Wo liegt die Zukunft von Ritsu Doan? Auf eine der spannendsten Fragen dieses Bundesliga-Transfersommers gibt es noch keine Antwort. Freiburgs vor allem aus Frankfurt umworbener Unterschiedsspieler reist jedenfalls erst mal mit ins SC-Trainingslager. Der aktuelle Stand.
Mit dem SC ins Trainingslager
Am Freitagabend war Ritsu Doan in Oberschopfheim im Ortenaukreis. In der 3000-Einwohner-Gemeinde veranstaltete der SC Freiburg sein erstes Testspiel in diesem Sommer, gewann 2:1 gegen Regionalligist Sandhausen. Doan spielte allerdings nicht mit, sondern verfolgte die Partie unter Volksfeststimmung in zivil von der Seite aus, stand für Autogramme und Selfies zur Verfügung. Wie Sommerzugang Cyriaque Irié (Belastungssteuerung) und andere Freiburger A-Nationalspieler, die länger Urlaub genießen durften.
Doan und Co. absolvierten eine Woche nach den Kollegen die internen Leistungstests und stiegen planmäßig an diesem Montag, 14. Juli, ins Training der Mannschaft von Julian Schuster ein. Doan ist auch an diesem Mittwochmittag Teil der Freiburger Reisegruppe, die mit dem Bus ins traditionelle Sommertrainingslager nach Schruns in Österreich fährt.
Alles bisher ganz normal also bei Doan, der sich seit seinem Wechsel im Sommer 2022 für acht Millionen Euro von der PSV Eindhoven schon dreimal in Schruns auf die Saison mit dem SC vorbereitet hat? Nicht ganz. Natürlich steht weiterhin der wahrscheinliche Abschied des Freiburger Unterschiedsspielers im Raum, der 2024/25 in der Bundesliga zehn Tore erzielt und acht Vorlagen gegeben hat. Neben internationalem Interesse ist vor allem Eintracht Frankfurt weiterhin stark an einer Verpflichtung Doans interessiert.
Klare Vorstellungen bei der Ablöse
Schon Ende März 2025 hatte SC-Sportdirektor Klemens Hartenbach im kicker-Gespräch über den 57-maligen Nationalspieler Japans gesagt: „Es gibt auch sportlich wie persönlich gute Argumente für einen Verbleib. Aber, wenn man von einem perfekten Zeitpunkt für einen Abschied sprechen kann, ist es wohl der kommende Sommer – natürlich nur, falls das Angebot stimmt.“
In Sachen stimmiges Angebot haben die SC-Verantwortlichen klare Vorstellungen. Das soll jenseits der Marke von 20 Millionen Euro liegen und dürfte sich in einem Bereich bewegen wie bei Jonathan Burkardt. Für den Nationalstürmer zahlte die Eintracht zuletzt eine Sockelablöse zwischen 21 und 23 Millionen Euro an Mainz 05.
Einerseits viel Geld, andererseits ein angemessener Preis für den vielseitigen Profi, der auf der rechten Außenbahn neben seinem offensiven Kerngeschäft als torgefährlicher Dribbler und Vorlagengeber inzwischen auch defensiv überzeugt und vor allem eindrucksvoll belastbar und körperlich stabil ist. Doan ist in drei Jahren beim SC trotz vieler aufreibender Länderspielreisen mit Japan so gut wie nie ausgefallen, kommt auf 123 Pflichtspiele, 26 Tore und 24 Assists. In der jüngsten kicker-Rangliste der Außenbahn offensiv landete der 1,72-Meter-Mann auf Rang 2, musste in der Internationalen Klasse nur Bayern-Star Michael Olise den Vortritt lassen.
Dennoch hat es ein für den SC stimmiges Angebot bisher noch nicht gegeben, weder aus Frankfurt noch von einem anderen Klub. Überhaupt hat sich bisher nach kicker-Informationen recht wenig Konkretes getan in Zusammenhang mit einem möglichen Doan-Transfer. Ein kurzfristiger Wechsel zeichnet sich derzeit nicht ab.
Der Spieler hat generell klare Vorstellungen, möchte sich mit Blick auf die WM 2026 idealerweise weiterhin über einen Stammplatz im Verein für eine wichtige Rolle bei den Samurai Blue empfehlen. Ob das in Frankfurt sein wird? Noch offen. Die Eintracht ist nach kicker-Informationen definitiv eine attraktive Option für die Spielerseite, andere Möglichkeiten sind aber nicht ausgeschlossen. Im für Profis solcher Güte fast immer interessanten englischen Markt herrscht aktuell traditionell noch wenig Betriebsamkeit.
Dennoch kann die gegenwärtige Ruhe rund um Doans Zukunft erfahrungsgemäß schnell vorbei sein, so tickt eben der Transfermarkt. Es bleibt jedenfalls spannend. Auch, was bei der Eintracht passiert. Diese muss nach der Burkardt-Verpflichtung erst weitere Einnahmen generieren, um ein Doan-Paket stemmen zu können, schaut sich aber auch nach Alternativen um. So existiert auch das Frankfurter Interesse an Englands U-21-Nationalmannschaftskapitän James McAtee von Manchester City, der vorzugsweise zentral offensiv agiert, aber auch rechts eingesetzt werden kann.
Bringt Ekitiké den Stein ins Rollen?
Einen sehr großen Erlös könnte der Eintracht Top-Stürmer Hugo Ekitiké bescheren, an dem Newcastle Interesse zeigt. Ob ein solcher Deal dann zu einer Frankfurter Offensive in Sachen Doan führt? Möglich. Zumal die Frankfurter nächste Woche Dienstag in ihr Trainingslager in den USA aufbrechen und jeder Trainer Neuankömmlinge in dieser auf und neben dem Platz wichtigen Zeit bereits gerne integrieren möchte.
Ein anderes Szenario darf wohl zumindest nicht gänzlich ausgeschlossen werden: Ein Verbleib Doans, der sich in Freiburg sehr wohlfühlt und seine Liebe zum SC nach dem ausgerechnet gegen Frankfurt verlorenen Endspiel um ein Champions-League-Ticket im Mai glaubhaft zum Ausdruck gebracht hatte.
So gilt auch eineinhalb Wochen später weiterhin die Aussage, die SC-Sportvorstand Jochen Saier beim Trainingsauftakt am 6. Juli in Bezug auf Doan getroffen hat: „Es ist kein Geheimnis, dass wir die Tür ein bisschen aufgemacht haben, wenn das Gesamtpaket stimmt. Ich will jetzt so einen Wechsel nicht herbeischreien, aber natürlich haben wir uns ein Stück weit mit unseren personellen Entscheidungen für den Fall vorbereitet, dass es passiert. Und wenn es nicht passiert, dann wären wir auch glücklich.“
Der SC ist in der Tat wie noch nie zuvor in große Vorleistung gegangen und hat für sechs Sommerzugänge die Vereinsrekordinvestition von 30,7 Millionen Euro in einer Transferperiode getätigt, um sich unter anderem mit vier neuen Offensivkräften mit anderer Statik auf eine Zeit ohne Doan vorzubereiten. Doch obwohl die Freiburger bisher lediglich erst einen größeren Abgang, den von Kiliann Sildillia für 5,8 Millionen Euro zur PSV Eindhoven, verzeichnen, sind sie nicht auf eine hohe Doan-Ablöse angewiesen.
Doans Vertrag läuft bis 2027
Durch ihre über viele Jahre erfolgreiche (sportliche) Arbeit haben sich die Breisgauer zum Stichtag 30. Juni 2024 ein Eigenkapital von 151,9 Millionen Euro erwirtschaftet. Dieses hat in diesem Transfersommer für große Handlungsfreiheit gesorgt und die personellen Investitionen vor und notfalls auch unabhängig von Transfererlösen ermöglicht. Mit Blick auf Doans Vertrag bis 2027 würde der SC auch im nächsten Sommer noch eine Ablöse kassieren.
Der Trainer hätte jedenfalls trotz der neuen Offensivkräfte überhaupt nichts dagegen einzuwenden, weiter auf einen Spieler mit Doans Qualitäten und Verlässlichkeit setzen zu können. „Im Fußball gibt es immer wieder Entwicklungen und Geschichten. Wenn er nachher da steht, dann freue ich mich“, sagte Schuster beim Trainingsstart zu Doans Zukunft.