Im Februar 2021 beendete der 1. FC Köln mit dem ehemaligen Sportchef und damaligen Vorstandsberater Jörg Jakobs abrupt die Zusammenarbeit. Nun wehrt sich der 55-Jährige gegen Ex-Geschäftsführer Christian Keller und den Vorstand der Geißböcke.
Nach Entlassung vor anderthalb Jahren
Die Kommunikation der Trennung fiel knapp aus. „Die Kündigung ist Teil der Aufarbeitung der Transfersperre, die gegen den 1. FC Köln verhängt wurde. Die Rolle von Jörg Jakobs in dem Transfer um Jaka Cuber Potocnik, bei dem er die damalige Geschäftsführung der 1. FC Köln GmbH & Co KGaA beriet, lässt eine weitere Zusammenarbeit als sportlicher Berater des Vorstands aus unserer Sicht nicht zu“, schrieb der 1. FC Köln im Februar vergangenen Jahres und beendete so eine zuvor jahrelange Zusammenarbeit mit Jörg Jakobs.
Der Sportwissenschaftler war in verschiedenen Funktionen für den FC tätig, von 2012 bis 2013 auch in erster Reihe als Sportchef. Dann endete die Partnerschaft abrupt. „Ich war überrascht, weil es keinerlei Vorgespräche gab. Insbesondere, wenn ich mir das spätere Rechtsgutachten ansehe: Da ist an keiner Stelle von einem Fehlverhalten meinerseits gesprochen worden, sondern von fehlendem Vertrauen, sodass die Zusammenarbeit keinen Sinn mehr mache“, erklärt Jakobs nun in einem Interview mit dem Kölner Stadt-Anzeiger.
„Ich wurde durch Christian Keller systematisch beim Vorstand diskreditiert.“ (Jörg Jakobs im Interview mit dem KStA)
Die Trennung inklusive indirekter Beschuldigung durch den Vorstand sieht Jakobs als Tiefpunkt einer Kampagne durch den inzwischen ebenfalls entlassenen damaligen Sport-Geschäftsführer Christian Keller: „Bei mir war es so, dass ich sehr früh nach dem Amtsantritt von Christian Keller keine beratende Funktion mehr hatte. Ich wurde durch Christian Keller systematisch beim Vorstand diskreditiert. Daraufhin wurde meine Beratung von Seiten des Vorstands nicht mehr eingefordert.“
Auch den Vorstand, der ihn selbst einst als Berater engagiert und dann fallen ließ, geht Jakobs im Interview an: „Ich bin mir sicher, dass in den letzten Jahren beim FC unter dem noch amtierenden Vorstand Situationen aufgetreten sind, die ein Handeln erfordert hätten. Ich glaube, dass den Vorständen auch klar war, dass sie handeln müssten, es aber aus atmosphärischen Gründen nicht getan haben.“
Lob für Sportdirektor Kessler
Den von Keller verordneten Sparkurs sieht Jakobs ebenfalls kritisch – und wehrt sich gegen die Annahmen, die Klub-Sanierung sei nur Keller zu verdanken: „Wir haben bereits ab Sommer 2021 signifikant Gehälter eingespart und später durch Transfer-Einnahmen Gelder generiert. Und sportlich ein sehr ordentliches Ergebnis mit Platz sieben und der Rückkehr nach Europa erzielt. Die Konsolidierung begann nicht mit Keller, sondern nachweisbar am 1. Juni 2021. Dass Christian Keller diesen Sparkurs fortgeführt hat, halte ich für grundsätzlich sinnvoll. Die Frage stellt sich allerdings: Ab wann beginnt das Kaputtsparen? Am Ende stand ein vermeidbarer Abstieg, denn zu dem Zeitpunkt wäre das notwendige Geld vorhanden gewesen, um die sportliche Überlebenschance zu vergrößern.“
Kellers Nachfolger, den aktuellen Sportdirektor Thomas Kessler, hält Jakobs hingegen für „sehr talentiert“. Er selbst schließt eine Rückkehr zum FC nicht vollständig aus: „Ich habe keine Ambitionen mehr, in irgendeiner Form im Profifußball tätig zu sein. Wenn sich aber wieder eine Form der Zusammenarbeit mit dem FC ergeben sollte, gerne auch in Verbindung mit meiner Tätigkeit an der Sporthochschule, würde ich mir das immer anhören.“