Offensive Akzente konnten gegen Leipzig weder Junior Adamu noch Eren Dinkci setzen. Dennoch fällt das Urteil über die beiden Startelf-Rückkehrer eindeutig unterschiedlich aus.
Sportliche Integration verläuft stockend
Die beiden Startelfänderungen, die SC-Coach Julian Schuster nach dem 0:0 in Augsburg gegen Leipzig (0:0) vornahm, kamen durchaus überraschend: Für den verletzten Merlin Röhl begann Junior Adamu (23) erstmals seit dem 0:4 in Stuttgart am 18. Spieltag. Der Österreicher übernahm im Sturmzentrum, von dort rückte Lucas Höler eine Position nach hinten in die zuvor von Röhl bekleidete Zehner-Rolle.
Zugleich verdrängte Eren Dinkci (23) links offensiv Platzhirsch Vincenzo Grifo, letztmals hatte Dinkci am 21. Spieltag gegen Heidenheim (1:0) in der Anfangsformation gestanden. Sowohl Dinkci als auch Adamu durften ihre Aufstellung somit auch als Bewährungschancen begreifen – mit unterschiedlichem Ergebnis.
„Junior hat sich sehr, sehr gewehrt.“ (Julian Schuster)
Die erhoffte Durchschlagskraft entfalteten zwar beide Angreifer nicht. Gleichwohl gibt sich Schuster mit Adamus 75 Minuten währendem Auftritt ausdrücklich “ sehr zufrieden“. Aus nachvollziehbarem Grund: „Der gesamte Defensivverbund hat auch deshalb so gut funktioniert, weil Junior und Luci (Höler, Anm. d. Red.) so viel investiert haben“, betont der Coach.
Besonders auffällig: Auch wenn Adamu in der ersten Pressinglinie überspielt war, setzte er konsequent nach, sorgte so im zweiten Anlauf immer wieder für wertvolle Ballgewinne. „Junior“, lobt Schuster folgerichtig, „hat sich sehr, sehr gewehrt“.
Über Dinkci ließe sich das bei allem Wohlwollen beileibe nicht behaupten. Mit dem Top-Sprinter wollte Schuster für Tempo und Tiefgang im linken Halbraum sorgen, was nicht gelang. Auch deshalb, weil die Leipziger durch eine betont tiefe Staffelung praktisch keine Räume anboten. Und als Dinkci einmal von Ritsu Doan vielversprechend Richtung Tor geschickt wurde, verstolperte er prompt die Kugel (41.).
Eine Zweikampfquote von null Prozent – und viele Duelle erst gar nicht geführt
Dass der Fünf-Millionen-Euro-Einkauf des vergangenen Sommers zu diesem Zeitpunkt vier Minuten vorm Gang in die Kabine überhaupt noch auf dem Platz war, zeugt indes von einer bemerkenswerten Geduld seines Trainers. Dinkcis Auswechslung in der Pause – für ihn kam Grifo – war jedenfalls überfällig.
„Eren hat nicht so ins Spiel gefunden“, begründete Schuster anschließend, was objektiv noch ein relativ mildes Urteil darstellt. Dabei bildete nicht etwa Dinkcis offensive Glücklosigkeit das größte Ärgernis – sondern sein geradezu klägliches Defensivverhalten. Wenn Leipzig mit Innenverteidiger Lutsharel Geertruida und Schienenspieler Ridle Baku über die rechte Seite vorstieß, war Dinkci zwar regelmäßig in der Nähe – leistete aber faktisch keinerlei Widerstand. Die Zweikampfbilanz von null Prozent bei sieben Duellen spricht Bände. Ganz abgesehen von jenen Zweikämpfen, die Dinkci gar nicht erst führte.
Dabei lässt sich dem türkischen Auswahlspieler keine generelle Verweigerungshaltung vorwerfen. Die 19 Sprints, die Dinkci in den ersten 45 Minuten anzog, bedeuten auf die komplette Spielzeit hochgerechnet Freiburger Bestwert. Doch die mangelhafte Intensität im Spiel gegen den Ball stach nicht zum ersten Mal ins Auge, wenn auch wohl noch nie so eklatant. Klar ist: Solange Dinkci ausgerechnet mit einer solchen ausgesprochenen Freiburger Basistugend derart fremdelt, wird eine komplette sportliche Integration des Hoffnungsträgers nicht gelingen können.