Nicolas Jackson macht sich auf den Weg zum Afrika-Cup. Beim FC Bayern muss er sich noch steigern.
Vor dem Start des Afrika-Cups
Fast hätte sich in den Katakomben der Münchner Allianz-Arena am Sonntagabend noch eine Weltsensation ereignet. „Michael wants to talk“, sagte Harry Kane, während er hinter seinem Teamkollegen Michael Olise hertrabte. Michael will meistens nie talken, deshalb war die versammelte Reporter-Schar wenigstens kurz mal hellhörig, aber dann grinsten Olise und Kane und gingen davon.
Kane hatte zuvor kurz gesprochen und sich natürlich ein bisschen geärgert über zwei verlorene Punkte beim 2:2 gegen Mainz, obwohl er vom Elfmeterpunkt wenigstens noch den einen und damit die Ungeschlagen-Serie gerettet hatte.
Für den Engländer war es das 18. Tor im 14. Ligaspiel in dieser Saison, das sind vier mehr als zum gleichen Zeitpunkt der Vorsaison, als er wegen eines Muskelfaserrisses auch schon eine erste Zwangspause hatte einlegen müssen. Um solche Ausfälle zu vermeiden, rotiert Vincent Kompany bis dato regelmäßig durch und greift selten bis nie daneben.
Zumindest im Angriff sind dem Trainer am kommenden Sonntag in Heidenheim und möglicherweise auch zum Jahresauftakt ein bisschen die Hände gebunden. Nicolas Jackson hat sich inzwischen aufgemacht zum Aufgebot der senegalesischen Nationalmannschaft, die sich auf den am Sonntag startenden Afrika-Cup in Marokko vorbereitet.
„Es ist immer noch ein Luxus für mich als Trainer, wie Nicolas damit umgeht.“ (Kompany über Jackson und Konkurrent Kane)
Die Leihgabe des FC Chelsea rutsche beim FCB bis dato immer dann rein, wenn Kane sich seinen verdienten Applaus von den Rängen abholen konnte oder mal von Beginn an draußen saß. Gelegentlich liefen beide sogar zusammen auf (4:1 in Sinsheim, 5:1 bei Pafos, 2:1 gegen Dortmund), wenn Serge Gnabry beispielsweise fehlte und der Stürmer/Zehner/Sechser Kane offiziell als Spielmacher auflaufen durfte.
Kompany ist „sehr positiv überzeugt von Nicolas“, sagte er neulich noch, was angesichts von fünf Toren in allen Wettbewerben nachzuvollziehen ist. Verteilt auf die Minuten, ist die Trefferquote beim Senegalesen absolut ordentlich. Dem Trainer imponiert aber eher das, was vielleicht nicht jeder zu Gesicht bekommt: Die Arbeit im Training, die Freude für andere, der Einsatz abseits des Feldes.
Kaufen oder nicht? Bayern-Entscheidung dauert noch
Das Problem mit Jackson ist, dass er, wie Kompany es sagt, „ein bisschen Konkurrenz“ hat mit dem Weltklassespieler Kane, „aber es ist immer noch ein Luxus für mich als Trainer, wie Nicolas damit umgeht.“ Angeblich vorbildlich, das weiß der Trainer natürlich am besten. „Er hat uns in seinen Momenten sehr geholfen.“
Zur Wahrheit gehört jedoch auch, dass Jackson bislang nur wenig überzeugende Argumente liefern konnte, warum der FC Bayern im Sommer die 65 Millionen Euro teure Kaufoption ziehen sollte. Als Rotationsspieler und Backup funktioniert der 24-Jährige ganz gut, viel mehr aber noch nicht. Es fehlt die Intensität, die Überzeugung, vielleicht auch ein bisschen Selbstvertrauen. „Wir sind sehr, sehr happy, dass er bei uns ist“, versichert Max Eberl, eine Tendenz für die Entscheidung Sommer will der Sportvorstand aber noch nicht ausdrücken.
Erstmal geht es für Jackson jetzt darum, beim Afrika-Cup so weit wie möglich zu kommen, im für ihn besten Fall fehlt er den Bayern dann in vier oder fünf Pflichtspielen. Und selbst wenn Kompany aufgrund seiner Wurzeln lieber dem Gruppenkonkurrenten DR Kongo die Daumen drückt, wünscht er seinem Spieler selbstverständlich „alles Gute“.
Anfang oder Mitte oder Ende Januar (je nach Turnierverlauf) darf Jackson dann in München wieder versuchen, Argumente für eine langfristige Beschäftigung beim Rekordmeister zu sammeln. „Hoffentlich wird er seine Momente auch immer wieder nutzen“, sagt Kompany. Momente allein werden aber vermutlich nicht reichen.

