Der FC Augsburg steckt dann doch wieder nur im Überlebenskampf. Trainer Jess Thorup muss im neuen Jahr Antworten liefern.
Alarmierender Trend beim FCA
Neu ist das Gefühl nicht, mit dem sich der FC Augsburg jetzt in die Winterpause verabschiedet. Zum neunten Mal in Folge blieb der kleine Bundesliga-Dino am Samstag sieglos zum Jahresabschluss, doch das ist die kleinste Sorge nach dem peinlichen 1:5 bei Aufsteiger Holstein Kiel.
Unmittelbar vor dem Weihnachtsfest wächst der Druck auf Trainer Jess Thorup. Der Däne, seit vierzehn Monaten im Amt, hatte die Augsburger in der Vorsaison zunächst stabilisiert, am Ende (nach kurzen Europacup-Träumen) einen für Augsburger Verhältnisse souveränen Klassenerhalt gefeiert. Doch von einer Weiterentwicklung fehlt seit Monaten jede Spur, im Gegenteil: Mit 32 Gegentoren stellt der FCA inzwischen die drittschlechteste Abwehr der Liga, dazu den viertschwächsten Angriff, hat weniger Punkte als zum gleichen Zeitpunkt der Vorsaison auf dem Konto. Spielerisch reitet Thorups Truppe seit Wochen von einem Offenbarungseid in den nächsten.
„Das kann so nicht weitergehen.“ (Phillip Tietz)
Natürlich kann man als FC Augsburg in München (0:3) oder gegen Leverkusen (0:2) verlieren, dabei aber völlig mut- und dadurch auch chancenlos zu bleiben? Das hatte bei den Verantwortlichen um Geschäftsführer Michael Ströll sowie Sportdirektor Marinko Jurendic bereits für Unmut gesorgt. Glückliche Erfolge wie das Weiterkommen im Pokal in Karlsruhe (im Elfmeterschießen) oder das 2:2 in Frankfurt (dank gütiger Mithilfe des Eintracht-Keepers Kevin Trapp) kaschierten den Eindruck einer ansonsten festgefahrenen und inspirationslosen Mannschaft.
„Wir haben heute 5:1 aufn Sack bekommen vom Aufsteiger Holstein Kiel“, stellte der wie immer emotionale Phillip Tietz am Samstag unumwunden fest, nahm den Trainer jedoch kategorisch aus der Verantwortung. „Auf gut Deutsch müssten wir jetzt jeden Tag geknechtet werden, bis die Vorbereitung wieder losgeht. Vielleicht passiert’s auch noch. Weiß ich nicht, keine Ahnung.“ Sein Vorschlag: „Es muss mal richtig ordentlich knallen. Weil das kann so nicht weitergehen.“
Thorup darf sich ab Januar an der Wende versuchen
Geht es aber, zumindest mit dem Trainer. Thorup soll im neuen Jahr die Chance bekommen, endlich etwas Fantasie zu beweisen; mal etwas zu wagen; nicht immer nur auf defensive Stabilität zu schauen. Von der von ihm selbst geforderten Balance zwischen Defensive und Offensive fehlt jedenfalls die kleinste Spur.
Thorup, der den Gegner Kiel trotz erst eines Saisonsieges vorher noch starkgeredet hatte, stellte für seine Verhältnisse zwar recht offensiv auf, traf aber im Verlaufe der Partie wieder mal merkwürdige Entscheidungen: Hätte der Trainer nach der Verletzung von Innenverteidiger Keven Schlotterbeck nicht positionsgetreu wechseln und dem viel gelobten Eigengewächs Noahkai Banks eine Chance geben können? Immerhin stand es zu diesem Zeitpunkt noch 1:0 für Augsburg. Stattdessen musste der Schienenspieler Dimitrios Giannoulis in die Dreierkette rücken, prompt fiel das 1:1.
Augsburg in den „Top 10“? Es heißt wieder mal Abstiegskampf
Und warum nahm Thorup beim Stand von 1:4 nach nicht mal einer Stunde mit Samuel Essende seinen gefährlichsten Angreifer vom Feld? Fragen, die der Däne der sportlichen Leitung beantworten muss. Obwohl er natürlich wenig dafür kann, wenn zur Feier des Tages auch noch sein Torwart, Nediljko Labrovic, einen verheerenden Auftritt hinlegt, sich ein Tor selbst fängt und beim nächsten die Mauer fast schon aberwitzig falsch stellt.
Trotzdem: Der letzte Auswärtssieg des FCA liegt inzwischen ein Dreivierteljahr zurück, Aussicht auf Besserung besteht bei den im Januar anstehenden Reisen nach Berlin und Bremen nicht zwingend, dafür fehlen derzeit die Anzeichen.
Geschäftsführer Ströll hatte vor fast einem Jahr beim Redaktionsbesuch des kicker den Wunsch geäußert, den FCA in den „Top 10“ zu etablieren. Für diese Saison muss das ernüchternde Fazit vorerst mal wieder lauten: Die Top 15 wären auch okay. Hauptsache nicht absteigen.