Sieben Spieler für zwei Positionen: Der VfL Wolfsburg hat auf den Flügeln ein Überangebot an namhaften Spielern. Das wird sich noch ändern müssen.
Drei Wechselkandidaten
Über einen Mangel an offensiven Außen kann sich Wolfsburgs neuer Trainer nun wahrlich nicht beklagen. „Wir haben viele Flügelspieler“, stellt Paul Simonis nüchtern fest. „Wir haben Vaclav zurück und Amoura ist nach seiner Verletzung wieder da. Und Wimmer ist da, und wir haben Kevin. Also ja, man muss ein bisschen kreativ sein.“
Gemeint sind Vaclav Cerny, der von seiner Leihe von den Glasgow Rangers zurückgekehrt ist, und Mohammed Amoura, der am Mittwoch gegen Espanyol Barcelona (0:1) nach einer Oberschenkelverletzung erstmals in dieser Vorbereitung zum Einsatz kam. Zudem Kevin Paredes, der die vergangene Saison wegen eines Fußbruchs fast komplett verpasst hat. Und Kevin Wimmer, der unter Ralph Hasenhüttl ins Mittelfeldzentrum gewandert war, nun wieder außen eingeordnet ist. Diese vier besetzten am Mittwoch die Wolfsburger Flügel – die Simonis auch noch mit weiteren Spielern dieser Sorte bestens hätte bestücken können.
Tiago Tomas und Skov Olsen in ungewohnten Rollen
Mit Tiago Tomas zum Beispiel, der gegen Espanyol auf die eher ungeliebte Rolle als alleinige Neun auswich. Und Andreas Skov Olsen, der auf der Zehn agierte, wo zuletzt auch schon Cerny eingesetzt wurde. Und auch Neuzugang Jesper Lindström ist ein Mann für die Flügel, kann aber ebenso zentral agieren. Dort jedoch ist ja eigentlich Lovro Majer vorgesehen.
Sieben Spieler für zwei Flügelpositionen, dichtes Gedränge auf den Seiten, während es in der Sturmmitte mit Jonas Wind, der wegen muskulären Problemen große Teile der Vorbereitung verpasste, und Dzenan Pejcinovic überschaubar ist. Eine Kaderunwucht, die auf der Neun noch mit einem Transfer eines Mittelstürmers ausgebessert werden soll. Und die auf dem Flügel für einen enormen Konkurrenzkampf sorgt.
„Die Jungs müssen das untereinander ausmachen, wer am besten in die Mannschaft passt.“ (Paul Simonis über den Konkurrenzkampf auf den Flügeln)
„Die Jungs müssen das untereinander ausmachen, wer am besten in die Mannschaft passt“, sagt Simonis, „letztendlich muss ich die Entscheidung treffen.“ Der Trainer schürt den Konkurrenzkampf, der am Ende aber zwangsläufig eine ganze Reihe an unzufriedenen Spielern hervorbringt. Schließlich hat jeder der Kandidaten den Anspruch, Stammspieler beim VfL zu sein. Experimente mit Schienenspielern oder Offensivaußen in Defensivrollen wird es unter Simonis nicht geben. „Das entspricht nicht meiner Spielphilosophie. Flügelspieler müssen als Flügelspieler spielen.“
Amoura, Cerny, Paredes – drei Wechselkandidaten
Mit Blick auf die Teamhygiene wird der VfL gewillt sein, die Flügel-Flut im Aufgebot einzudämmen. Wer sind die Wechselkandidaten? Auch wenn Cerny dem Trainer gegenüber seinen Willen geäußert habe, in Wolfsburger bleiben zu wollen und der Tscheche dazu noch als positive Überraschung in dieser Vorbereitung in Erscheinung tritt, gilt er weiterhin als potenzieller Abgang, der einige Millionen Euro in die Kasse spülen könnte.
Zum Top-Verkauf könnte der Top-Scorer der vergangenen Saison noch werden: Bei Amoura, den Simonis mehr auf der Seite als im Sturmzentrum sieht, gilt der VfL grundsätzlich als gesprächsbereit. Allerdings sollte der Algerier eine Ablöse von mindestens 40 Millionen Euro einbringen. Und auch Paredes könnte ein Spieler sein, bei dem die Wolfsburger Entscheider bei einem Angebot nicht nein sagen – der Vertrag des US-Boys läuft in einem Jahr aus.
Für Simonis ist es aus rein sportlicher Sicht ein Luxusproblem, wenngleich er parallel als guter Moderator auftreten muss. In absehbarer Zeit soll Leihspieler Lindström den Konkurrenzkampf weiter verschärfen. „Jesper kann auf den Außenbahnen spielen, aber er braucht ein bisschen Freiheit“, erklärt der Coach. Zuletzt beim FC Everton habe er „wirklich auf den Außenbahnen gespielt, und das hat ihm nicht so gut gefallen. Er braucht die Freiheit, nach innen zu ziehen. Er braucht Spieler um sich herum, die ihm Optionen am Ball bieten.“
Simonis mahnt zur Vorsicht bei Neuzugang Lindström
Der Haken: Lindström wurde vor der Sommerpause an der Leiste operiert. „Er hat drei Monate lang nicht trainiert“, sagt Simonis, „deshalb müssen wir sehr vorsichtig mit ihm sein.“ Genügend Alternativen hat der Trainer jedenfalls.