Fritz wehrt sich gegen Ruf nach Transfers: „Ich lasse das nicht zu“

Beim Pokalaus in Bielefeld wird einmal mehr ersichtlich, dass der Kader des SV Werder Bremen nicht fertig ist. Sportchef Clemens Fritz fordert weiter Geduld.

Werder: Leih-Kandidat Baum

Dass sich seine Lust in Grenzen hielt, als einziger Werder-Profi in der Mixed Zone der Schüco-Arena aufzukreuzen, konnte Marco Friedl nur schwer verbergen. Und trotzdem gab sich der Bremer Kapitän am späten Freitagabend gegenüber den Reportern aufrichtig, kritisch, ehrlich, beantwortete geduldig alle Fragen.

Der Österreicher formulierte einerseits ein paar deutliche Worte, die man von ihm seit jeher gewohnt ist – auch nach diesem 0:1 beim Pokalaus gegen Zweitligist Arminia Bielefeld: „Jetzt hast du schon richtig Druck auf dem Kessel, bevor die Liga überhaupt anfängt.“

Andererseits war ihm ebenso deutlich anzumerken, dass er sich dennoch bei vielen Aussagen selbst auf die Zunge beißen musste. Insbesondere was die Bremer Personalpolitik in diesem Transfersommer anbelangt, kämpfte Friedl mit sich, möglichst diplomatisch zu bleiben: „Ich bin da der falsche Ansprechpartner, da sind andere gefragt.“

Friedl: „Mehr werde ich nicht sagen“

Doch nochmals angesprochen auf den nun nächsten bevorstehenden Abgang von Stammkeeper Michael Zetterer sagte er: „Wenn wir abgeben und abgeben, müssen wir auch noch was holen“, so Friedl: „Wir haben einige Stammspieler der letzten Saison verloren und wenig gemacht, deswegen hoffe ich schon, dass noch etwas passiert. Und mehr werde ich dazu nicht mehr sagen.“

Schon vor rund einem Jahr musste der 27-Jährige ja zum Rapport bei den Verantwortlichen um Sportchef Clemens Fritz, nachdem er Klartext gesprochen hatte.

Grüll, Njinmah, Topp und die Not im Sturm

Rein faktisch hat Friedl jedoch recht: Den Abgängen von Marvin Ducksch, Milos Veljkovic, Oliver Burke, Anthony Jung und den ausgelaufenen Leihen von André Silva, Derrick Köhn und Issa Kaboré stehen bislang lediglich zwei externe Neuzugänge (Max Wöber, Samuel Mbangula) gegenüber, Olivier Deman gilt als Leihrückkehrer noch als eine dritte ernstzunehmende Alternative. Dawid Kownacki wiederum wurde sogleich erneut verliehen, ein Mann für den Sturm – wo die Not aktuell am allergrößten ist.

Denn Marco Grüll, Justin Njinmah und der eingewechselte Keke Topp machten in Bielefeld dort weiter, wo sie in der Werder-Vorbereitung aufgehört hatten – in den Härtetests war Werder in insgesamt 450 Minuten ohne jeden Treffer aus dem Spiel heraus geblieben. Und da eine Rückkehr von RB-Profi Silva wohl nicht zu Stande kommt, ist Fritz eine Woche vor dem Bundesliga-Start vor allem in dieser Hinsicht umso mehr gefordert.

Fritz: „Jeder hat den Anspruch, Bundesliga-Spieler zu sein“

Beim allgegenwärtigen Ruf nach Werder-Neuzugängen, die sich auch Coach Steffen naturgemäß noch wünscht, wehrte sich der Sportchef in Bielefeld jedoch: „Ich glaube schon, dass jeder, der hier auf dem Platz stand, für sich den Anspruch hat, Bundesliga-Spieler zu sein – und ich lasse das nicht zu, dass wir das jetzt irgendwie auf den Kader schieben.“

Fritz spielte auf die schwerwiegenden Ausfälle von Mitchell Weiser und Jens Stage an und betonte: „Wir wissen, dass wir noch etwas machen müssen – wir wollen auch noch etwas machen.“ Gerade in der Offensive, deutete der 44-Jährige an, wofür man bereits Gespräche führe: „Aber manchmal ist es halt nicht so leicht umsetzbar.“

Schmidt-Alternative? Leih-Kandidat Baum

Woran es konkret hapert, dass der Kader eine Woche vor dem 1. Bundesliga-Spieltag in Frankfurt noch nicht fertig ist? „Es muss die Überzeugung da sein – es sind wirtschaftliche und sportliche Themen, die es zu berücksichtigen gilt“, so Fritz: „Manchmal muss man ein bisschen geduldiger sein, bis der abgebende Verein vielleicht einen Spieler nachverpflichtet hat.“

Gemeint sein dürfte damit etwa Leeds United: Werder wartet seit Wochen auf grünes Licht, um Außenverteidiger Isaac Schmidt verpflichten zu können – und orientiert sich nun auch anderweitig: Eintracht-Profi Elias Baum ist in den Fokus der Bremer gerückt, wie Sky zuerst berichtete. In Frankfurt soll man laut kicker-Informationen offen sein für ein solch angestrebtes Leihgeschäft des ehemaligen Spielers von Steffen, der indes in den höchsten Tönen vom Werder-Coach spricht.

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