Bayers Offensive fehlt es an Kreativität und Überraschungsmoment. Nach der Rückkehr von Spielmacher Florian Wirtz sollte sich dies bessern. Doch Geschäftsführer Simon Rolfes sieht keine Abhängigkeit vom Topstar – und andere Akteure in der Pflicht.
Manager möchte Bayer-Tief nicht auf Absenz des 21-Jährigen reduzieren
Bayers Probleme sind unübersehbar. Nicht erst seit dem enttäuschenden 0:0 gegen Union Berlin am Samstag. „Wir haben“, stellte Geschäftsführer Simon Rolfes nach dem enttäuschenden Auftritt fest, „nicht wirklich viele Chancen herausgespielt.“ Mal wieder. Seit einigen Spielen kämpft Leverkusen mit einem Mangel an Kreativität und in dessen Folge mit schlechten Ergebnissen.
Rein statistisch betrachtet ließ sich die Frage nach dem Leverkusener Tief und dessen Lösung am Samstag leicht beantworten. Hatte Florian Wirtz doch in seinem 34-minütigen Joker-Einsatz als belebendes Element erwiesen für Bayers bis dahin einfallslose Offensive. Ein öffnender Pass auf Exequiel Palacios, der die darauf die bis dahin beste Chance für das Team von Xabi Alonso auf dem Fuß hatte. Später hätte Patrik Schick beinahe nach der Flanke des deutschen Nationalspielers doch noch den Siegtreffer erzielt.
Mit Joker Wirtz erspielte sich Bayer die besseren Chancen
Die Hälfte – und zwar die deutlich bessere, was die Qualität betraf – der Leverkusener Torchancen hatte Bayer mit und durch Wirtz herausgespielt. Mit der Rückkehr des Kreativakteurs ist Bayers Offensive natürlich eine bessere, aber nach zuletzt nur drei Siegen, aber vier Niederlagen aus den jüngsten acht Pflichtspielen stellt sich Frage, wie stark Bayer 04 auf den Ausnahmespieler angewiesen ist, dessen Ausfallzeit nach nur etwa zehnminütigem Einsatz beim 0:2 gegen Bremen begann und damit nahezu zeitgleich mit der Leverkusener Ergebniskrise verlief.
Diese wurde allerdings auch mit Wirtz‘ Einwechslung gegen Union nicht einfach weggewischt. Zwischen der ersten und der zweiten Vorlage des 21-Jährigen lag ein halbe Stunde, in der Bayer nichts Zwingendes kreierte. Warum dies so ist, bewegt auch Rolfes. „Das ist eine gute Frage“, sagt der Geschäftsführer, der einen Punkt nennt: „Wir müssen das Tempo und den Rhythmus erhöhen. Das ist ganz entscheidend.“
„Wir sind nicht nur von Florian abhängig, dass wir gut spielen.“ (Simon Rolfes)
Gerade dafür steht Wirtz mit seiner herausragenden Technik, seinem scharfen Auge für den Raum und die Situation. Doch Rolfes hält nichts davon, den Rückkehrer als alleinigen Messias anzupreisen. Und das nicht nur, weil Leverkusens Nummer 10 nach fünfwöchiger Pause wie erwartet nicht sofort in Bestform agierte.
Natürlich soll Wirtz jetzt wieder für die belebenden Elemente sorgen. „Dieses Spielen-und- gehen, direkt die Seite wechseln, damit du einfach auch einen höheren Rhythmus kriegst – natürlich ist das Florians Stärke, aber wir haben auch andere Spieler“, betont Rolfes und urteilt: „Wir sind jetzt nicht nur von Florian abhängig, dass wir gut spielen. Wir haben so viele gute Spieler, aber wir hatten auch viele dabei, die es besser können.“
Am Sonntag gab es eine erste Entwarnung bei Tella
Dessen Einfluss aufs Spiel, seine Mitspieler und selbst das Publikum ist elementar. „Flo hatte direkt Impact, das Stadion hat ein bisschen gelebt“, sagte Kapitän Lukas Hradecky, „das tat uns gut.“ Klar ist: Wirtz‘ Rückkehr wird Bayer helfen. Genauso offensichtlich ist es aber auch, dass Bayer mehr als nur den Topstar in Topform braucht, um wieder als Spitzenmannschaft erkennbar zu werden.
Ob Angreifer Nathan Tella dazu am Sonntag auf St. Pauli beitragen kann, bleibt abzuwarten. Der nigerianische Nationalspieler musste nach einem Zusammenprall ausgewechselt werden. „Er ist im Krankenhaus, um einige Tests zu machen. Ihm war schwindelig“, hatte Xabi Alonso nach dem Spiel erklärt. Am Sonntag gab es Entwarnung. Eine Gehirnerschütterung soll nicht vorliegen, demnach könnte es sich um ein Schleudertrauma handeln, von dem sich Tella bei günstigem Verlauf rechtzeitig erholen könnte.