Noah Darvich stand erst einmal im Kader der VfB-Profis und spielte noch keine Minute. Das wird wohl noch eine Weile so bleiben.
Der Plan mit dem VfB-Neuzugang – und die Hürden
Einer der erfolgreichsten Scorer seines Teams, Woche für Woche gesetzt, ligaweit unter den notenbesten Spielern: Noah Darvich ist eigentlich da, wo er beim VfB Stuttgart hinwill, nur in der „falschen“ Liga. Der Sommerneuzugang hat sich zu einem festen Bestandteil der zweiten Mannschaft entwickelt, ist in der ersten aber bislang ein Phantom.
Am zweiten Bundesliga-Spieltag berief Sebastian Hoeneß Darvich gegen Borussia Mönchengladbach in den Spieltagskader – erstmals und letztmals. Seit der darauffolgenden Länderspielpause treibt der seit September 19-Jährige seine Entwicklung ausschließlich unter Nico Willig in der 3. Liga voran. Was Sportvorstand Fabian Wohlgemuth im Sommer über den Deutschland-Rückkehrer vom FC Barcelona sagte, gilt immer noch: „Ihm gehört die Zukunft.“ Die Gegenwart gehört vorerst anderen.
Nicht nur Darvich leidet unter der neuen Breite in Hoeneß‘ Kader
„Vorne haben wir gerade eine Breite mit einigen Spielern, die gute Leistungen gezeigt haben. Da ist es dann naturgemäß schwieriger, reinzukommen. Die Dinge werden so schnell nicht verändert“, betonte Hoeneß nach dem 3:2-Sieg gegen den FC Augsburg. Er sprach dabei zwar über Silas, der noch gänzlich ohne Kader-Nominierung ist, hätte aber über Lazar Jovanovic oder Darvich dasselbe sagen können. Obwohl Hoeneß in dieser Saison rotiert wie noch nie, bleiben einige Spieler außen vor.
Im Gegensatz zu Jovanovic, der in der 3. Liga als Nicht-EU-Ausländer nicht auf der Spielberechtigungsliste steht, hat Darvich immerhin die Möglichkeit, bei der U 21 für sich zu werben, und er nutzt sie bislang. In sieben Einsätzen für den Tabellenneunten traf der offensive Mittelfeldspieler bereits dreimal und sammelte einen Assist, mit einem kicker-Notenschnitt von 2,71 ist er der sechstbeste Feldspieler der Liga. Und doch wird die Chance bei Hoeneß – abgesehen von mancher Trainingseinheit – so schnell nicht kommen.
Hoeneß: „Das ist kein Zuckerschlecken“
„Bei Noah war eigentlich klar, dass der Weg läuft, wie er jetzt läuft“, erklärte der VfB-Chefcoach vor rund zwei Wochen. „Und das ist auch genau richtig. Für ihn ist es Gold wert, so viele Minuten auf Drittliganiveau zu sammeln. Da kann ich mich nur wiederholen: Das ist kein Zuckerschlecken. Das ist eine Liga, in der du dich erst mal durchsetzen und beweisen musst. Es ist häufig genau der richtige Zwischenschritt. Und das wird es bei Noah bleiben, weil wir bei ihm wirklich sehr viel sehen.“
Darvich, der 2023 als U-17-Europameister für 2,5 Millionen Euro vom SC Freiburg zum FC Barcelona gewechselt war, dort in zwei Jahren aber fast ausschließlich in der zweiten Mannschaft zum Einsatz kam, „ist absolut bereit, an sich zu arbeiten“, lobt Hoeneß. Damit bringe er „das Allerwichtigste“ schon mal mit. Auch wenn der Linksfüßer ein „absoluter Künstler“ sei, könne er „Fußball auch arbeiten“.
Von einem Fehleinkauf ist Darvich also auch ohne Bundesliga-Minute weit entfernt. Im Gegenteil: Der VfB hat bei ihm und dem fast gleichaltrigen Jovanovic bewusst „in das enorme Potenzial dieser Talente investiert“, wie Wohlgemuth im Sommer erklärt hatte. Und sollte Darvich eines Tages in der „richtigen“ Liga für den VfB auftrumpfen, können die Verantwortlichen seinen Umweg neuen Nachwuchskräften bestens als Vorbild verkaufen. Hoeneß hat daran keine Zweifel: „Er wird seinen Weg gehen, das steht fest.“
