In den diversen Fanforen wird bereits eifrig diskutiert, ob das Duell zwischen dem Hamburger SV und dem 1. FC Heidenheim wohl eine müde Nullnummer werden könnte. Der HSV wartet nach seiner Rückkehr in die Bundesliga auf sein erstes Tor, die Heidenheimer haben bislang erst eines geschossen – und der Torschütze, Leonardo Scienza, spielt nicht mehr an der Brenz.
FCH mit ungewohnt großen Personalsorgen
Budu Zivzivadze ist nach seinem Platzverweis für drei Spiele gesperrt worden und fällt gegen den HSV (Samstag, 15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) ebenso aus wie Marvin Pieringer, der nach seiner Operation die ersten Schritte auf dem Trainingsplatz unternimmt. Auf Leart Paqarada muss Heidenheims Trainer Frank Schmidt ebenfalls noch lange verzichten, der Neuzugang riss sich bekanntlich das Kreuzband. Dazu fallen Mathias Honsak und Thomas Keller aus, sodass Schmidt an diesem Wochenende niemand aus dem Kader streichen muss, 18 Feldspieler stehen ihm zur Verfügung. In den vergangenen Jahren konnte man stets die wenigen Verletzungen oder Blessuren der FCH-Profis herausstellen, in diesem Jahr verhält sich dieser Umstand komplett anders. „Der Kader stellt sich von allein auf. Jetzt haben wir so viele Spieler wie noch nie aus dem eigenen NLZ dabei“, beschreibt Schmidt die Situation recht deutlich.
„Geheult haben wir nicht“, blickt Schmidt auf die Trainingswoche zurück, in der man vor allem die schlimme Verletzung von Paqarada verdauen musste. „Wir haben ganz normal weiter trainiert. Das sind letztlich Dinge, die man nicht ändern kann. Ich bin ein Typ, der nicht lange daran hängen bleibt“, sagt der FCH-Trainer und versprach, dass Paqarada die notwendige Unterstützung des Vereins bekomme. „Es ging unter der Woche darum, neue Ideen oder Lösungen zu finden für die Partie gegen Hamburg.“ Ja, Optionen hat der Cheftrainer deutlich weniger an der Elbe an diesem Samstag.
Schmidt: „Wir sind nicht so größenwahnsinnig“
Eine Überraschung sei in den ersten drei Spielen nicht gelungen, wobei er explizit die Partie gegen Borussia Dortmund (0:2) ausgeklammert wissen wollte, wegen der frühen Ausfälle von Zivzivadze und Paqarada. Zwar sei der HSV ein Aufsteiger, „wir sind jetzt aber nicht so größenwahnsinnig, weil wir zwei Jahre Bundesliga gespielt haben und der HSV sieben in der 2. Liga war, dass wir sagen, dass wir Favorit sind“, stellt Schmidt klar. Kampfbereitschaft über 90 Minuten und bis in die Nachspielzeit wolle er von seinem Team sehen. Seine Mannschaft, da wiederholte er sich, müsse wieder zu der Art des Fußballs zurückkommen, für den sie bekannt sei.
Wie er den HSV-Trainer Merlin Polzin einschätze, was dieser für ein Typ sei, könne Schmidt nicht beantworten: „Das kann ich nicht sagen, weil ich ihn gar nicht kenne. Na klar, gab es in den vergangenen Jahren immer mal wieder Duelle, als er als Co-Trainer mit dabei war, da haben wir aber, ehrlicherweise, kein einziges Mal miteinander gesprochen“, sagt Schmidt vor diesem Aufeinandertreffen.
Wenngleich er ihn nicht persönlich kennt, weiß er natürlich eine ganze Menge über Polzin: „Er hat die Chance bekommen als einer, der selbst in der Kurve stand, der hat die Identifikation mit dem Verein logischerweise im Blut“, so Schmidt. „Da freut man sich dann natürlich für einen solch jungen Kollegen“, so Schmidt über den Aufstieg der Hamburger, der im vergangenen Sommer endlich glückte. Der HSV sei ein großer und breit aufgestellter Verein, der in die Bundesliga gehöre, sagt Heidenheims Trainer deutlich. „Da sieht man dann aber doch auch, was wir in den vergangenen Jahren geleistet haben“, ergänzt er.
Aktuell mehr „Mentalität“, weniger „Sieger“
Während Polzin noch in seinem ersten Jahr beim Hamburger SV als Trainer tätig ist, hat Schmidt unter der Woche seine Volljährigkeit feiern dürfen – seit tatsächlich 18 Jahren ist er als Trainer an der Brenz tätig. Er selbst wiederholt gebetsmühlenartig, dass es nie um ihn als Person gehe, wenngleich der FCH unweigerlich mit seinem Namen verbunden ist.
Arbeitsmüde sei er noch lange nicht, so viel verrät er: „Das, was ich mache, mache ich einfach gerne. Das ist meine Leidenschaft und Berufung. Es hat vielleicht auch damit zu tun, dass man Situationen meistern möchte. Das ist vielleicht eine ausgeprägte Form der Siegermentalität. Momentan ist es mehr Mentalität, weniger Sieger“, sagt Schmidt schmunzelnd. Ja, den Humor lassen sie sich in Heidenheim auch als Tabellenletzter nicht nehmen, so viel steht fest. Nichtsdestotrotz möchten sie diesen Platz so schnell wie möglich wieder verlassen, um auch wieder „Sieger“ in den Mund nehmen zu dürfen.