Die erste Halbzeit in München hätte für den HSV noch viel schlimmer werden können. Doch Schiedsrichter Tobias Stieler ließ vor dem 3:0 eine Gelb-Rote Karte stecken – und erklärte danach, wieso.
HSV kommt um frühe Unterzahl herum
Im ersten Heimspiel der neuen Bundesliga-Saison hatte sich Joshua Kimmich so lange beim Schiedsrichter beschwert, bis dieser RB Leipzigs Tor zum vermeintlichen 1:4 mithilfe des VAR wieder zurücknahm. Ähnliches gelang ihm drei Wochen später nicht noch einmal.
Kimmich und der FC Bayern führten gegen den Hamburger SV bereits mit 2:0, als sich Bundesliga-Debütant Aboubaka Soumahoro in der 22. Minute im eigenen Strafraum im Duell mit Serge Gnabry ein zunächst ungeahndetes Handspiel leistete. Nachdem er sich die Szene in der Review Area noch einmal angesehen hatte, gab Schiedsrichter Tobias Stieler schließlich den fälligen Elfmeter – verzichtete aber auf die Gelb-Rote Karte für den bereits gelbverwarnten Soumahoro. Warum?
„Ich muss ein Muss haben für die Gelb-Rote Karte“, erklärte Stieler nach dem Schlusspfiff bei Sky. „Ich kann Gelb-Rot geben, das kann man auch gut argumentieren, aber eine Gelb-Rote Karte muss für mich 100 Prozent sein.“ Denn er wisse sehr wohl um deren generelle „Tragweite“. In diesem Fall hätte sie einen chancenlosen HSV frühzeitig noch mehr in die Bredouille gebracht.
„Der will ja kein Handspiel machen“
Er habe den „unschätzbaren Vorteil“ gehabt, sich das „unstrittige“ Handspiel mehrmals am Bildschirm anzuschauen, so Stieler. „Und dann frage ich mich: Was ist die Intention des Spielers? Der will ja kein Handspiel machen, der will Gnabry weghalten, nur dummerweise ist da halt der Ball im Weg. Deswegen kommt es zum leichten Kontakt. Und dann stelle ich mir die Frage: Ist das jetzt die Verhinderung eines aussichtsreichen Angriffs? Da hatte ich Zweifel. Einmal war der Hamburger Spieler nicht aus dem Spiel genommen, dann war der Ball in der Luft.“
Die Proteste von Kimmich & Co. sah Stieler gelassen. „Die haben sich mal kurz erkundigt“, lächelte er, „die waren dann aber auch happy mit der Erklärung.“ Wenige Minuten später stand es auch so 4:0, nachdem Harry Kane den Handelfmeter verwandelt und Luis Diaz nach einem von Kimmich schnell ausgeführten Freistoß aus der Distanz getroffen hatte. Für Soumahoro war die Partie erst zur Pause beendet, als ihn HSV-Coach Merlin Polzin regulär auswechselte.