Am Mittwoch flog die Eintracht im Rahmen ihrer US-Tour von Louisville nach Philadelphia. Mit an Bord: Axel Hellmann. Der Vorstandssprecher rührt für den schweißtreibenden Trip in die USA kräftig die Werbetrommel – und fordert von anderen Klubs mehr Reisen in die Zielmärkte der DFL.
Wie die Abu-Dhabi-Connection bei Marmoush half
Für die Spieler von Eintracht Frankfurt ist das Trainingslager in den USA kein Zuckerschlecken. Axel Hellmann berichtet von 35 Grad und relativ hoher Luftfeuchtigkeit in Louisville, Kentucky. „Es ist gut für den Zusammenhalt und den Spirit, bei den hohen Temperaturen an die Grenzen und darüber hinaus zu gehen“, glaubt der Vorstand. Nathaniel Brown berichtet: „Hier ist es schon extrem. Wenn du hier laufen kannst, kannst du in Deutschland noch mehr laufen.“ Im vereinseigenen Vodcast räumt der Linksverteidiger allerdings ein, dass er lieber in Deutschland im Regen trainiert hätte als in dieser Hitze.
Geschlossenheit und Aberglaube
Hellmanns Eindrücke von der Mannschaft sind durchweg positiv. „Mich beeindruckt die Geschlossenheit der Gruppe, das Miteinander. Es springt wirklich ins Auge, dass eine unfassbare Zusammengehörigkeit, gute Umgangsformen, guter Spirit und große Leistungsbereitschaft vorhanden sind“, berichtet der 53-Jährige. „Man merkt: Wir stehen vor einer Champions-League-Saison. Alle haben die Ambition zu spielen, alle wollen an Bord sein. Das ist für den Klub etwas Großes und wirft seine Schatten voraus – auch auf die innere Einstellung.“
Die Infrastruktur für den Sport bewege sich auf „absolutem Top-Niveau“, betont Hellmann. Louisville stehe auf der „Priority-Liste“ der FIFA als möglicher Gastgeber für ein Nationalteam bei der WM 2026. „Sie bemühen sich unfassbar um perfekte Abläufe, alle Wünsche werden erfüllt“, sagt der Vorstand. Er spüre einen „abergläubischen Spirit“, nachdem vor einem Jahr an gleicher Stelle der Grundstein für eine Saison gelegt wurde, in der Frankfurt erstmals über die Liga in die Champions League einzog.
„Der Markt wartet nicht auf Eintracht Frankfurt“
Mittlerweile ist der hessische Reisetross in Philadelphia eingetroffen, was angesichts des zehnjährigen Jubiläums der Städtepartnerschaft zwischen „Philly“ und Frankfurt nicht zuletzt auch den Frankfurter Oberbürgermeister Mike Josef erfreut. In Philadelphia intensiviert die Eintracht ihre Vermarktungsaktivitäten, auch eine Delegation mit Vertretern der Stadt Frankfurt und der Wirtschaftsförderung reist an. Hellmann kündigt an, unter anderem Unternehmensvertreter treffen zu wollen.
Ein Selbstläufer ist die internationale Vermarktung nicht, Hellmann bewahrt einen nüchternen Blick: „Wir treten in einen Markt ein, der nicht auf Eintracht Frankfurt wartet. Der wartet im Übrigen auch nicht auf Borussia Dortmund und Bayern München. Der US-amerikanische Fußball- und Sportmarkt ist so groß und so dynamisch, dass es nicht darum geht, einen Markt zu erobern. Die Bundesliga als Brand hat es schon schwer, hier wahrgenommen zu werden. Wer wären wir, dass wir behaupten, wir als Eintracht Frankfurt machen jetzt die USA klar?“
Marmoush und die Abu-Dhabi-Connection
Es gehe darum, Stück für Stück Verbindungen aufzubauen, Kooperationen zu schließen und davon langfristig zu profitieren. Manchmal kann ein gutes Netzwerk noch Jahre später Gold wert sein. Exemplarisch erzählt Hellmann folgende Geschichte: „Als wir jahrelang ins Trainingslager nach Abu Dhabi geflogen sind, fragten mich immer wieder Leute, was ökonomisch auf der Vermarktungsseite herumkomme. Da gab es schon die eine oder andere Möglichkeit, die aber nicht in unsere Welt passte. Gepasst hat es aber jetzt beim Marmoush-Deal. Die Leute, mit denen wir jahrelang in Verbindung standen, sind quasi die Klubeigentümer von Manchester City. Die waren dabei, als wir damals gute Abendveranstaltungen im Emirates Palace organisiert haben.“
Im vergangenen Januar wechselte Omar Marmoush für eine Sockelablöse in Höhe von 75 Millionen Euro von der Eintracht zu Manchester City. Ein XXL-Transfer, der vergleichsweise zügig und geräuschlos ablief. „Ohne unsere Beziehungen nach Abu Dhabi wäre dieser Deal so schnell und zu diesem Preis nicht möglich gewesen“, betont Hellmann. Auch von der US-Tour erhofft er sich perspektivisch Vorteile im sportlichen Bereich. Er schwärmt von der athletisch-sportlichen Ausbildung in den Akademien, High Schools und Colleges, sagt aber auch: „Ich glaube, dass wahnsinnig viele hochtalentierte junge Sportler hier einfach durch den Rost fallen und nicht entdeckt werden. Es gibt kein klassisches Vereinswesen, wie wir das kennen.“ Ziel sei es, über eine engere Verbindung in die USA solche Talente nach Europa zu locken.
Was die Welt fasziniert
Während die Eintracht schon vor Jahrzehnten auf dem ganzen Globus unterwegs war und bis heute fleißig Groundhopper-Punkte auf anderen Kontinenten sammelt, zieht es manch anderen Klub kaum oder gar nicht in die Ferne. Das sieht Hellmann kritisch. „Ich habe das schon vor zehn Jahren, vor acht Jahren und auch vor vier Jahren gesagt: Die Bundesliga muss mehr reisen. Es muss einen Beitrag für die Wertschöpfung der Bundesliga im Ausland geben. Wenn wir das nicht tun, gehen die Erlösströme immer stärker zu denen, die das machen. Dann geht die Schere weiter auseinander“, warnt der Vermarktungs-Experte.
„Die Premier League hat sowieso einen Vorsprung, den ich für kaum aufholbar halte. Es gibt aber keinen Grund, warum wir nicht den Abstand zu den Spaniern verkürzen könnten“, sagt Hellmann. Wenn es in den Kalender passe, sollten mehr Klubs in die Kernzielmärkte der DFL reisen, Medienverträge abschließen oder verlängern. Es müsse eine Schippe draufgelegt werden, um den Partnern zu zeigen, wie gut die Bundesliga sei. Hellmann, der auch Mitglied des DFL-Präsidiums ist, erklärt: „Volle Stadien, tolle Atmosphäre, gute Bilder und tolle Produktionen faszinieren überall auf der Welt. Trotzdem sind uns einige voraus. Wir müssen eine stärkere Präsenz entfalten.“