Bis heute trauern die Stuttgarter Anhänger Torjäger Serhou Guirassy nach. Obwohl dessen Nachfolger Ermedin Demirovic eine durchaus ansehnliche Trefferbilanz aufweist. Gegen Bremen und Michael Zetterer trifft der Bosnier doppelt und verrät, dass er den Keeper vorher ausspioniert hat.
Stuttgarts Stürmer lässt sich nicht aus der Ruhe bringen
Sieben Treffer in zwölf Bundesligaspielen, dazu ein Tor und drei Assists in zwei DFB-Pokalpartien und ein weiteres Tor in der Champions League. Demirovic ist Stuttgarts bester Torschütze und Scorer. Dennoch herrscht nicht eitel Sonnenschein. Der Schatten von Toptorjäger Serhou Guirassy (28 Treffer) schwebt immer über ihm. Gerade zuletzt nach der Partie gegen Eintracht Frankfurt, die die Schwaben mit 2:3 verloren haben, musste sich der 26-Jährige kritisch hinterfragen (lassen). Zumal er beim Stand von 0:0 auch noch einen Elfmeter verschossen hatte.
„Natürlich geht sowas nicht spurlos an mir vorbei, wenn ich einen Elfmeter verschieße und dann zwei, drei Hochkaräter nicht reinmache“, erzählt Demirovic. „Ich weiß, dass von mir erwartet wird, Tore zu schießen. Das erwarte ich von mir in erster Linie selbst.“ Dennoch sei er nie unruhig geworden. „Mir war bewusst, dass irgendwann der Knotenlöser kommt.“ Der beim, wenn auch letztlich blamabel verlorenen 1:5 in der Königsklasse bei Roter Stern Belgrad vorstellig wurde. Demirovic traf zur Stuttgarter Führung. Ein kleines, persönliches Erfolgserlebnis, das einen Stürmer „befreiter aufspielen“ lässt.
In Bremen traf der frühere Augsburger jetzt gleich doppelt, der nach den verletzungsbedingten Ausfällen von Deniz Undav (Muskelfaserriss im Oberschenkel) und dem mittlerweile operierten El Bilal Touré (Mittelfußbruch) der letzte gelernte Stürmer ist. „Ich gebe mein Bestes, versuche so gut wie möglich zu regenerieren“, erzählt Demirovic, der die körperliche und mentale Belastung spürt, aber auch für sich nutzt. Nach den Partien wären die Beine „schwer, aber wenn ich dann wieder auf dem Platz stehe, geht‘s wieder ganz gut. Die Power kommt, wenn man das Adrenalin spürt. Vom Stadion, von den Fans. Man bekommt immer so einen extra Schub.“
„Mit wenigen Spielen kann man und einen Titel gewinnen“
Beim ersten Tor in Bremen bewies er seine Näschen für die Situation, als Michael Zetterer sich bei einer Flanke von Maximilian Mittelstädt verschätzte. Beim zweiten seine Kaltschnäuzigkeit und Technik, als er den Bremer Keeper mit einem Lupfer aus spitzem Winkel und kurzer Entfernung überwand. Ein Tor, das eine Vorgeschichte hat. Mit dem Trainerteam habe er „das vorher noch analysiert. Wir haben uns den Torhüter angeguckt“. Und dessen Routine in solchen Situationen ausspioniert. Jeder Keeper bewege sich anders. „Der eine rutscht raus, der andere bleibt lange stehen, der andere blockt immer wieder mit dem linken oder rechten Fuß. Das alles schauen wir uns an. Bei ihm war es so, dass er runtergeht. Deswegen habe ich in diesem Moment den Ball gelupft.“ Die richtige Wahl der Mittel. „Wenn ich schieße, hält er ihn wahrscheinlich, weil der Winkel einfach zu spitz ist.“
Bereits am Dienstag geht es für die Stuttgarter im Pokal in Regensburg weiter. „Das ist wieder ein neuer Wettbewerb mit K.o.-System. Wir sind der klare Favorit. Das wollen wir auf den Platz bringen und eine Runde weiter kommen“, erklärt Demirovic, der offen von mehr träumt. „Mit wenigen Spielen kann man im Finale stehen und einen Titel gewinnen. Das sollte das Ziel sein, weil wir die Qualität haben, jeden Gegner zu schlagen.“