Hjulmand bangt um Tella und hofft auf mehr Antworten als Fragen

Beim FC St. Pauli trifft Leverkusen auf einen Gegner, der genau das darstellt, was Bayer nach Umbruch, späten Zugängen und Trainerwechsel noch nicht ist: ein funktionierendes Team.

Bayer-Trainer erwartet Fortschritte

Bayer 04 bangt vor dem Auswärtsspiel beim FC St. Pauli weiterhin um den Einsatz von Nathan Tella. Der Nigerianer hatte sich beim 3:1-Sieg gegen Eintracht Frankfurt zum Einstand des neuen Trainers Kasper Hjulmand eine Knieverletzung zugezogen und droht nun auch in Hamburg auszufallen.

So klang Hjulmand am Freitag alles andere als optimistisch, dass der 25-Jährige, der mit seinen Sprints in die Tiefe gegen Frankfurt ein entscheidender Faktor war, am Millerntor dabei sein kann. „Wir haben schon Hoffnungen auch für…“, antwortete der Däne auf die Frage, ob Tella von Beginn an spielen könne, „wir müssen heute bei Nathan sehen.“ Das Abschlusstraining soll Aufschluss über die Einsatzbereitschaft Tellas geben, der am Mittwoch noch nicht mit der Mannschaft trainiert hatte.

Unabhängig von diesem hofft Hjulmand nach seiner ersten echten Trainingswoche bei Bayer 04 Fortschritte zu sehen. „Es ist ein Prozess“, sagt der Coach zu seinem Bemühen, eine Mannschaft zu formen, „zwei zusätzliche Trainingseinheiten sind natürlich sehr gut für uns, aber sie machen noch keine komplette Mannschaft. Wir brauchen Zeit und wir brauchen Spielpraxis.“

Der Balanceakt ist in allen Sätzen Hjulmands greifbar

Der Haken aus Hjulmands Sicht: Es sind drei Punkt- und keine drei Vorbereitungsspiele, die in den nächsten acht Tagen vor Bayer 04 stehen. Und genügend Zähler hat die Werksklub sowohl in der Bundesliga als auch der Champions League bereits liegen gelassen.

Und so ist der Balanceakt des Trainers in allen Sätzen Hjulmands greifbar. „Wir haben gute Spieler und die Möglichkeit, eine hervorragende Mannschaft aufzubauen“, stärkt er das Personal, „aber wir sind noch im Aufbau. Natürlich gibt es viele neue Spieler, neue Trainer, und so ist das, aber wir müssen in jedem Spiel gute Ergebnisse erzielen.“

Hjulmand will „nicht den Gegner entscheiden lassen, wie wir spielen“

Doch dies ist alles andere als einfach. Ist das Ziel, das Hjulmand verfolgt, zwar klar, die Abläufe und die Abstimmung der Profis untereinander, die sich zum Teil erst noch kennenlernen müssen, allerdings noch nicht. So habe er in der Trainingswoche „volle Konzentration auf die Struktur“ gelegt, „defensiv mit hohem Pressing, damit wir nicht den Gegner entscheiden lassen, wie wir spielen.“

Hjulmand möchte mit Bayer dominant agieren. Doch dafür fehlt neben Automatismen auch eine gewisse Selbstverständlichkeit im Zusammenspiel. Es gehe in der Offensive um Fragen wie: „Warum machen wir es so, wie wir es machen? Und die kleine Rotation, damit wir ein wenig mit den Positionen wechseln können. Es ist auch sehr wichtig, die Qualitäten des anderen zu verstehen“, sagt Hjulmand, „wenn dieser Spieler spielt, was bedeutet das für den Rest? Wenn wir eine rechte oder eine linke Seite bilden, was bedeutet das für die Kombination, wenn man mit diesem und jenem Spieler spielt?“

St. Pauli stellt die Mannschaft dar, die Bayer 04 noch nicht ist

Fragen, deren Antworten seinen Spielern erst in Herz und Blut übergehen müssen. Fragen, die aber auch aufzeigen, wie unterschiedlich in dieser Hinsicht die Ausgangspositionen vor dem Spiel beim FC St. Pauli sind. „Jedes Training, jede Möglichkeit, uns besser kennenzulernen“, sagt Hjulmand, „ist eine gute Sache.“ Der stark in die Saison gestartete Aufsteiger aus dem Vorjahr hat diese Phase seit dem Trainerwechsel im Sommer 2024 längst hinter sich, stellt ein kompaktes, in sich stimmiges Gebilde dar, das seinen Weg zu spielen längst im Detail gefunden hat.

Der FC St. Pauli, der auch unter Druck gut von hinten heraus aufbauen kann und zudem über ein starkes Konterspiel verfügt, wird für Bayer 04 zu einer Herausforderung. Weil die Hamburger wissen, wie sie die Stärken ihrer pfeilschnellen Angreifer in Szene setzen können. Ein Dreh, den die Leverkusener Profis bezüglich ihres Toptorjägers Patrik Schick bislang nicht gefunden haben. Der Tscheche suchte zuletzt verzweifelt Anschluss an das holprige Offensivspiel des Vizemeisters.

„Es ist ein sehr wichtiges Thema für unser Angriffsspiel, die letzte Verteidigungslinie zu durchbrechen. Wir haben Spieler, nicht nur Nathan, die das können.“ (Kasper Hjulmand)

„Manchmal sind die Lücken in der Mitte, manchmal an den Seiten, und dort müssen wir besser darin werden, die Linien, die letzte Verteidigungslinie, zu durchbrechen und sicherzustellen, dass Patrick die Möglichkeit bekommt, unsere Angriffe abzuschließen“, fordert Hjulmand, „denn darin liegt seine große Stärke.“

Am Samstag in Hamburg muss dies gelingen. Dafür hofft Hjulmand insgesamt auf mehr klare Antworten seiner Mannschaft und weniger offene Fragen. Auch ohne den Linienbrecher Tella muss Bayer Fortschritte erzielen. Auch wenn Hjulmand die Bedeutung dieses Spielertyps betont: „Es ist ein sehr, sehr wichtiges Thema für unser Angriffsspiel, die letzte Verteidigungslinie zu durchbrechen. Wir haben Spieler, nicht nur Nathan, die das können.“

Ein Startplatz für Poku, Tape oder Hofmann wäre keine Überraschung

Zuletzt taten sich dabei Rechtsaußen Ernest Poku (21) und der eigentliche Verteidiger Axel Tape (18) als rechte Schienenspieler hervor. Jonas Hofmann ist zudem ein Akteur, der zwar nicht unbedingt einen hohen Topspeed besitzt, aber dafür aus der Position des halbrechten Zehners ein exzellentes Timing, wenn es darum geht, in die Tiefe zu starten. So wäre es nicht zwingend eine große Überraschung, wenn einer aus diesem Trio in Hamburg in der Leverkusener Startelf auftaucht.

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