Im Herbst 2025 will BVB-Boss Hans-Joachim Watzke voraussichtlich aus der Geschäftsführung der KGaA abtreten. Lange galt als sicher, dass er anschließend auf das Präsidentenamt des Vereins wechseln würde. Doch so einfach ist die Lage nicht. Denn der aktuelle Präsident Dr. Reinhold Lunow hat eine erneute Kandidatur angekündigt.
BVB-Präsident Lunow will sich erneut zur Wahl stellen
Gerade noch einmal gut gegangen – so lautete die sportliche Bilanz der abgelaufenen Saison aus Sicht von Borussia Dortmund. Dank eines fulminanten Schlussspurts und unter Mithilfe etlicher Konkurrenten gelang dem BVB unter dem im Februar gestarteten Trainer Niko Kovac noch die erneute Qualifikation für die Champions League – und stärkte damit auch Sport-Geschäftsführer Lars Ricken, der die Verpflichtung des 53-Jährigen federführend vorangetrieben hatte. Insbesondere auch für Hans-Joachim Watzke, den im Herbst aus der Geschäftsführung der Borussia Dortmund GmbH und Co KGaA ausscheidenden BVB-Boss, waren das gute Nachrichten, konnte er der Zukunft des Klubs dank des gelungenen Zieleinlaufs deutlich beruhigter entgegenblicken.
Lunow: „Vergegenwärtigen, was uns ausmacht“
Eigentlich schien es als ausgemacht, dass Watzke nach dem Ausscheiden aus der Geschäftsführung des börsennotierten Unternehmens auf das Präsidentenamt des e. V. wechseln würde – auch wenn weder Watzke noch sonst jemand innerhalb des Vereins das je so klar ausgesprochen hatte. Seit Dienstag allerdings gestaltet sich die Situation komplizierter: Denn der amtierende Präsident Dr. Reinhold Lunow kündigte unter anderem gegenüber den Ruhr Nachrichten eine erneute Kandidatur an.
„Ich kandidiere erneut als Präsident von Borussia Dortmund, weil unser Verein einzigartig ist – und das soll so bleiben. Dafür brauchen wir ein starkes neues Miteinander: Aufbruch und Kontinuität, wirtschaftliche Stabilität und gesellschaftliche Verantwortung gehören untrennbar zusammen“, schreibt Lunow in einer schriftlichen Stellungnahme, die auch dem kicker vorliegt. „Mein Wunsch bleibt dabei: Der BVB darf niemals seine Identität verlieren. Gerade in einer Welt des ständigen Wandels müssen wir uns vergegenwärtigen, was uns ausmacht – unsere Werte, unsere Traditionen und der unerschütterliche Zusammenhalt der Borussia-Familie. Diese Werte bilden das Fundament unseres Erfolgs und das, was uns als Verein stark macht.“
Lunow beruft gut vernetzten Fanvertreter in sein Team
Auf der nächsten Mitgliederversammlung im November will sich der Mediziner ein weiteres Mal zur Wahl stellen. Die Gremien sind bereits informiert. Sollte Watzke also tatsächlich antreten, droht ihm eine Kampfkandidatur mit Lunow, der zwar national nur wenig bekannt ist, dafür aber innerhalb der aktiven Fanszene durchaus für seine kritische Haltung geschätzt wird.
Dazu passt, dass Lunow unter anderem Jakob Scholz in sein Team berief, der als Vorstand der Fan- und Förderabteilung des BVB innerhalb der Fanszene sehr gut vernetzt ist und dessen Stimme gehört wird. Wie groß sein Einfluss ist, zeigte sich auf der Mitgliederversammlung im vergangenen November, als er sich kritisch zur Sponsoren-Partnerschaft mit dem Rüstungsunternehmen Rheinmetall äußerte. Die anschließende Abstimmung unter den anwesenden Mitgliedern brachte einem Antrag, die Partnerschaft zu beenden, eine deutliche Mehrheit. Auch Lunow hatte sich zuvor kritisch zu dem Sponsoring positioniert.
Watzke: „Es ist das gute Recht von Lunow“
„Es ist das gute Recht von Reinhold Lunow, sich für das Präsidentenamt zu bewerben. Ich werde mit den Gremien des BVB die Ableitungen daraus besprechen“, sagte Watzke gegenüber der Sportschau, die ebenfalls über Lunows Kandidatur berichtet hatte. Dass auch er grundsätzlich bereitstünde, über sein Ausscheiden aus der Geschäftsführung hinaus für den Verein tätig zu sein, hatte Watzke zuletzt im ZDF bestätigt: „Wenn mein Verein das will, stehe ich zur Verfügung.“
Dass die Stimmung im Dortmunder Umfeld trotz des sportlich versöhnlichen Saisonabschlusses keineswegs ruhig ist, darauf deutete in der vergangenen Woche ein Statement des Fan-Bündnis „Südtribüne Dortmund“ hin.
Fan-Bündnis: „Es braucht klare Strukturen und eine Vision“
Darin heißt es: „Obwohl wir uns in den letzten Monaten bewusst zurückgenommen haben, um die Unruhe rund um den BVB nicht noch weiter zu verstärken, bot die abgelaufene Spielzeit trotzdem keinen Grund zum Feiern, wie Neu-Trainer Kovac am Samstag treffenderweise formulierte.“
Und weiter: „Schwerer als die wechselhaften Darbietungen auf dem Rasen wog die Art und Weise, wie sich unser Verein und allen voran seine Verantwortlichen in der jüngeren Vergangenheit präsentierten. (…) Angesichts der wachsenden Konkurrenz in der Bundesliga steht unser Verein nun am Scheideweg. Nach zwanzig überwiegend erfolgreichen Jahren wird Hans-Joachim Watzke in Kürze die Geschäftsführung des BVB verlassen. Deshalb gilt es jetzt, die gewohnten Handlungsmuster auf den Prüfstand zu stellen – denn der Abgang einer solch prägenden Figur bietet gleichzeitig die Chance auf einen echten Neuanfang fernab der insbesondere sportlich ausgeprägten Rückwärtsgewandtheit. Dazu braucht es allerdings klare Strukturen und eine Vision darüber, was Borussia Dortmund in Zukunft darstellen will.“