Der BVB ist gut aus den Startlöchern gekommen und darf sich dank der Seriosität gegen den Ball, der individuellen Qualität nach vorne und der gesteigerten Kadertiefe berechtigte Hoffnungen auf eine ruhige Saison machen.
Seriöse Abwehrarbeit, Effektivität vor dem Tor – und eine breite Bank
13 Punkte hat Borussia Dortmund aus den ersten fünf Saisonspielen gesammelt. Saisonübergreifend steht der BVB gar bei 13 ungeschlagenen Partien in Serie (elf Siege, zwei Remis). BVB-Sport-Geschäftsführer Lars Ricken also darf nach dem jüngsten 2:0-Erfolg in Mainz mit einiger Berechtigung über die Situation seines Klubs sagen: „Das ist keine Momentaufnahme, sondern eine ganz starke Entwicklung zu Konstanz und Stabilität.“
Die Stabilität ist eng mit Kovac verbunden
Eng verbunden ist diese Stabilität mit Trainer Niko Kovac. Seit der 53-Jährige im Februar 2025 seinen Job in Dortmund übernommen hat, hat er sich einen Punkteschnitt von 2,06 erarbeitet. Besser war in der Historie des BVB bislang nur ein Trainer: Jürgen Klopp, dessen Schnitt sogar bei 2,12 Punkten pro Bundesliga-Spiel liegt. Doch nicht nur bei der Punkteausbeute liegt Kovac weit vorne im Vergleich zu seinen Vorgängern. Auch die Anzahl der Gegentore (1,19 im Schnitt pro Spiel) und der geschossenen Tore (2,16 im Schnitt pro Spiel) können sich sehen lassen. Besser war in der Vergangenheit jeweils nur Thomas Tuchel, unter dessen Leitung der BVB im Schnitt 2,43 Treffer erzielte und nur 1,13 kassierte.
Der Aufschwung hatte in der vergangenen Saison noch auf dem letzten Meter zur erneuten Qualifikation zur Champions League und bei der Klub-WM zum Einzug ins Viertelfinale geführt. „Unser Ziel danach war es, uns sofort oben festzusetzen und dranzubleiben“, sagt Ricken. Und – anders als in den Vorjahren – diesmal nicht bereits in den ersten Saisonwochen der Musik hinterherzulaufen. Bislang ging der Plan voll auf. Vor dem Verfolgerduell am kommenden Samstag mit RB Leipzig, gegen den der BVB übrigens letztmals in der Liga verlor (0:2 am 26. Spieltag der Saison 2024/25), liegt der BVB zwei Zähler hinter dem noch punktverlustfreien FC Bayern auf Rang zwei.
Hinten seriös, vorne effektiv
Das Rezept für den Erfolg ist dabei relativ einfach: Dortmunds Siege basieren auf einer großen Seriosität in der Arbeit gegen den Ball und auf der enormen Effektivität vor dem gegnerischen Tor – auch dank der hohen individuellen Qualität. So bietet der BVB selten über 90 Minuten ein spielerisches Feuerwerk, erledigt die Arbeit aber gewissenhaft. Auch das war in den Vorjahren oft anders.
Genau deshalb mahnt Ricken auch, sich jetzt nicht vorschnell in Sicherheit zu wiegen. „Es darf keiner den Gedanken haben, ein bisschen weniger zu machen“, sagt er – und liefert als Beleg die Mainzer Großchance kurz vor der eigenen Führung: „Zehn Sekunden, bevor wir das 1:0 schießen, hätten die Mainzer das 1:0 machen können. Dann hätte es ein anderes Spiel werden können.“ Doch statt im Tor landete der Schuss von Paul Nebel am Pfosten. Das Glück hat der BVB derzeit also ebenfalls auf seiner Seite.
Viele Profis entwickeln sich in die richtige Richtung
Mit Glück allein lässt sich der derzeitige Erfolgslauf dagegen nicht erklären. Zumal nicht nur mannschaftstaktisch Fortschritte zu verzeichnen sind, sondern auch individuell. Karim Adeyemi etwa ist unter der Leitung von Kovac erkennbar gereift in seinem Spiel. Doppel-Vorlagengeber Julian Brandt hat aus dem Formtief der vergangenen Saison herausgefunden. Keeper Gregor Kobel strahlt nicht nur Sicherheit als Torhüter aus, er greift auch – wie in Mainz – mit schneller Spieleröffnung aktiv ins Offensivgeschehen seiner Mannschaft ein. Auch die Entwicklungen von Waldemar Anton, Maximilian Beier oder Marcel Sabitzer zeigen – teils seit Monaten, teils seit Wochen – in die richtige Richtung.
Hinzukommt: Der Kader hat in dieser Saison eine andere Tiefe als noch in der Vorsaison. Zum einen, weil der BVB die Verletzungsproblematik in den Griff bekommen hat, zum anderen weil die Sommer-Transfers langsam ankommen: Zwar hat es in Mainz keiner der Neuzugänge in die Startelf geschafft, die Einwechslungen von Carney Chukwuemeka, Jobe Bellingham und Debütant Fabio Silva sprachen jedoch für die neue Personalvielfalt, aus der Kovac schöpfen kann. Zumal auch der länger verletzte Niklas Süle erstmals wieder Teil des Aufgebots war.
Erster Härtetest in der Liga gegen Leipzig
Der erste richtige Härtetest in der Liga steht freilich erst am Samstag bevor, wenn die ebenfalls viermal in Serie siegreichen Leipziger nach Dortmund reisen. Zuvor ist die Kovac-Elf noch in der Champions League gegen Athletic Bilbao gefordert. Nach der Länderspielpause muss der BVB dann zum FC Bayern reisen. Mitte Oktober also dürften die Borussen wissen, wo sie in dieser Saison stehen. Aktuell besteht zumindest berechtigter Grund zum Optimismus, dass es in dieser Spielzeit wesentlich ruhiger zugehen sollte als in der vorherigen.