, verzettelt sich häufig und findet keine Lösungen im Eins-gegen-Eins, trifft schlechte Entscheidungen und agiert hektisch, teilweise wild. Der nach wie vor erst 19-Jährige hat jene Leichtigkeit verloren, die ihn vor rund einem Jahr in aller Munde gebracht hatte.
Unter Tuchel avancierte Tel zum Super-Joker
Unter Thomas Tuchel war Tel im ersten Halbjahr 2023/24 der Super-Joker, der Retter in mehreren Spielen. In Gladbach, am 3. Spieltag, erzielte der einst 28 Millionen Euro teure Neuzugang den späten 2:1-Siegtreffer. Eine Woche später legte er spät den vermeintlichen 2:1-Siegtreffer von Leon Goretzka beim 2:2 gegen Leverkusen auf. In der Champions League traf er wieder entscheidend zum 2:1 in Kopenhagen.
Die Belohnung folgte im März des Vorjahres. Wenige Wochen vor seinem 19. Geburtstag verlängerte Tel vorzeitig bis 2029, es war damals die erste Amtshandlung des gerade erst installierten Sportvorstands Max Eberl, der sich in Bezug auf Tel sicher war. „Er wird viele Ausrufezeichen setzen – hier, beim FC Bayern.“
„Mathys macht es überragend.“ (Vincent Kompany)
Zehn Monate später muss die Frage erlaubt sein, ob Tel nicht gut beraten wäre, vorerst woanders zu versuchen, überhaupt mal wieder ein Ausrufezeichen zu setzen. Denn obwohl Kompany ihn auch öffentlich starkredet („Mathys macht es überragend, und deswegen bekommt er immer wieder seine Chance bei Bayern München“), sieht er ihn offensichtlich nicht da, wo er eigentlich eingeplant war: als Stürmer.
In Abwesenheit des kurzzeitig verletzten Harry Kane vertraute der Trainer lieber Thomas Müller in vorderster Front oder setzte auf ein flexibles System mit rochierenden Spitzen wie Michael Olise und Jamal Musiala. Tel, der gerade mal auf 209 Spielminuten in der bisherigen Bundesliga-Saison kommt, durfte wenn überhaupt als linker Flügelspieler ran, kam mit seinen Dribbel-Versuchen aber kaum mal an Gegenspielern vorbei, kommt bei drei benoteten Spielen auf einen Durchschnitt von 4,5.
Tel will sich unbedingt beim FC Bayern durchsetzen
Tel hinterlässt im und um den Verein nach wie vor einen hervorragenden Eindruck, präsentiert sich höflich und bescheiden, lernte beeindruckend schnell Deutsch und identifiziert sich voll mit dem FC Bayern. Er will sich unbedingt beim Rekordmeister durchsetzen, deshalb wurde erst Anfang Januar beschlossen, trotz der geringen Einsatzzeiten erneut auf eine Leihe zu verzichten.
Steht Tel der eigene Ehrgeiz im Weg? Während Talente vom eigenen Campus oben vorspielen dürfen, ist der Stern des einstigen Lieblings ein wenig verblasst. Und allmählich, in Saison drei beim FCB, dürfte auch Tel mehr von sich erwarten als ein paar Minuten hier und da.