Bei der 0:3-Niederlage in München traf Kasper Hjulmand auf den ersten Blick überraschende Personalentscheidungen. Doch Leverkusens Trainer muss aufgrund von Ausfällen und drohenden Verletzungen einen Balanceakt vollführen.
Engpässe führen zur Überbelastung
Als vor dem Spiel des Vizemeisters beim Meister die Aufstellungen bekannt gegeben wurden, war das Erstaunen groß. Auf den ersten Blick natürlich auf der Münchner Seite. Ließ Vincent Kompany doch mit Harry Kane, Michael Olise und Luis Diaz gleich seinen kompletten ersten Sturm auf der Bank. Das Trio benötigte der Bayern-Trainer offenbar am Dienstag in der Champions League gegen PSG dringender.
Aber auch die Leverkusener Startelf überraschte. Fehlte in dieser doch Alejandro Grimaldo, Linksverteidiger und Zehner in einer Person – und zudem als Torschütze und Vorbereiter Bayers Lebensversicherung in den vergangenen Wochen. Und auch Leverkusens Trainer Kasper Hjulmand schonte seinen Besten – allerdings aufgrund hoher akuter Verletzungsgefahr.
Orange Fahne bei Grimaldo
So erklärte Hjulmand schon vor der Partie, dass die medizinische Abteilung bei Grimaldo die orange Fahne gehisst hatte. Sprich: höchste Verletzungsgefahr für den Spanier, der am Mittwoch nach dem beschwerlichen Pokal-Sieg in Paderborn (4:2 n.V.) über Oberschenkelprobleme geklagt haben soll.
Grimaldo ist überlastet, muss immer ran, wird fast nie ausgewechselt, muss durchspielen. Auch, weil er akut auf der Zehn wegen des Formtiefs der eigentlich dort eingeplanten Kandidaten unverzichtbar ist. Die Konsequenz: Jetzt musste Hjulmand auf den Linksfüßer verzichten.
Genauso wie zur Halbzeit auf dessen Landsmann Aleix Garcia, der aufgrund der Langzeitverletzten Exequiel Palacios und Ezequiel Fernandez zum Dauerbrenner auf der Doppelsechs wurde – ebenfalls ohne Pausen.
„Ich glaube auch, dass das Pokalspiel heute einen großen Unterschied gemacht hat, dass Grimaldo heute nicht gespielt hat, weil er wirklich müde war“, sagte Aleix Garcia nach dem 0:3 in München. „Ich habe 45 Minuten gespielt, weil ich auch etwas müde war.“
Mensahs Nominierung belegt den Notstand im Mittelfeld
Der Mittelfeld-Stratege ist der letzte verbliebene Sechser. Da auch Robert Andrich wegen seiner Roten Karte gegen PSG (2:7) am Mittwoch bei Benfica Lissabon nicht spielen darf. Wahrscheinlich wird Zehner Ibrahim Maza (19) in Lissabon neben Aleix Garcia auf der Doppelsechs beginnen.
Wie groß der Notstand ist, belegt der Fakt, dass Bayer den eigentlich für die U-17-WM abgestellten Jeremiah Mensah für das Bayern-Spiel ins Aufgebot berief. Und auch die Reise nach Portugal wird der 17-Jährige mit dem Werksklub mitmachen, um dort als Backup bereitzustehen. Und das, obwohl die DFB-Auswahl, für die Mensah einen Schlüsselspieler darstellt, am Dienstag ihr erstes Turnierspiel bestreitet.
Bis zur kurzen Weihnachtspause muss Hjulmand auf diesem personellen Engpass balancieren, ohne weder weitere Profis noch allzu viele Punkte auf die Konkurrenten um die Champions-League-Plätze zu verlieren.
Aleix Garcia gibt selbst Entwarnung
Während diese Gratwanderung beim angeschlagenen Grimaldo wohl besonders knifflig ist, gibt Aleix Garcia bei sich selbst Entwarnung. „Es war ein Wechsel, weil ich vom Pokalspiel etwas müde war, aber mehr auch nicht“, versichert der 28-Jährige.
Auf ihn kann Hjulmand am Mittwoch in Lissabon setzen, wo der Werksklub gewinnen muss, um sich eine gute Chance auf die Play-offs zu wahren. Auf Grimaldo wohl auch, der die Rückkehr zu seinem Ex-Klub natürlich nicht verpassen möchte, für den er von 2016 bis 2023 spielte.
Sportlich und personell stehen Bayer, aber besonders Aleix Garcia und Grimaldo vor einem Balanceakt. Weil beide Spanier sich körperlich am Limit bewegen und damit ganz nah am roten Bereich.

