Es geht weiter aufwärts beim VfL Wolfsburg, nach dem 5:1-Sieg in Leipzig ist das Team um Maximilian Arnold dran an den internationalen Rängen. Der Kapitän genießt – und spricht dennoch eine Warnung aus.
Wolfsburgs „Denker und Lenker“
Spiele des VfL Wolfsburg waren nicht wirklich schön anzusehen in den vergangenen Wochen. Nach dem Spektakel-Auftakt in die Saison (2:3 gegen Bayern, 3:4 gegen Leverkusen, 2:2 gegen Stuttgart) mit vielen Toren und wenigen Punkten musste Trainer Ralph Hasenhüttl Anpassungen vornehmen, um eine gesunde und ertragreiche Balance herzustellen. Das ging nicht von heute auf morgen. Defensiv stabilisierte sich der VfL zwar, das ging jedoch zunächst zu Lasten der Offensive. Bis am Samstag beim 5:1 in Leipzig der Knoten platzte.
Eine Genugtuung für die Niedersachsen, insbesondere für Kapitän Maximilian Arnold, der seine Mannschaft über die Maßen kritisiert sah in der jüngsten Vergangenheit. Schon nach dem mühsamen 1:0 über Union Berlin in der Vorwoche moserte er in Richtung des ungeduldigen eigenen Publikums („Bodenlos“), nun rief er den medialen Kritikern zu: „Schaut gerne noch mal hin.“
So ist das Saisonziel „Europa“ keine Utopie
Und ja, das, was der VfL da in Leipzig zeigte, war große Klasse. Das war Fußball, wie ihn sich Trainer Hasenhüttl wünscht, wenngleich er in dieser Form nicht immer funktionieren kann. Am Samstag aber schaltete sein VfL mit den überragenden Spitzen Mohammed Amoura und Tiago Tomas grandios um, kombinierte sich sehenswert durch bis ins Angriffsdrittel, hätte sogar noch weitaus mehr als diese fünf Tore erzielen können. Ein Auftritt, der Hoffnungen zulässt, dass das Saisonziel „Europa“ doch keine Utopie darstellt.
Kapitän Arnold, den Coach Hasenhüttl als „Denker und Lenker“ adelte, war auch nach diesem Spiel die Balance wichtig. Einerseits freute sich der 30-Jährige über das sportliche Ausrufezeichen, das er in dieser Form „auch nicht erwartet“ hatte, er sah sich bestätigt in der Annahme, dass die komplizierten vergangenen Wochen mit den hart erarbeiteten und wenig attraktiven Siegen in Heidenheim (3:1) und gegen Union die Basis für diesen Triumph waren. Siege, so eine Überzeugung, bringen Selbstvertrauen. Und mit Selbstvertrauen, siehe in Leipzig, fällt vieles plötzlich leicht, was zuletzt so schwer ausgesehen hatte.
„Im Erfolg macht man die größten Fehler.“ (Wolfsburgs Kapitän Maximilian Arnold)
Arnold gibt aber zugleich den Mahner. Er weiß, wie fragil so ein Erfolg sein kann, wie schnell es im Fußball auch wieder in die andere Richtung gehen kann. „Den Moment genießen“, empfiehlt der Routinier. In Leipzig gab es in der Vergangenheit für den VfL nicht viel zu holen, dieser Erfolg nun sei etwas „für die geschundene Seele der letzten Jahre“. Das große Aber schiebt er gleich hinterher, er richtet es an die Teamkollegen: „Nie aufhören zu arbeiten“, befiehlt der Anführer und verweist auf die große Gefahr. „Im Erfolg macht man die größten Fehler. Da müssen wir aufpassen, Sinne schärfen ist das A und O, der Rest geht in die richtige Richtung.“
Wohin kann das führen? Auf die Tabelle, die die Niedersachsen in Schlagdistanz zu den internationalen Rängen ausweist, mag Arnold nicht gucken. Wieso? „Es interessiert mich nicht.“ Es sieht, so viel sei ihm gesagt, nach drei Siegen in Serie deutlich besser aus für den VfL Wolfsburg als noch vor einigen Wochen.