Rose hatte keine Argumente mehr

Lange hatte RB Leipzig trotz der sportlichen Misere an Cheftrainer Marco Rose festgehalten. Der trostlose Auftritt in Mönchengladbach raubte dem Coach aber die letzten Argumente und den Entscheidern die Hoffnung, dass der gebürtige Leipziger die Saison noch retten kann.

Leipzigs „Augen zu und durch“-Strategie ließ sich nicht mehr durchziehen

Am Samstag nach der ernüchternden 0:1-Pleite bei Borussia Mönchengladbach hatte Leipzigs Sport-Geschäftsführer Marcel Schäfer noch die Rückendeckung für Marco Rose betont mit den Worten: „Wir reden immer von wir. Und wir haben am Mittwoch ein großes Spiel mit einem großen Ziel vor der Brust, dem Einzug ins Pokalfinale.“

Zu diesem Halbfinale im DFB-Pokal beim VfB Stuttgart wird RB Leipzig ohne seinen bisherigen Cheftrainer antreten. Am Sonntag gab der Klub die zu diesem späten Saison-Zeitpunkt überraschende, aber sportlich absolut nachvollziehbare Trennung von Rose bekannt, der im September 2022 die Nachfolge von Domenico Tedesco angetreten hatte.

Neben Rose wurden auch die Co-Trainer Alexander Zickler, Marco Kurth und Frank Geideck sowie Frank Aehlig (Leiter Lizenzspieler) mit sofortiger Wirkung freigestellt. „Wir haben sehr lange an die Konstellation mit Marco und seinem Team geglaubt und bis zuletzt alles versucht, gemeinsam die Trendwende zu schaffen. Angesichts der Entwicklung und der ausbleibenden Ergebnisse sind wir allerdings fest davon überzeugt, dass wir für die verbleibenden Spiele einen neuen Impuls benötigen, um unsere Saisonziele zu erreichen“, begründete Schäfer in einer Erklärung des Vereins den Schritt. Wer die Leipziger in Stuttgart führen soll, will der Klub zeitnah bekanntgeben.

Rose stand mehrfach vor dem Aus

Schon mehrfach in dieser sportlich überaus unbefriedigenden Saison standen die Verantwortlichen im Klub und im Fußball-Imperium der Muttergesellschaft vor der Entscheidung, mit einer Trainer-Entlassung die Reißleine zu ziehen. Immer wieder gelang es Rose, in wegweisenden Spielen neue Hoffnung auf den sportlichen Turnaround in der bestehenden Konstellation zu schüren.

So Anfang Dezember, als ihn ein 3:0-Sieg im Pokal-Achtelfinale gegen Eintracht Frankfurt nach zuvor sechs sieglosen Pflichtspielen vor dem Rauswurf rettete. So auch vor gut zwei Wochen, als in der Liga der 2:0-Sieg gegen Borussia Dortmund den Glauben stärkte, doch noch das Minimalziel, die erneute Qualifikation in der Champions League, zu erreichen.

Auch Klopp hielt den Kumpel nicht mehr im Amt

Umso ernüchternder war die erschreckend einfallslose Vorstellung in Mönchengladbach, die den sportlichen Negativtrend der vergangenen Wochen und Monaten fortsetzte und die Verantwortlichen zum Handeln zwang. Auch Schäfer und der neue Red-Bull-Fußballchef und langjährige Rose-Kumpel Jürgen Klopp, die anders als RB-Aufsichtsratschef Oliver Mintzlaff bis zuletzt als Roses Fürsprecher auftraten, konnten oder wollten an ihrer „Augen zu und durch“-Strategie nicht mehr festhalten angesichts der Zahlen, die für sich sprechen.

42 Punkte nach 27 Spieltagen sind die schlechteste Ausbeute seit dem Bundesliga-Aufstieg 2016, erstmals droht den Sachsen eine Saison ohne Qualifikation für einen europäischen Wettbewerb. Mit zwei Siegen aus zehn Spielen belegt RB in der Rückrunden-Tabelle nur Platz neun, in den letzten fünf Pflichtspielen auf des Gegners Platz gelang nicht mal mehr ein Treffer.

Mintzlaff mahnt seit September

  • Mintzlaff über Ansprüche mit Leipzig, Verstappens Zukunft und Klub-Käufe in Japan (k+)

Red-Bull-Geschäftsführer Mintzlaff hatte bereits im September im großen kicker-Interview seine Unzufriedenheit zum Ausdruck gebracht und an die hohen Ambitionen und Ansprüche des Vereins und des Konzerns erinnert. Die stehen in krassem Gegensatz zum Abschneiden in der Champions League, in der RB sieben von acht Spiele verlor und sang- und klanglos vorzeitig ausschied. Und sie stehen auch im krassen Gegensatz zur Situation in der Bundesliga, in der RB zuletzt nur noch graues Mittelmaß verkörperte.

Viele Verletzte, keine Entwicklung

Die eklatante und sich durch die ganze Saison ziehende Verletztenmisere ist sicherlich ein Grund dafür, dass RB mit seinem sehr schlanken Kader nach starkem Saisonstart (acht Ligaspiele ohne Niederlage) aus dem Tritt kam und nie wieder in die Spur zurückfand. Immer wieder fielen Leistungsträger wochen- oder gar monatelang aus. Stellvertretend dafür steht der Leidensweg des eminent wichtigen Mittelfeldspielers Xaver Schlager, der nur zwei Pflichtspiele in der Startelf bestreiten konnte und auch für den Rest der Saison keine Alternative mehr ist.

Doch diese Ausfallliste erklärt oder entschuldigt nicht die Stagnation speziell seit Jahresbeginn, in der es der hochgelobten und hochbezahlten Offensivabteilung um Xavi, Lois Openda und Benjamin Sesko oftmals nicht gelang, sich in des Gegners Strafraum durchzusetzen und Torgefahr zu erzeugen.

Die Mannschaft hat zwar nie den Eindruck entstehen lassen, dass sie nicht mehr hinter ihrem Coach stehe oder nicht mehr an ihn glauben würde. Sie hat auf dem Platz aber auch kaum einmal erkennen lassen, dass sie im Spiel mit dem Ball die richtigen Lösungen mit auf den Weg bekommen hat. Sie hat sich schlicht in den vergangenen Monaten keinen Deut weiterentwickelt. Auch in Mönchengladbach segelten die Flanken planlos in den spärlich besetzten Strafraum,  fanden die Offensivkräfte kaum einmal zusammen, gab es am Ende nur drei halbwegs vielversprechende Abschlüsse.

„Wir wollten deutlich besseren Fußball spielen als wir es gemacht haben“, urteilte Schäfer danach, beklagte den schlampigen Umgang mit den eigenen Möglichkeiten und die Körpersprache: „Wir waren viel zu passiv, haben immer nur reagiert statt agiert.“ Ein Muster, dass in dieser Saison zum Spiegelbild wurde – und deshalb zur Trennung führte.

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