Mit einem schon feststehenden Spielführer und mehr Fokus auf dem Ball startet der 1. FC Heidenheim in seine Saisonvorbereitung. In Südtirol findet der Bundesligist dafür optimale Bedingungen vor.
Heidenheims Trainer Schmidt bestimmt Mainka zum Kapitän
Da dem Fußballer an sich ein gewisser Hang zum Aberglauben nachgesagt wird, kann beim 1. FC Heidenheim und seiner Mission „Liga-Verbleib“ eigentlich nichts schiefgehen: Er bereitet sich in Südtirol auf der Apfel-Hochebene oberhalb von Brixen bis zum Samstag erneut dort auf seine Saison vor, wo er zuvor zweimal die Grundlagen für eine erfolgreiche Bundesliga-Saison legte. Natz/Schabs hat also eine besondere Bedeutung für den FCH, ist bis lang im doppelten Sinn sein Kraftort gewesen.
Der erste Tag in dem idyllisch-ruhigen und von einer imposanten Bergwelt umgebenen Ort fand zudem ein symbolträchtiges Ende. Nach einer ersten Einheit am Nachmittag gab es am Abend vor dem Hotel einen besonderen Willkommensgruß: Die örtliche Blaskapelle rückte an, um ein Ständchen zum Besten zu geben. Damit machte sie übertragen gesehen genau das, was der Klub von der Ostalb sich für die kommende Saison erneut vorgenommen hat – und zwar der übermächtig scheinenden Konkurrenz den Marsch blasen.
Klein, aber sehr fein
Die Geste an sich zeugt wiederum von einer besonderen Beziehung, die zwischen dem Verein und den Leuten vor Ort entstanden ist. Die Tourismuszentrale wirbt in der Heidenheim-Arena für ihre Region, kleine Abordnungen reisen regelmäßig auf die Ostalb, um Heimspiele des FCH zu besuchen. Und jeder in dem Ort, der sich für Fußball interessiert, hat mit dem FCH in der Relegation mitgefiebert. „Wir dürfen wir uns über eine besondere Gastfreundlichkeit der Menschen vor Ort freuen“, betont Frank Schmidt als jahrzehntelange Chef-Trainer eines Vereins, in dem es sehr familiär zugeht, was wiederum ein gar nicht so geringer Grund seines Erfolgs ist.
Wichtiger sind freilich noch die Bedingungen, die der Bundesligist vorfindet. Und die sind allesamt klein, aber sehr fein. Das beginnt bei dem Familienhotel, das für gut eine Woche komplett dem FCH-Tross vorbehalten ist, und setzt sich damit fort, dass die zwei einem Rasenteppich gleichenden Plätze auf dem Sportgelände des ASV Natz vom Hotel aus fußläufig zu erreichen sind. „Wenn wir optimale Bedingungen vorfinden, setzen wir auch in Sachen Trainingslagern auf Bewährtes und auf Kontinuität. Deshalb sind wir sehr gern das dritte Jahr in Folge hier“, erklärt Schmidt.
Auch wenn vieles ans vergangene Jahr erinnert, so ist doch einiges anders. Zum Beispiel, dass Schmidt wieder mittendrin im Trainingsgeschehen ist. 2024 trug er aufgrund einer Knöchel-OP einen Astronautenschuh und musste mit hochgelagertem Bein an der Seitenlinie in die Zuschauerrolle schlüpfen – ein Umstand, der ihm, der so gern aktiv coacht, selbstredend gar nicht schmeckte.
Für seine Schützlinge fühlt sich allerdings nicht nur deswegen das Trainingslager anders an. Im Vorjahr war in Südtirol vor allem Athletik angesagt, zwar häufig mit Ball, doch der war oftmals nur Mittel zum Zweck, um physische Grundlagen zu legen. Nun kommt der Ball deutlich mehr seiner ureigenen Bestimmung nach, also dem Spielen. Nach den vorausgegangenen intensiven Einheiten in der Heimat ist nun in Südtirol der Schalter ein Stück weit in Richtung Feinschliff umgelegt. „Wir setzen nun vor allem gruppentaktische Schwerpunkte – defensiv wie offensiv“, sagt der Trainer.
Aus diesem Grund steht anders als in den Vorjahren auch im ersten Trainingslager ein Testspiel auf dem Programm. Am Dienstag geht’s in Natz/Schab um 18 Uhr gegen den österreichischen Traditionsverein Wacker Innsbruck, der nach seiner Insolvenz und dem damit verbundenen sportlichen Absturz wieder nach oben kraxelt. In der vergangenen Saison huschten die Tiroler ungeschlagen durch die 4. Liga und sind nun zumindest schon mal wieder drittklassig.
Mainka geht schon als Spielführer in die Vorbereitung
Dass Patrick Mainka den FCH gegen Wacker als Kapitän aufs Feld führen wird, ist im Kern erst mal eine Nicht-Meldung. Wer denn sonst, wer Heidenheim sagt, dem kommt schließlich automatisch auch der 30-Jährige in den Sinn! Was dennoch neu ist: Schmidt hat den Innenverteidiger, der in den vergangenen zwei Bundesliga-Spielzeiten keine Sekunde verpasste, bereits jetzt zum Kapitän ernannt und nicht wie in den zurückliegenden vier Jahren gegen Ende der Vorbereitung. „Padde verkörpert diese Rolle einfach perfekt – er übernimmt Verantwortung auf und neben dem Platz. Dadurch ist er für mich ein ganz wichtiger Ansprechpartner“, begründet Schmidt seine Entscheidung, die wie gesagt unter die Rubrik „selbstverständlich“ fällt. Mainka selbst sieht dies ein wenig anders: „Es ist auch im fünften Jahr hintereinander eine besondere Ehre für mich, Kapitän des 1. FC Heidenheim sein zu dürfen“.
Wer sein Stellvertreter sein wird, und wer dem Mannschaftsrat angehört, steht hingegen zum jetzigen Zeitpunkt nicht fest. Schmidt hält da am normalen Procedere fest und wird dies wie üblich gegen Ende der Vorbereitung verkünden, vermutlich im zweiten Trainingslager.
Wann und wo dieses stattfindet, steht nunmehr fest. Der FCH bezieht vom 30. Juli bis zum 3. August nördlich vom Brenner Quartier. Zum vierten Mal in Folge geht’s in die Nähe von Innsbruck nach Mils, trainiert wird auf dem Gelände des FC Raika Volders. Am Samstag, dem Tag vor der Abfahrt, kommt es in Jenbach (15 Uhr) zum Aufeinandertreffen mit dem französischen Erstligisten Racing Straßburg.
Doch zurück nach Südtirol. Dort verläuft bislang für den FCH nahezu alles nach Plan, lediglich Mittelfeldspieler Adrian Beck und Außenbahn-Spezialist Sirlord Conteh müssen aktuell kürzertreten. Der Vollständigkeit halber gilt es anzufügen, dass neben dem am Sprunggelenk operierten Stürmer Marvin Pieringer auch Innenverteidiger Thomas Keller nicht mit von der Partie ist: Er hat sich beim Freundschaftsspiel in Bolheim (0:17) eine Bandverletzung am Sprunggelenk zugezogen. Beide bestreiten eine Reha-Programm.
Dafür ergänzt mit Felix Mark, Luke Spranger (beide Torhüter) und Offensivspieler Yannik Wagner ein Trio aus der U 19 den Trainingslager-Kader.