Vuskovic: Wildheit, Wille und eine verrückte Verletzung

Vuskovic-Sprechchöre haben im Hamburger Volkspark spätestens seit der Sperre gegen Mario und dem November 2022 Tradition. Seit Samstagnachmittag gelten sie auch Luka, der mit seinem Führungstreffer zum Wegbereiter des ersten HSV-Sieges in der Bundesliga seit über sieben Jahren wurde – und auch ein unliebsames Andenken aus der Partie gegen Heidenheim mitnahm.

HSV-Youngster stellt die Weichen zum erlösenden Sieg

Als die 18-jährige Leihgabe aus Tottenham, mit der Statur eines Boxers und dem Gesicht eines Milchbubis, in der Mixed-Zone des Volksparkstadions seine Gefühle und sein Tor erklären sollte, hatte er zwei Finger an der rechten Hand dick verbunden und auch eine erste Selbstdiagnose erstellt: „Ich denke, dass zwei Finger gebrochen sind.“ Der Grund: Ärger über sich selbst. Schon vor seinem Tor zum 1:0 hatte er eine Groß-Chance, hatte aus Nahdistanz nach einem Eckball jedoch drübergezogen. „Darüber habe ich mich so geärgert, dass ich mit voller Wucht gegen den Pfosten gehauen habe.“ Die TV-Bilder zeigen: Er schlug sogar mit der Faust gegen das Gebälk.

Fabio Vieira ist im Zentrum ein echter Gewinn

Luka Vuskovic besiegte während des 2:1-Erfolges an einem wilden Samstagnachmittag nicht nur die Schmerzen, sondern auch seine eigenen Nerven. Denn der neue Abwehr-Chef hatte fahrig und fehlerhaft begonnen, stieg aber gleichzeitig auch zum Sinnbild auf. Wie der junge Kroate kämpfte und arbeitete sich der gesamte HSV in eine Partie, die weite Teile der ersten Hälfte klar von den Heidenheimern geprägt worden war. Einzig Torwart Daniel Heuer Fernandes hatte es der unsortierte Aufsteiger zu verdanken, dass er noch nicht hoffnungslos im Rückstand lag, als Vuskovic traf.

Merlin Polzin ordnet diesen ersten Dreier seit dem Aufstieg als „Arbeitssieg“ ein und verdeutlicht, dass dieser nicht allein am Spieltag errungen wurde, sondern ein Ergebnis der gesamten Woche und auch einiger klarer Worte gewesen sei. „Der Sieg hat sich nicht nur heute zugetragen, wir haben während der Woche deutliche Worte gefunden, auch die Spieler untereinander. Wir haben zudem darüber gesprochen, wofür wir stehen wollen.“

Das ist nach einem ersten Durchgang, der durch die Führung auf den Kopf gestellt wurde, nach der Pause streckenweise tatsächlich sichtbar geworden. Weil der HSV leidenschaftlicher verteidigte und entschlossener umschaltete.

Die Steigerung mündete in einem Sieg, der auf Spieler und Zuschauer gleichermaßen eine erlösende Wirkung hatte, der jedoch nicht den Blick darauf vernebeln kann, dass noch lange nicht alles gut ist. Die Abwehr war wackliger als er ein Gegentreffer suggeriert – und das Offensivspiel entwickelte sich erst nach dem Seitenwechsel.

Polzin spricht richtigerweise von einer „absoluten Energieleistung“ des gesamten Stadions. Und sagt: „Unser Prozess ging als Stückwerk voran, aber die Tribünen sind geduldig geblieben. Wir hatten nicht das Gefühl, dass es ein Spiel Elf-gegen-elf war, sondern, dass wir das gesamte Stadion an unserer Seite hatten.“

Der Trainer hatte den Sieg ebenfalls begünstigt – mit Maßnahmen, die sich auszahlten. Arsenal-Leihgabe Fabio Vieira vom rechten Flügel ins Zentrum zu beordern, war ebenso ein richtiger Schachzug wie der Einbau von Rayan Philippe auf dem Flügel. Der portugiesische Regisseur demonstrierte eindrucksvoll, dass er das Spiel des Aufsteigers aus der Mitte heraus prägen kann, und Philippe konnte erstmals seine Schnelligkeitsvorteile ausspielen.

Am Ende stand der sehnlichst erwartete erste Erfolg und eine Atmosphäre, die Vuskovic „einfach verrückt“ fand. Diese Begrifflichkeit passt auch vortrefflich zur Entstehung seiner Hand-Blessur.

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