Leroy Sané trug auch in Augsburg entscheidenden Anteil am Sieg der Bayern. Joshua Kimmich lobt aber nicht nur die Effizienz seines Kollegen.
Bayerns Flügelspieler nimmt rechtzeitig Fahrt auf
Wann spielt der FC Bayern eigentlich gegen Inter Mailand? „Dienstag?“, beantwortete Leroy Sané seine eigene Frage mit einer erneuten Frage, schien sich aber recht sicher zu sein. „Dann komm ich Dienstag“, erklärte er und grinste in den Katakomben der Augsburger WWK-Arena, entfernte sich mit jedem Wort einen Schritt weiter in Richtung Ausgang und zupfte nochmal die Cap zurecht. Versprechen wollte Sané zwar nichts, wiederholte aber, bevor er letztlich außer Sichtweite geriet: „Wir sehen uns Dienstag!“
Am Freitag wollte der Matchwinner des FC Bayern lieber noch nichts sagen, wie das eigentlich meistens der Fall ist bei Sané. Er ist keiner für die großen Töne (neben dem Platz), sondern einer, der gerne Fußball spielt und dann nach Hause fährt. Reden können in der Regel andere, und so war es auch in Augsburg, nach dem wichtigen 3:1-Erfolg der Bayern, zu dem Sané eine Vorlage und den Schlusspunkt beitrug, der letztlich als Eigentor von Chrislain Matsima gewertet wurde.
Trotzdem zeigt die Formkurve des oftmals schwankenden Nationalspielers in den jüngsten Wochen deutlich nach oben, sieben Torbeteiligungen in den vergangenen sechs Bundesliga-Spielen untermauern den Stammplatz, der oft keiner war. Weil Serge Gnabry sich weiterhin auf Formsuche befindet und Kingsley Coman zuletzt wegen einer Fußverletzung ausfiel, durfte Sané regelmäßig neben Michael Olise und Jamal Musiala ran und nutzte seine Chance.
„Er ist effektiver“, findet Harry Kane, der in der Vorsaison bereits bestens mit Sané harmoniert hatte. „Leroy ist immer gefährlich, aber in den letzten zwei, drei Wochen war er wirklich konstant dabei. Das ist der Unterschied zwischen zehn Toren pro Saison und fünf Toren pro Saison. Er ist in guter Form, man kann sein Selbstvertrauen sehen, er will mehr. Und das ist es, was wir von ihm brauchen.“
„Ich habe in den letzten Wochen das Gefühl, dass er sich extrem darauf konzentriert, verlässlich zu sein.“ (Kimmich über Sané)
Nahezu jeder Angriff lief am Freitag über oder endete bei Sané, der einmal mit links das Außennetz traf, einmal mit rechts verzog und einmal frei aufs Tor zulaufend an Finn Dahmen scheiterte. Dazu bereitete er das 1:1 von Musiala vor, den Lattentreffer von Olise und erzwang Matsimas Eigentor. „Ich habe in den letzten Wochen das Gefühl, dass er sich extrem darauf konzentriert, verlässlich zu sein“, lobt Joshua Kimmich.
Auch in der Nationalmannschaft hatte Sané sich zeigen dürfen. „Da“, meint Kimmich, „wurde ja gesagt, dass er nicht so gute Spiele gemacht hat. Aber für mich als Mitspieler hat er zwei sehr gute Spiele gemacht, weil er für mich einfach deutlich verlässlicher war als in der Vergangenheit.“
Was der Interimskapitän damit meint? „Er konzentriert sich auf seine Aufgaben auf dem Platz. Er weiß, was wir Mitspieler von ihm fordern, was der Trainer von ihm fordert. Und egal, ob er Tore macht oder nicht, hat er Fähigkeiten, die er immer einbringen kann, um uns zu helfen. Und ich glaube, dadurch, dass er sich darauf konzentriert und das abliefert, kommen auch die Tore. Momentan macht es Spaß, ihm zuzuschauen.“
Der Formanstieg kommt für die Bayern zur rechten Zeit, besonders jetzt, da mit Musiala ein weiterer Eckpfeiler wegbricht. Der Rekordmeister braucht einen verlässlichen Sané, der nicht nur gegen St. Pauli und Augsburg, sondern auch gegen Inter glänzt.
Am Dienstag dann. Aber das weiß Sané ja. Und dann wird gesprochen, ganz bestimmt.
