Toppmöller: „Es gibt immer Stimmen, die an dir zweifeln“

Der Einzug in die Champions League mit Eintracht Frankfurt ist der vorläufige Höhepunkt in der noch jungen Trainerkarriere von Dino Toppmöller. Dabei sah er sich und sein Team immer wieder mit Zweifeln konfrontiert.

Harmonie als Erfolgsschlüssel bei der Eintracht

Spätestens mit dem Verkauf von Randal Kolo Muani am letzten Tag des Transferfensters im Sommer 2023 war abzusehen, dass Dino Toppmöller in Frankfurt vor einer schwierigen Premierensaison steht. Platz 6 war angesichts der Umstände und des großen personellen Umbruchs ein Top-Ergebnis, die Leistungen in der Rückrunde waren indes überwiegend nicht zufriedenstellend. Ebenso wenig das Aus in der Conference League gegen Union Saint-Gilloise und im DFB-Pokal bei Drittligist Saarbrücken. Dass im vergangenen Jahr nur 47 Punkte für Platz 6 reichten, war eine statistische Ausnahme.

„Viele haben nicht an uns geglaubt“

Das Festhalten an Toppmöller nach der Saison war nachvollziehbar und richtig, dennoch schwang in der Öffentlichkeit bei vielen Fans und Medien eine gewisse Skepsis mit. Beklagt hat sich der Coach darüber nie. „Es gab aufgrund von ein paar holprigen Momenten im letzten Jahr von Anfang an so viele Zweifler, die nicht an uns geglaubt haben. Doch die Jungs haben einen herausragenden Job gemacht“, rekapituliert der Coach. „Am Anfang der Saison hatten wir eine tolle Serie, anschließend gab es zwei, drei Spiele, die wir nicht gewonnen haben. Dann kamen schon wieder die Zweifler um die Ecke, mit sieben Siegen gaben wir wieder die richtige Antwort.“

Kurz nach dem Jahreswechsel riss der Abgang des Unterschiedsspielers schlechthin eine klaffende Lücke in die Offensiv. „In der Winterpause haben wir mit Omar Marmoush den besten Spieler der Saison verloren. Dann kamen die Nächsten um die Ecke: Schaffen sie das?“ Die Winter-Zugänge Michy Batshuayi und Elye Wahi schlossen die Marmoush-Lücke nicht mal ansatzweise. Mit 27 Punkten in der Rückrunde können Mannschaft und Trainerteam sehr zufrieden sein.

„Ich bin unfassbar stolz auf diese junge Mannschaft. Es soll nie ein Alibi sein, wenn man über junge Spieler spricht. Trotzdem muss man anerkennen, dass diese Jungs Herausragendes geleistet haben“, lobt Toppmöller. Er betont: „Wir haben in der ganzen Saison viel Widerstandsfähigkeit gezeigt.“ Ob man Sportler sei oder Trainer, „es gibt immer Stimmen, die an dir zweifeln“, weiß der 44-Jährige. Er rät: „Davon darfst du dich nicht beeindrucken lassen. Du musst an deine Qualität glauben und extrem fleißig sein.“

Die Früchte harter Arbeit

In den Augen von Markus Krösche ist es nur folgerichtig, dass Toppmöller nun die Früchte seiner Arbeit erntet. „Der Fußball gibt dir all das zurück, was du investierst, und Dino hat immer viel investiert. Im ersten Jahr Sechster, jetzt Dritter – es gibt schlechtere Starts als Cheftrainer in der Bundesliga“, sagt der Sportvorstand.

In seinem zweiten Jahr am Main entwickelte sich Toppmöller nicht nur als Trainer weiter, unter seiner Federführung vollzogen abermals auch zahlreiche Spieler große Entwicklungsschritte. Die U-21-Nationalspieler Nnamdi Collins und Nathaniel Brown etablierten sich in der Bundesliga, Marmoush und Hugo Ekitiké entwickelten sich zu internationalen Top-Stürmern.

Trotz einiger schwieriger Phasen agierte das Team konstanter und zeigte attraktiveren Fußball. Wettbewerbsübergreifend 95 Tore in 49 Pflichtspielen sind ein starkes Statement. Mehr Treffer waren es zuletzt 2019/20, damals 99 in 55 Partien. Krösche spricht von einer „sehr guten Entwicklung“ der Mannschaft, einzelner Spieler und des Fußballs.

Keine Zweifel, keine Klagen

Vorstandssprecher Axel Hellmann ergänzt: „Dino Toppmöller hat nie geklagt, auch nicht, als wir Marmoush verkauft haben. Und er hat nie gezweifelt. Kurz vor seiner Vertragsverlängerung war er bei mir im Büro – und fest davon überzeugt, dass wir das schaffen werden.“ Diesen Glauben vermittelte der Trainer den Spielern, bemerkenswerte Worte fand er auch auf der Pressekonferenz zwei Tage vor dem „Endspiel“ in Freiburg.

Unter anderem sagte er: „Michael Jordan hat oft gesagt, dass er 9000 Würfe vergeben, über 300 Spiele verloren und 26-mal den Game-Winning-Shot daneben geworfen hat. Deswegen ist er so erfolgreich, weil er immer wieder und immer wieder versagt hat. Deshalb brauchen wir keine Angst vor dem Scheitern zu haben. Am Ende ist das die Geschichte eines jeden Sportlers: aus einem Scheitern zu lernen und zu wachsen.“

Harmonie als Schlüssel zum Erfolg

Hellmann betont, dass es Toppmöller nach dem vergebenen Matchball gegen St. Pauli geschafft habe, eine „Wagenburg-Mentalität“ zu erzeugen. Auch das sei im Saisonfinale wichtig gewesen. Der Trainer nennt noch eine weitere Zutat des Erfolgsrezepts: „Die Harmonie in der Vereinsführung, nicht nur in meinem Verhältnis zu Markus, sondern auch im großen Ganzen ist ein Schlüssel für den Erfolg des Vereins. Auch wenn mal ein Sturm aufzieht, bleiben wir ruhig und geschlossen, treten als Einheit auf. Der ganze Verein stand hinter uns wie eine Eins.“

Bemerkenswert ist Toppmöllers Aussage, dass der Einzug in die Königsklasse das ganze Jahr über der Antrieb gewesen sei. „Wir wollten den wundervollen Verein Eintracht Frankfurt in die Champions League bringen. Davon haben wir alle geträumt. Das war unser absoluter Antrieb in der ganzen Saison. Ich bin unfassbar stolz und auch glücklich darüber, dass wir diejenigen sind, die den Verein das erste Mal über die Liga in Champions League geführt haben“, sagt der Coach, „das ist eine grandiose Leistung von allen, die dabei waren.“

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