Die dritte Heim-Niederlage in Folge, Bochum präsentiert sich gegen den VfB Stuttgart völlig von der Rolle. Ein Aussetzer, der für Trainer Dieter Hecking nicht von ungefähr kommt.
Bochums kompletter Aussetzer gegen den VfB
Viel Lob hatte der VfL Bochum zuletzt kassiert, aber keine Punkte. Zum Beispiel vor einer Woche im Spiel bei Doublesieger Bayer Leverkusen bot der VfL lange Paroli, kassierte aber dennoch eine Niederlage.
Diesmal gab es keine langen Diskussionen: Dass der VfL einen gebrauchten Tag erwischt hatte, stand quasi schon nach der Anfangsphase fest. Da hätte Chris Führich schon in den ersten Minuten zwei Tore erzielen können, zweimal aber war der VfB dann sogar tatsächlich erfolgreich in den ersten elf Minuten.
Bochum völlig von der Rolle
Alle Planungen waren in Rekordzeit über den Haufen geworfen. Der VfL präsentierte sich wie ein Absteiger, ein Eindruck, der sich über die gesamten 90 Minuten nicht legte. Schwach und unsortiert in der Defensive, nach vorne ging gar nichts, „das“, befand Torhüter Timo Horn, „war unsere schwächste Leistung seit Monaten.“
Zurecht hatte Hecking in den letzten Wochen und Monaten die Fortschritte seiner Mannschaft gelobt, auch wenn die Bemühungen nicht immer in Erfolgen endeten. Diesmal indes präsentierte sich seine Truppe völlig von der Rolle; nicht ganz überraschend für den erfahrenen Coach, der im Fußball im Grunde genommen schon alles gesehen und erlebt hat.
Bereits nach 20 Minuten habe er wechseln wollen, „wir haben quasi von der ersten Sekunde an nicht stattgefunden“, kritisierte Hecking. „Kollektiv war das eine Nicht-Leistung, da schließe ich mich auch mit ein.“
Erstmals kassierte der VfL unter Hecking vier Gegentore; mehr waren es zuletzt am neunten Spieltag gewesen beim 2:7 in Frankfurt, dem letzten Spiel, bevor Hecking sein Amt antrat. Damals stand noch Interimstrainer Markus Feldhoff an der Seitenlinie.
Hecking: „Dafür bin ich zu lange im Geschäft“
Und nun? Anzeichen von Auflösungerscheinungen? Hecking bewahrt die Ruhe, ganz nachvollziehbar, er strahlt weiter Optimismus aus, weil er weiß, was seine Mannschaft leisten kann. Und was eben nicht.
„Solche Spiele, in denen gar nichts läuft, hast du immer mal dabei“, sagte Hecking ernüchtert, „das kann mich nicht überraschen, dafür bin ich zu lange im Geschäft.“ Ein bisschen hatte er kommen sehen, was sich da abspielte, nicht unbedingt in diesem speziellen Spiel gegen den VfB Stuttgart, sondern grundsätzlich.
Bleibt noch die Frage nach der Intensität und den Leistungen seiner Profis unter der Woche. Vize-Kapitän Philipp Hofmann zum Beispiel hatte von einer „intensiven Trainingswoche“ berichtet, die erforderliche Schärfe sei vorhanden gewesen. Das registrierte Hecking etwas verwundert; offensichtlich hatte er zumindest während einer Übungseinheit unter der Woche einen etwas anderen Eindruck erhalten.
„Null Analyse“ sei nun in der kommenden Woche geplant, aber dass insgesamt der Zusammenhalt nicht zu spüren war, wie Hecking es formulierte, wird er natürlich auch im Gespräch mit seinen Spielern hinterfragen. „Außerdem“, kritisierte Hecking, „waren nicht einmal die Basics vorhanden.“
Das betraf zum Beispiel Myron Boadu, aufgrund seiner Vita und Ausbildung im Kader eigentlich der einzige Stürmer, dem in einer kompletten Saison eine zweistellige Torquote zuzutrauen wäre. Sein Können hat der Niederländer ja auch schon mal aufblitzen lassen, nicht nur bei seinem Dreierpack beim 3:3 gegen RB Leipzig.
Nun war die Arbeitstag des Stürmers nach 45 Minuten beendet, ebenso wie der von Felix Passlack; insgesamt hätte Hecking auch acht oder neun Spieler auswechseln können.
Boadus unzureichende Körpersprache
Dass es den Niederländer traf, war aber logisch und nachvollziehbar, obwohl Bochum bei der geplanten Aufholjagd einen treffsicheren Stürmer gut hätte gebrauchen können.
Dass Hecking zur Pause Boadu draußen ließ, mag auch an dessen unangebrachter Körpersprache gelegen haben. Boadu bewegte sich insgesamt zu wenig, machte seinen Nebenleuten überdies mit Gesten immer wieder klar, dass sie ihn seiner Meinung nach nicht vernünftig anspielten.
Am Samstag gegen Augsburg hat der VfL, ebenfalls im Ruhrstadion, die Gelegenheit, den schwachen Eindruck vom Stuttgart-Spiel zu korrigieren. Es wäre keine Überraschung, wenn Boadu dann nicht zur Startelf gehören würde.