Mit dem 5:1 gegen Augsburg meldet sich Holstein Kiel zurück im Abstiegskampf. Die Heimgala soll nur der Startschuss sein für die Aufholjagd nach der Winterpause.
Harres glänzt als Doppeltorschütze
„Wir sind noch am Leben. Noch ist nichts vorbei, wenn ihr an euch glaubt“, schallte es den Spielern von Holstein Kiel aus der eigenen Fankurve entgegen. Dann ging die Party los. Ausgelassen tanzten die Störche mit ihren Anhängern, um den zweiten Heimsieg der Saison zu feiern. Und dafür hatten sie auch allen Grund: Mit 5:1 war die KSV zuvor über den FC Augsburg hinweggefegt.
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Es war nicht nur selbsterklärend der höchste Bundesliga-Erfolg der Vereinsgeschichte, sondern auch der höchste Sieg unter Trainer Marcel Rapp. Und der freute sich ganz besonders über den Dreier. „Sehr stolz“ sei er, sagte Rapp am Sky-Mikrofon. Dabei hatte der Spieltag mal wieder mit einem frühen Rückstand nach nur fünf Minuten begonnen. „Aber was die Jungs dann abgerissen haben, ist aller Ehren wert“, so der 45-jährige Coach.
„Die letzten Wochen sind wie verhext, der erste Schuss gegen uns ist immer drin“, ärgerte sich auch Finn Porath über das frühe Gegentor. „Aber heute lassen wir uns davon nicht unterkriegen und kommen da wieder raus. Hut ab vor der ganzen Mannschaft“.
Harres: Erst „rumgescheucht“, nun Doppeltorschütze
Denn was bei Kiel folgte, war eine Galavorstellung. Lasse Rosenboom brachte die Störche, die sich danach in einen regelrechten Rausch spielten, schnell wieder heran und dann zog die KSV binnen sieben Minuten auf 4:1 davon. „Es ging Schlag auf Schlag“, sagte Porath, „wir waren im Flow und hatten bei jedem Angriff das Gefühl, jetzt machen wir noch einen“. Aus fünf Torschüssen und einem Expected-Goals-Wert von 0,81 resultierten so im ersten Durchgang vier Tore.
„Es war einfach surreal auf dem Platz. Plötzlich hat alles geklappt.“ (Phil Harres)
Neben Shuto Machino, der mit je zwei Treffern und Assists brillierte, war dies vor allem Phil Harres zu verdanken. Der Stürmer, der im Vorjahr noch in der Regionalliga für den FC 08 Homburg auf Torejagd ging und zuvor bei Dynamo Dresden nach eigener Aussage „rumgescheucht“ und „verschenkt“ wurde, traf binnen drei Minuten zweimal und legte in der zweiten Hälfte sogar noch einen dritten Treffer nach, den der VAR jedoch zurücknahm.
„Es war einfach surreal auf dem Platz. Plötzlich hat alles geklappt“, staunte der 22-Jährige. Dass FCA-Keeper Nediljko Labrovic seinen haltbaren Ball zum 3:1 passieren ließ, passte für Harres zum Kieler Spielglück an diesem Nachmittag. „Ich glaube nicht, dass der jede Woche so reingeht“, schmunzelte der Doppeltorschütze. Und Porath analysierte: „Leidenschaft hatten wir auch in den letzten Wochen auf dem Platz, heute nutzen wir eben die Chancen.“
Relegationsplatz wieder in Reichweite
Kiel beendet ein nach dem Aufstieg „großartiges Jahr“ also mit einem Erfolgserlebnis, nach zuvor fünf Niederlagen am Stück. Als „sehr wichtig für den Kopf“ bewertete Porath diese Tatsache, denn die „schwierige Phase zuletzt“ sei einigen persönlich nahegegangen. Auch Harres sprach von einem „guten Gefühl“: „Wir wissen, dass wir noch einige Punkte holen müssen, um in der Liga zu bleiben. Der Sieg heute gibt enorm viel Kraft für nach der Winterpause.“
Der erste Teil der Saison ist nun vorbei, in dem Kiel als Aufsteiger teils viel Lehrgeld zahlen musste. „Wir müssen nun schauen, was wir verbessern können“, meinte Porath. „Unser Anspruch muss sein, aus der Hinrunde zu lernen und dann gegen die gleichen Mannschaften bessere Spiele zu machen.“
Noch liege viel Arbeit vor den Kielern, um den Klassenerhalt zu schaffen. Der Abstand auf das rettende Ufer (Hoffenheim) beträgt sechs Punkte, der Relegationsplatz (Heidenheim) ist – zumindest über Nacht – wieder in Reichweite mit nur zwei Zählern Rückstand. Porath forderte daher nach dem 5:1-Triumph über Augsburg: „Das sollte nur der Start sein für die Rückrunde.“