Mert Kömür soll nicht mehr nur das Top-Talent in Augsburg sein, sondern sich allmählich auch zum Top-Spieler entwickeln.
Augsburgs Top-Talent strebt nach mehr
Aus dem Trainingslager des FC Augsburg in Kollerschlag (Österreich) berichtet Mario Krischel
Frisch geduscht erscheint Mert Kömür zum Gesprächstermin. Die Haarspitzen sind noch leicht nass, eine Parfümwolke umgibt ihn, während draußen der nächste Regenschauer vorbeizieht und das Hotelinnere in eine gemütliche Wohnzimmer-Atmosphäre verwandelt.
Hier, im beschaulichen Oberösterreich, vergeht die Zeit dieser Tage ein bisschen langsamer, aber für Top-Talent Kömür kommt der Vorbereitungsausflug gerade recht. Der 20-Jährige hat eine „Reinkommen-Saison“ hinter sich, wie er selbst sagt. Mit 20 Bundesliga-Einsätzen zwar, aber nur – zumeist hinten raus – fünfmal von Beginn an.
Unfreiwillig wurde er zu einem von zwei Vorzeigebeispielen der Klubführung, warum Trainer Jess Thorup und Sportdirektor Marinko Jurendic letztlich gehen mussten. Kömür war zwar dabei, wurde auch immer wieder lobend hervorgehoben, aber so richtig schien man mit dem technisch versierten Mittelfeldspieler dann doch noch nicht zuzutrauen, in der Bundesliga regelmäßig über 90 Minuten bestehen zu können.
„Ich setze meine Ziele bewusst hoch.“ (Mert Kömür)
„Ich möchte so viel wie möglich spielen, am liebsten jede Woche, und etwas erreichen“, sagt Kömür jetzt, nachdem Thorup und Jurendic gegangen wurden und er seinen Vertrag vorzeitig bis 2029 verlängert hat. „Ich setze meine Ziele bewusst hoch. In dieser Saison will ich der Bundesliga zeigen, was ich kann.“
Er spürt das Vertrauen des Vereins, der diesen Weg ganz bewusst eingeschlagen hat. Vorbei sind die Tage der Bundesliga-Routiniers, die den FCA irgendwie in der Liga halten. Es weht ein neuer Wind mit Sandro Wagner, der mit Kömür, Noahkai Banks oder Chrislain Matsima über hochveranlagte Spieler verfügt, die in Augsburg den „nächsten Schritt“ gehen sollen und wollen.
Wagners aktiver Ansatz kommt Kömür entgegen, die Augsburger wollen fortan nicht nur gut verteidigen, sondern auch offensiv am Spiel teilnehmen. Da kann Zehner Kömür zum Beispiel an der Seite von Alexis Claude-Maurice herausstechen. „Wir harmonieren gut“, findet er. „Ich kann mir etwas von ihm abschauen, er aber vielleicht auch noch etwas von mir.“
An Selbstvertrauen mangelte es dem deutschen U-20-Nationalspieler noch nie, vor drei Jahren mischte er unter Wagners Vor-Vorgänger Enrico Maaßen erstmals im Sommer-Trainingslager mit, feierte damals seinen 17. Geburtstag und nickte ganz verlegen. Inzwischen ist die Brust breiter geworden, das Zutrauen größer.
„Ich freue mich, wenn wir mehr mit dem Ball spielen wollen“, sagt Kömür. „Das passt genau zu mir. Ich habe natürlich schon mal länger mit dem Trainer gesprochen. Er sieht mich auf der 10 oder außen auf der 8. Er weiß genau, wo meine Stärken liegen und traut mir viel zu.“
Höchste Zeit, dass aus dem Top-Talent auch ein Top-Spieler wird. Denn: Das Vertrauen ist da, jetzt muss es Kömür mit Leistung, Toren und Vorlagen zurückzahlen.