Polzins Vorfreude auf Baumgart ist getrübt

Drei Cheftrainern hat Merlin Polzin von 2020 an beim Hamburger SV assistiert, ehe er im November letzten Jahres befördert wurde – zum Nachfolger seines letzten Chefs: Steffen Baumgart. Am Sonntag kommt es in Berlin zum Wiedersehen unter etwas anderen Umständen.

HSV-Trainer spricht über die Zusammenarbeit mit dem Ex-Chef

Steffen Baumgart wird nach seiner Roten Karte beim Unioner 4:3-Sieg in Frankfurt nicht auf der Bank sitzen, sondern ausgerechnet gegen seinen Ex-Klub und seine alte Liebe seine Sperre für ein Spiel abbrummen – zum Bedauern von Polzin: „Ich finde es schade, dass Steffen am Sonntag nicht neben mir an der Linie stehen wird. Aber auch so freue ich mich, ihn wieder zu sehen. Und da kann ich für alle von uns sprechen.“

„Steffen war für mich ein Orientierungspunkt“

Die Zusammenarbeit mit Baumgart war für Polzin die kürzeste während seiner Co-Trainer-Zeit in Hamburg. Am längsten wirkte er an der Seite von Tim Walter (zweieinhalb Jahre), knapp eine Saison unter Daniel Thioune. Mit dem heutigen Union-Coach waren es nur neun gemeinsame Monate, dennoch sagt er: „Er war gerade für mich als noch sehr junger Trainer ein Orientierungspunkt.“

Zudem hat der gebürtige Hamburger seinem Ex-Chef hoch angerechnet, wie er mit seiner häufigen Abwesenheit wegen des Erwerbs der UEFA-Pro-Lizenz umgegangen ist. „Steffen hat mich in dieser Zeit maximal unterstützt, auch deshalb bin ich für unsere gemeinsame Zusammenarbeit sehr dankbar.“

Sportlich wurde die emotionale Verbindung zwischen dem HSV und Baumgart (der gebürtige Rostocker ist seit seiner Kindheit Fan) keine Erfolgsgeschichte, für den Menschen Baumgart gibt es aus dem amtierenden Trainerteam nur positive Worte. Auch deshalb hadert Polzin mit der sportlich spärlichen Ausbeute. „Unsere Zusammenarbeit war, was die Punkteausbeute angeht, nicht die Erfolgsgeschichte, aber das lag nicht an Steffen, sondern auch an der Mannschaft, uns allen, auch an mir.“ Polzin verrät: „Ich bin selbst sehr kritisch mit mir umgegangen. Ich konnte trotzdem extrem viel von Steffen lernen.“

„Er wollte ja niemandem etwas Böses“

Die Umstände, weshalb es nun nicht zum direkten Wiedersehen kommt, hat der Baumgart-Nachfolger am vergangenen Sonntag natürlich registriert. Für ihn war es in gewisser Weise ein typischer Baumgart: „Er wollte ja niemandem etwas Böses, sondern ist in solchen Situationen voll im Spiel. Diese Emotionen und diese Typen sind ja gleichzeitig auch das, wonach immer alle schreien.“ Für Polzin steht deshalb unverrückbar fest: „Ich wünsche Steffen wirklich nur das Beste.“ Nur vielleicht am kommenden Sonntagabend nicht.

Hamburgs Trainer ist fest entschlossen, den Energieschub durch den ersten Saisonsieg mit nach Köpenick nehmen zu wollen. „Der Sieg“, registriert er, „hat uns allen gut getan. Auch, was die Verbindung zwischen Mannschaft und Stadion angeht.“ Personelle Veränderungen gegenüber dem 2:1 gegen Heidenheim sind daher nicht zu erwarten. Auch der Einsatz von Jean-Luc Dompé, der am Mittwoch zum zweiten Mal in Folge nicht im Mannschaftstraining war, ist nicht in Gefahr.

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